Es könnte so rosig aussehen für Deutschlands erfolgreichste Teamsport-Auswahl der vergangenen Jahre.
Das Eishockey-Nationalteam von Bundestrainer Toni Söderholm startet an diesem Donnerstag mit dem traditionellen Deutschland Cup in eine spannende neue Spielzeit. Der Olympia-Zweite von 2018 und aktuelle WM-Vierte bereitet sich beim Vier-Nationen-Turnier in Krefeld schon auf die Winterspielen in Peking im Februar und die Weltmeisterschaft in Helsinki im Mai vor. «Es ist ein sehr, sehr wichtiges Turnier. Wir wollen es auf jeden Fall gewinnen», sagte Söderholm vor dem Auftakt am Donnerstag gegen Russland (19.45 Uhr/Sport1 und MagentaSport). «Wir wollen positiv starten in ein herausforderndes Jahr.»
Das wird es auf jeden Fall. Nicht nur sportlich für Söderholm, der nach erfolgreichen Jahren seit seinem Amtsantritt Ende 2018 viel mehr international konkurrenzfähige Spieler als noch sein Vorgänger Marco Sturm zur Verfügung hat. Die wenigsten Akteure, die in Krefeld dabei sind, werden auch im Olympia-Kader mit den NHL-Stars stehen. Einige dürften aber für eine möglichen WM-Einsatz vorspielen.
Interne Querelen plagen DEB
Doch über den Sturm in die Weltspitze unter Söderholm spricht aktuell kaum jemand. Ebenso wenig über die parallel zum Deutschland Cup stattfindende Olympia-Qualifikation der Frauen in Füssen. Der Deutsche Eishockey-Bund plagt sich mit internen Querelen und strukturellen Fragen, die den Aufschwung gefährden könnten.
Söderholms Vertrag läuft nach der WM im Mai in seiner Heimat aus. Es gibt Gespräche mit Sportdirektor Christian Künast. Doch ob der 43-Jährige seinen Kontrakt verlängert, ist unklar. «Wir haben bereits im Oktober gesprochen und vereinbart, dass wir uns nach dem Deutschland Cup noch einmal unterhalten. Wir haben keinen Druck und stehen vor einer intensiven Saison», sagte Künast.
Tatsächlich will der DEB unbedingt verlängern. Die Entwicklung unter Söderholm ging nach dem Abgang von Sturm in die NHL nach dem Gewinn von Olympia-Silber 2018 noch einmal nach oben. Unter dem Finnen schnitt das deutsche Männerteam international deutlich erfolgreicher ab als im selben Zeitraum etwa Fußballer oder Handballer – vor einiger Zeit noch undenkbar. «Toni ist ein Super-Bundestrainer», sagte DEB-Präsident Franz Reindl der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist alles genauso eingetreten, wie wir uns das erhofft haben.»
Söderholm ziert sich
Doch Söderholm ziert sich. Einerseits wegen persönlicher Ambitionen, es als Trainer in die NHL zu schaffen. Reindl findet dies «legitim» und ermöglichte dem Bundestrainer kürzlich eine Hospitanz bei den Florida Panthers, die Söderholm begeisterte. Nun wird ein Engagement in der besten Liga der Welt möglicherweise zu früh kommen, doch international gefragt ist der Bundestrainer inzwischen allemal.
«Ich bin offen für alles», sagte der Umworbene und kann sich auch eine Zukunft beim DEB vorstellen: «Ich habe auf jeden Fall Interesse.» Ein aber schwingt indes mit. Und das liegt in der unsicheren Zukunft des DEB begründet. «Im Verband ist das Wichtigste, dass der Sport die Nummer eins bleibt», sagte Söderholm deutlich.
Dies sieht er demnach in Gefahr. Zum einen wegen internen Querelen. Aus einigen Landesverbänden regt sich seit Monaten Widerstand gegen die seit Jahren bekannte Bezahlung des ehrenamtlichen DEB-Präsidenten Reindl über dessen Anstellung als Geschäftsführer einer DEB-Tochtergesellschaft, die in der Vergangenheit WM-Heimturnier organisiert und abgewickelt hat.
Kritik an Reindl
Kritiker werfen Reindl vor, dass diese Gesellschaft von der Rechte-
Agentur Infront finanziell am Leben gehalten wurde. Von jener Agentur also, mit der Reindl regelmäßig über TV-Verträge für das Nationalteam verhandelt. Intern wird die Kritik in einem Schriftwechsel von Reindl-Getreuen relativ brüsk zurückgewiesen. Deutlich umgänglicher spricht Reindl selbst offiziell von einem «unabhängigen Rechtsgutachten» zum Fall, das noch aussteht.
Nebenschauplätze nerven sportlich Verantwortliche. Hinzu kommt die ungeklärte Frage, wie es an der Spitze des DEB weitergeht. Eigentlich wollte der bald 67 Jahre alte Reindl 2022 bei der turnusmäßigen Präsidiumswahl nicht mehr antreten. Ein Nachfolger war bislang nicht in Sicht. Nach seiner gescheiterten Kandidatur um den Vorsitz beim Weltverband IIHF findet nun aber ein Umdenken statt.
Nach dpa-Informationen will Reindl nun weitermachen. «Momentan gibt es dafür keinen Raum. Ich habe keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen», sagte Reindl offiziell. «Viele Leute fragen mich, ob es nicht besser wäre weiterzumachen.» Söderholm ist wohl einer davon.
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