Der WM-Umschwung muss ohne den Superstar gelingen. Vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Dänemark am Donnerstag (19.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes nach dem Horrorstart nun auch noch die WM-Absage von Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl zu verkraften.
«Wer will einen Leon Draisaitl nicht in seiner Mannschaft haben?», sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast, nachdem er das Team darüber informiert hatte, dass es in den entscheidenden restlichen vier Vorrundenspielen auf die Angriffswucht des NHL-Topstürmers verzichten muss.
«Ja, ich wäre schon sehr froh über ihn gewesen», gestand Bundestrainer Harold Kreis, dessen Team bislang in allen drei WM-Spielen gegen die Top-Nationen Schweden (0:1), Finnland (3:4) und die USA (2:3) zu wenig Torgefahr erzeugte.
Zeit sprach dagegen
146 Punkte hatte der 27-Jährige in seiner bislang erfolgreichsten NHL-Saison für die Edmonton Oilers erreicht, war am Sonntag (Ortszeit) aber wieder einmal vorzeitig in den NHL-Playoffs ausgeschieden. Dass der darüber frustrierte Draisaitl nicht nach Finnland nachreist, begründete der DEB vor allem mit der Zeit.
Vor «Sonntag oder Montag» wäre Draisaitl bei der WM nicht spielfähig gewesen. Durchaus möglich, dass der deutsche Kampf um das Viertelfinale dann schon verloren ist. Denn die restlichen vier Spiele gegen Dänemark, Österreich (Freitag, 19.20 Uhr), Ungarn (Sonntag, 15.20 Uhr) und Frankreich (Dienstag, 11.20 Uhr/alle Sport1 und MagentaSport) muss das deutsche Team gewinnen, um noch ins Viertelfinale einzuziehen und die Chance auf die direkte Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand zu wahren. Sehr wahrscheinlich sind dann auch die NHL-Spieler erstmals seit 2014 wieder dabei.
Für Top-Verteidiger Moritz Seider, der nach der NHL-Hauptrunde erst angeschlagen abgesagt hatte, war der Olympia-Aspekt auch ein Grund, doch an der WM teilzunehmen und zu helfen. Ob wenigstens NHL-Goalie Philipp Grubauer von den Seattle Kraken nach dessen Playoff-Aus am Montag (Ortszeit) kommt, ist noch unklar, nach der DEB-Argumentation im Hinblick auf die Zeit aber unwahrscheinlich. Für Verstimmung beim DEB-Tross sorgte Draisaitls Absage aber nicht.
«Wir respektieren die Entscheidung und sind zufrieden mit der Mannschaft, die wir hier haben», sagte Draisaitls bester Kumpel im DEB-Team, Frederik Tiffels, und Kreis befand: «Absolut in Ordnung und verständlich.»
Kreis gibt sich gelassen
Der Bundestrainer zeigte sich vor dem ersten entscheidenden Duell mit dem größten Viertelfinal-Konkurrenten Dänemark betont entspannt. «Billie Jean King hat gesagt: Druck ist ein Privileg. Die Mannschaft ist so stabil und gefestigt, dass wir nicht von Druck reden, sondern einfach von einer Challenge», sagte der 64-Jährige, der seinen Spielern nach dem unglücklichen WM-Fehlstart einen trainingsfreien Tag mit Saunabesuch und Grillabend gegönnt hatte.
«Wir sind jetzt alle bereit. Die Vorfreude ist riesig», sagte der frühere NHL-Spieler Dominik Kahun und Verteidiger Leon Gawanke befand entschlossen: «Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.»
Zug zum Tor im Fokus
Im Training arbeitete das Team daran, das Angriffsspiel zu verbessern und mehr Verkehr vor dem gegnerischen Tor zu erzeugen – dem größten Manko im deutschen Spiel bislang. «Jetzt müssen wir natürlich auch mal einen reinhauen», sagte Gawanke vor allem im Hinblick auf das bislang enttäuschende Überzahlspiel.
Der künftige Mannheimer verwies allerdings dezent darauf, dass Dänemark mit NHL-Star Nikolaj Ehlers von den Winnipeg Jets «der schwerste Gegner der letzten vier» ist. «Er ist einer der schnellsten Spieler der Welt. Sein Schuss im Powerplay ist schon Weltklasse», lobte Gawanke, der zuletzt selbst in der Organisation der Jets gespielt hatte.
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