21. November 2024

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DEB-Team heiß auf Medaille: «In der Lage, alle zu schlagen»

Das Selbstbewusstsein im deutschen Eishockey-Team ist nach dem Halbfinaleinzug riesig. Nun soll endlich die erste WM-Medaille seit 1953 her. Auch gegen die USA sehen Spieler und Trainer Chancen.

Im dritten Anlauf soll es endlich klappen. Deutschlands Eishockey-Cracks sind heiß auf die erste WM-Medaille seit 70 Jahren, die ihnen 2010 und 2021 noch verwehrt blieb.

Vor dem Halbfinale am Samstag (17.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) gegen die USA im finnischen Tampere fühlen sich viele Spieler sogar bereit für den ersten WM-Titel am Pfingstwochenende. Selbst Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fiebert daheim mit und richtete dem Team seine Glückwünsche aus.

Selbstbewusstsein getankt

«Alles ist jetzt drin», sagten NHL-Angreifer Nico Sturm und Torhüter Mathias Niederberger unisono, zwei bei dieser WM bislang herausragende Leistungsträger. Kapitän Moritz Müller befand nach dem furiosen 3:1 (1:0, 2:1, 0:0) im Viertelfinale am Donnerstag in Riga gegen die Schweiz: «Ich glaube, dass wir in der Lage sind, jetzt alle Gegner bei dieser WM zu schlagen.» Mit noch einmal gestiegenem Selbstbewusstsein durch die kämpferisch und spielerisch überzeugende Leistung gegen die bei der WM bislang überragenden Schweizer landete das Team von Bundestrainer Harold Kreis am Freitag in Tampere.

Dort vernahm das Team die nächsten schönen Nachrichten: Die WM 2027 findet wieder in Deutschland statt. Und gegen die USA darf auch der beste deutsche Verteidiger Moritz Seider auflaufen. Der 22-Jährige von den Detroit Red Wings hatte gegen die Schweiz eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten, die aber keine Sperre nach sich zog. «Wir wissen alle genau, wo wir hinwollen und hier soll noch nicht Schluss sein», sagte Seider entschieden. 

Finaleinzug wäre historisch

Nach dem Halbfinale am Samstag steht am Sonntag in Tampere entweder das Spiel um Platz drei oder sogar das erste WM-Endspiel seit 93 Jahren mit deutscher Beteiligung an. «Wir werden respektiert», sagte Ex-NHL-Stürmer Dominik Kahun zur Wahrnehmung seines Teams im Kreis der Top-Nationen.

«Man sieht es bei jedem: Man weiß nicht wirklich, ob sie gegen uns spielen wollen, weil sie einfach wissen, wie wir auftreten.» Auch die USA dürfte nach dem deutschen Auftritt gegen die Schweiz gewarnt sein. Wie die Eidgenossen sind auch die USA als Erster der deutschen Gruppe in Tampere durch die Vorrunde spaziert. Das 3:0 des US-Teams im Viertelfinale gegen Tschechien war der achte Sieg im achten Spiel. Zwar fehlen die ganz großen Namen im US-Kader, immerhin 15 Spieler aus der weltweit besten Liga NHL sind aber dabei. In der Vorrunde hatte Deutschland die USA beim 2:3 dennoch bereits am Rande einer Niederlage. Nun hält auch Bundestrainer Kreis sein Team bereit für den großen Coup.

«Es wird darum gehen, dass wir uns an den Spielplan halten, dass wir diszipliniert spielen», sagte der 64 Jahre alte Nachfolger von Toni Söderholm, der schon jetzt auf eine erfolgreiche WM-Premiere als Chefcoach blicken kann. Der Halbfinal-Einzug brachte auch ihn kurz aus der Fassung. «Das berührt mich», sagte Kreis vor der TV-Kamera von MagentaSport und kämpfte mit den Tränen.

Kaderprobleme kein Thema mehr 

15 Leistungsträger hatten ihm vor der WM verletzt abgesagt. In Leon Draisaitl, Tim Stützle und Torhüter Philipp Grubauer sind drei der besten deutschen Spieler aus der NHL nicht dabei. Zudem verblüffte der freiwillige Verzicht auf drei der vier besten deutschen DEL-Torschützen der vergangenen Saison viele. Die Frage, wer bei der WM die Tore schießen solle, begleitete Spieler und Trainer nach Finnland. Tatsächlich ist die DEB-Auswahl das Team mit den bislang zweitmeisten Toren der WM.

«Man kann es nicht befehlen, eine Mannschaft zu bilden», sagte Kreis zu seinem glücklichen Händchen bei der Kaderzusammenstellung. «Man kann nur hoffen, dass sich eine Mannschaft in der Kabine zusammenfindet, dass dieser Spirit sich bildet. Dass die Mannschaft sich so zusammenfindet und so ein Spirit entwickelt, das freut mich riesig.» 

Der Aufwärtstrend geht weiter

Kreis setzt in diesem Turnier die Entwicklung seiner Vorgänger nahtlos fort. Zunächst unter Marco Sturm nach Olympia-Silber 2018 und dann unter Söderholm nach dem vierten Platz bei der WM 2021 hat sich ein Anspruchsdenken im Team verankert, das mit früheren Jahren nicht mehr vergleichbar ist. Platz vier bei der Heim-WM 2010 wurde noch als Sensation gefeiert. Ohne Medaille nach dem Halbfinaleinzug vor zwei Jahren nach Hause zu fliegen, war hingegen eine Enttäuschung für die aktuelle Spielergeneration.

«Genug Jungs sind dabei, die wissen, wie sich das angefühlt hat, wo man wirklich ein sehr, sehr gutes Turnier gespielt hat und dann einfach ohne Medaille da stand», sagte der deutsche WM-Topscorer John-Jason Peterka. Der 21 Jahre alte NHL-Stürmer von den Buffalo Sabres ist einer von zwölf Spielern aus dem aktuellen Kader, die beim 1:2 im WM-Halbfinale 2021 gegen Finnland und dem 1:6 im Spiel um Bronze gegen die USA dabei gewesen waren. 

«Wir werden das noch motivierter angehen als noch vor zwei Jahren», versprach Peterka. Durch den Halbfinaleinzug von Co-Gastgeber Lettland, der Schweden im Viertelfinale überraschend besiegte (3:1), sind die deutschen Chancen auf eine Medaille noch einmal gestiegen. Der Außenseiter spielt am Samstag (13.20 Uhr) im ersten Halbfinale gegen Rekord-Weltmeister Kanada. 

Carsten Lappe, dpa