Max Verstappen weiß genau, was er Dietrich Mateschitz zu verdanken hat. «Ohne ihn würde ich heute nicht hier sitzen und hätte nicht den Erfolg, den ich habe», sagte der Formel-1-Weltmeister kurz nach dem Tod des mächtigen Red-Bull-Firmengründers.
Als der österreichische Milliardär im vergangenen Oktober starb, traf das nicht nur den besten Rennfahrer der Welt hart. «Wir hatten schon einige Rennen ohne Dietrich an unserer Seite. Man muss das akzeptieren, aber wir fahren auch, um ihn stolz zu machen und sein Erbe fortzusetzen», sagte der Niederländer vor dem Großen Preis von Österreich am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) in Spielberg: «Natürlich wollen wir hier den Sieg.»
Das Heimspiel für Red Bull wird speziell, denn es ist das erste ohne Mateschitz. Ein besonderes Gedenken den Mann, der den Erfolg des Teams mit seinen enormen Investitionen überhaupt erst möglich gemacht hat, wird es nicht geben. «Ich denke nicht, dass das in seinem Sinn gewesen wäre», sagte Motorsportberater Helmut Marko. Keine Mateschitz-Kurve, keine Statue oder Ähnliches wird es absehbar geben. Der 80-jährige Marko hatte ein besonders enges Verhältnis zu Mateschitz, telefonierte nach Erfolgen oft direkt aus der Garage mit dem Geldgeber, der selbst lieber im Hintergrund blieb.
Vier WM-Titel mit Vettel
Im vergangenen Rennen in Kanada schaffte Red Bull den 100. Formel-1-Sieg, zu denen auch Sebastian Vettel seinen Teil beitrug. Der Hesse wurde von 2010 bis 2013 viermal in Serie Weltmeister, auch ihn förderte Mateschitz intensiv. Nach mageren Jahren dominiert nun Verstappen, wird Ende des Jahres wohl zum dritten Mal in Serie Weltmeister. «Es ist natürlich schade, dass er das nicht mehr miterleben durfte – das ist einer der vielen Momente, in denen man wünscht, dass Mateschitz noch da wäre», sagte Marko bei oe24.at nach dem 100. Triumph: «Andererseits ist er auf eine gewisse Weise sowieso immer bei uns.»
Doch was hat sich seit dem Tod von Mateschitz für den aktuell erfolgreichsten Rennstall der Motorsport-Königsklasse geändert? Nach außen recht wenig, denn durch akribische Planung gab es kein Machtvakuum. Mit einer Ausnahme gewannen Verstappen und Teamkollege Sergio Perez alle Rennen seit der Todesnachricht.
Mintzlaff trägt Verantwortung
Auch in der operativen Führung mit dem britischen Teamchef Christian Horner und dem Österreicher Marko an seiner Seite gab es keine Bewegung. Die Verantwortung trägt allerdings Oliver Mintzlaff, der vom Fußball-Bundesligisten RB Leipzig auf einen der drei Geschäftsführer-Posten des Gesamtkonzerns rückte. Seit Mitte November verantwortet der 47-Jährige die Sportaktivitäten von Red Bull unter anderem im Fußball, im Eishockey und in der Formel 1.
«Mit Mateschitz war das eine Beziehung über 30 Jahre. Dietrich Mateschitz war ein profunder Kenner des Motorsports. Also, da hat man auf einem ganz anderen Niveau gesprochen», sagte Marko. Mintzlaff hingegen musste sich einarbeiten, gilt nicht als Motorsport-Fan, holte sich aber Experten an seine Seite, um die Geschäfte fortzuführen. Mit jedem Gespräch werde das Verhältnis jetzt besser, sagte Marko, der auch zugab, dass es gerade zu Beginn noch etwas geknirscht habe. Mittlerweile wurden vom neuen Management um Mintzlaff auch Investitionen wie die Erweiterung der Fabrik im englischen Milton Keynes bewilligt. Dort soll auch ein neuer Windkanal entstehen.
Genau wie Mateschitz tritt Mintzlaff im Formel-1-Umfeld kaum auf und mischt sich zumindest öffentlich nicht ein. Dem Vernehmen nach will er den Rennstall aber gerne effizienter aufstellen, das soll innerhalb des Teams durchaus für leichte Nervosität sorgen. Infrage steht das Formel-1-Engagement des Getränkeherstellers aber in keiner Weise – die Strahlkraft als Marketingmittel in der ganzen Welt ist enorm. Gerade der Expansionskurs der Rennserie in den USA, wo in diesem Jahr erstmals drei Rennen stattfinden, bringt noch mehr Aufmerksamkeit auf die Marke.
Veränderungen im Schwesterteam
Während es in der Garage von Red Bull recht ruhig weitergeht, kommt es beim Schwesterteam Alpha Tauri zu Veränderungen. Der bisherige Ferrari-Sportchef Laurent Mekies und der Österreicher Peter Bayer rücken an die Spitze des Rennstalls, der künftig wieder noch enger mit Red Bull zusammenarbeiten soll.
Auch einen neuen Namen wird es für das frühere Team Toro Rosso geben. Zuvor waren Gerüchte aufgekommen, dass der Konzern das Team sogar verkaufen will. Doch das wurde schnell abgestritten. Der Rennstall soll im Idealfall wieder zum Sprungbrett für künftige Topfahrer werden. Vettel feierte in diesem Team seinen ersten Grand-Prix-Sieg, Verstappen sein Renndebüt in der Formel 1.
Gut acht Jahre später ist Verstappen der Dominator hinter dem Steuer – und hat nicht vergessen, wer für seine steile Karriere mitverantwortlich ist. «Ich will Dietrich mit dem nächsten Sieg stolz machen», sagte Verstappen im Fahrerlager von Spielberg.
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