Boris Becker findet den Davis-Cup-Modus «irrsinnig». Alexander Zverev spielt nicht mit und erholt sich lieber im Urlaub auf den Malediven.
Ohne den Grand-Slam-Titelkandidaten kämpft das deutsche Team in Innsbruck am Samstag (16.00 Uhr) gegen Serbien mit Topstar Novak Djokovic und am Sonntag (16.00 Uhr/jeweils ServusTV) gegen Gastgeber Österreich. Trotz aller Kritik am Format und Termin wollen die deutschen Tennis-Herren mindestens den Einzug ins Viertelfinale klar machen. Dass Zverev fehlt, schmälert die Chancen auf den ganz großen Coup erheblich.
«Aber dass er eine Pause machen muss, um nächstes Jahr wieder konkurrenzfähig zu sein, steht außer Frage», sagte Teamchef Michael Kohlmann milde. Deutlich schärfer prangerte Becker den Davis Cup an: «Da muss man irgendwo die Entscheidung treffen: Was ist mir wichtiger: Meine Karriere oder der Davis Cup?», meinte er bei Eurosport. Gerade für Topspieler sei der Plan «irrsinnig».
Kritik am Modus
Vor gut drei Jahren war die Reform beschlossen worden. Hinter dem radikalen Wandel des Nationen-Wettbewerbs steckt Spaniens Fußball-Star Gerard Piqué, der mit seiner Investmentfirma Kosmos die Rechte erworben hatte und dem Weltverband für 25 Jahre drei Milliarden Dollar versprach. Über das Jahr verteilte drei Runden, drei Spieltage mit Matches über mögliche fünf Sätze, viele Heim- und Auswärtsspiele, Fanmassen bei den Gastgebern, das ist Vergangenheit.
2019 wurde der Davis-Cup-Sieger erstmals in einer Endrunde mit 18 Teams an einem Ort ermittelt, auch damals verzichtete Zverev. Rafael Nadal sorgte mit dem Titel für Spanien in Madrid für eine Tennis-Fiesta. «Was dort gefehlt hat, waren die Zuschauer», kritisierte Kohlmann im Rückblick zumindest die Spiele ohne die Gastgeber. Dass die Partien in Innsbruck in den kommenden Tagen komplett ohne Zuschauer ablaufen, ist der Corona-Pandemie geschuldet.
Nachdem die Endrunde 2020 wegen der Krise ausgefallen war, hat sich nun wieder einiges verändert. Drei Städte kommen zum Zuge. Die Spiele der sechs Dreiergruppen und die K.o.-Runden sind auf Innsbruck, Turin und Madrid verteilt. Ab dem Halbfinale wird nur in Madrid gespielt, das Endspiel des elftägigen Events steigt am 5. Dezember.
«Man muss dem Format eine Chance geben. Aber ich glaube halt nicht daran, dass man es wie beim Fußball in jedem Jahr hinbekommt, dass die Leute um die Welt reisen», sagte der deutsche Herren-Chef Kohlmann. Neben der fehlenden Atmosphäre steht der Termin in der Kritik. Ohnehin bemängeln viele, die Saison sei zu lang, die Endrunde verlängert sie noch. Wer anschließend in den Urlaub fahren will, hat kaum Zeit für die Vorbereitung auf den Jahresauftakt in Australien.
Struff als Leitwolf
Wenn die deutsche Nummer zwei Struff – je nach Aufstellung – am Samstag sehr wahrscheinlich den 20-fachen Grand-Slam-Sieger Djokovic herausfordert, ist sein zuvor letztes Match dreieinhalb Wochen her. Struff, Dominik Koepfer und Peter Gojowczyk sowie die Doppelspezialisten Kevin Krawietz und Tim Pütz rechnen sich aber auch gegen den Gruppenfavoriten Serbien Chancen aus. Als Gruppensieger oder einer der zwei besten Zweiten erreichen sie das Viertelfinale. Dass nur zwei Einzel und ein Doppel entscheiden und zwei Gewinnsätze ausreichen, könnte es für Überraschungen leichter machen. In Madrid oder Innsbruck würde es mit der Runde der besten Acht weitergehen.
Er habe «keinen perfekten Vorschlag», wie der Davis Cup im dichten Terminplan zu organisieren sei, räumte Kohlmann ein. Djokovic schlug vor, mehr Orte einzubinden und diese regelmäßig zu wechseln. Derweil hat Kosmos offenbar schon neue Pläne. Wie der «Telegraph» berichtete, soll der Davis Cup für fünf Jahre nach Abu Dhabi vergeben werden.
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