23. November 2024

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DAZN/DFL-Streit eskaliert: Abmahnungen und «Verleumdungen»

Die DFL und der Sender DAZN streiten weiter wegen verspäteter TV-Zahlungen und wegen der Rechte-Auktion. In Briefen erheben beide schwere Vorwürfe. Und die Clubs haben ein Finanzproblem.

Der DFL-DAZN-Streit eskaliert, der Ton wird immer schärfer – und den Fußball-Bundesligisten fehlen in den kommenden Monaten rund 80 Millionen Euro. Die harte Auseinandersetzung um verspätete TV-Geld-Zahlungen und die Unterbrechung der Rechte-Auktion wurde am Wochenende fortgesetzt. Zwei Tage vor dem angekündigten Beginn des Gerichtsweges hat der Internet-Sender in einem Brief an die 36 Vereine neue Vorwürfe gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL) erhoben.

«Die Glaubwürdigkeit von DAZN als vertrauenswürdigem Geschäftspartner» sei «durch das Verhalten sowie die Äußerungen der DFL-Geschäftsführung in den vergangenen zwei Wochen massiv diskreditiert» worden, heißt es in dem Schreiben von DAZN-Boss Shay Segev an die 36 Proficlubs, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Es ist der jüngste von mehreren Briefen an die Clubs, die beide Seiten in den vergangenen Tagen verschickt haben.

In dem DFL-Rundschreiben 206 «entsteht der Eindruck, dass DAZN bewusst massive Zahlungsausfälle an die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verursacht habe», heißt es im DAZN-Brief an die Clubs. «Wir stellen hierzu fest: Dies ist falsch und wir müssen diesen Verleumdungen vehement widersprechen.» Auch die DFL-Darstellung zu der derzeit unterbrochenen TV-Rechte-Auktion, wies DAZN-Boss Segev als falsch zurück

Der in London ansässige Vorstandsvorsitzende schrieb den Clubs, «auch wenn bereits rechtliche Schritte eingeleitet wurden, um dem Ganzen ein Ende zu setzen, und eine Abmahnung an die DFL-Geschäftsführung verschickt wurde». Das weltweit tätige Unternehmen werde «am 30. April ein Schiedsgerichtsverfahren einleiten und behält sich weitere juristische Schritte vor». Die DFL wollte sich dazu am Sonntag nicht äußern.

Erst spätere Millionen-Zahlung?

Die DFL hatte zuvor den Vereinen mitgeteilt, dass derzeit 80 Millionen Euro aus dem aktuellen TV-Vertrag nicht wie geplant ausgezahlt werden. «Die Auskehrungsrate Juni 2024 wird von ursprünglich 127 Mio. Euro auf 47 Mio. Euro gekürzt», heißt es in einem DFL-Schreiben an die 36 Clubs, das der dpa ebenfalls vorliegt.

Weiter heißt es in dem DFL-Brief: «Grund hierfür ist, dass Erlöse in Höhe von 80 Mio. Euro erst zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr vereinnahmt werden können, da Zahlungen von Partnern nicht zu den vertraglichen Fälligkeitsterminen erbracht werden konnten. Auf Veranlassung der betreffenden Partner mussten insofern Vereinbarungen über spätere Zahlungen getroffen werden.» Dem Vernehmen nach will DAZN seinen Anteil am fehlenden Geld im Dezember zahlen. Um welches Unternehmen es neben DAZN geht, ist derzeit nicht bekannt.

Über das Finanzloch informierte die DFL die Clubs im Rundschreiben 206. Zuvor hatte sie im Rundschreiben 205 schwere Vorwürfe gegen den Internet-Sportsender erhoben. Dabei geht es um den Streit wegen der Vergabe des TV-Rechte-Paketes B für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29. Dieses hat nach dpa-Informationen Sky erhalten hat, wird aber vom Pay-Konkurrenten DAZN beansprucht.

Drohung juristischer Schritte

«DAZN stellt sowohl in seinen jüngsten Schreiben an die DFL als auch in öffentlichen Stellungnahmen erneut Tatsachen bewusst falsch dar, nimmt Verkürzungen vor und versucht, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen», hieß es in dem ersten DFL-Schreiben an die Clubs.

Das Vorgehen von DAZN mit der Drohung juristischer Schritte «scheint vorrangig einem Ziel zu dienen: Einen Keil in die Liga zu treiben und Zweifel daran zu säen, dass die handelnden Personen in den Gremien und der Geschäftsführung ausschließlich im Interesse der Bundesliga und 2. Bundesliga handeln», schrieb die DFL an die Clubs. «Es soll offenbar der Eindruck erweckt werden, die DFL habe ein deutlich lukrativeres Angebot ohne Grund und entgegen jeder wirtschaftlichen Vernunft abgelehnt. Diese abstruse Behauptung entbehrt jeder Grundlage.»

Michael Rossmann, dpa