24. November 2024

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«Das Beste aus drei Welten»: Alcaraz will Djokovic fordern

Carlos Alcaraz kann sich nach seinem Triumph in Wimbledon vor Lobeshymnen kaum retten. Vor allem die Worte von Djokovic machen ihn verlegen. Doch er stimmt dem Serben auch zu.

Der Coup im epischen Finale von Wimbledon soll für Carlos Alcaraz nur der Anfang gewesen sein.

Schon bei den US Open in New York will der spanische Tennis-Titan es im September wieder mit Rekord-Grand-Slam-Champion Novak Djokovic aufnehmen. «Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich mich mit ihm auf den größten Bühnen in epischen Matches messen kann», sagte Alcaraz nach seinem Finalsieg in London. «Ich bin bereit, weiterzumachen und der große Rivale von Novak zu sein.»

Er misst sich und wird einer der Großen

Viele Jahre hat die Tennis-Welt auf jemanden gewartet, der die Großen der Branche herausfordern kann. Der inzwischen zurückgetretene Roger Federer, der aktuell verletzt pausierende Rafael Nadal, Djokovic und hin und wieder Andy Murray bestimmten die Szenerie – bis nun dieser 20 Jahre alte Spanier auftauchte, der alles mitbringt, um das Herren-Tennis in den kommenden Jahren zu dominieren.

Für den am Sonntag nach vier Wimbledon-Siegen in Serie auf dem heiligen Rasen entthronten Djokovic steht außer Frage, mit wem er sich in Zukunft messen muss, um seinen 23 Grand-Slam-Titeln noch weitere hinzuzufügen. «Die Leute sagen, dass sein Spiel aus bestimmten Elementen von Roger (Federer), Rafael (Nadal) und mir besteht. Ich stimme dem zu. Er hat das Beste aus allen drei Welten», sagte der 36 Jahre alte Serbe nach seiner bitteren Niederlage in fünf Sätzen. «Ich habe noch nie gegen einen Spieler wie ihn gespielt.»

Elegant und filigran wie Federer, kraft- und aufopferungsvoll wie Nadal und dominant und nervenstark wie Djokovic – so präsentierte sich Alcaraz im bislang größten Match seiner Karriere. Als «King Carlos» bezeichnete ihn die britische Zeitung «The Sun» am Montag. «Carlos Alcaraz‘ seismischer Sieg könnte die Morgenröte einer neuen Ära ankündigen. Dies fühlte sich an wie der Tag, an dem wir den Serben alt werden sahen», schrieb die britische Zeitung «Daily Mail».

Alcaraz – «von allen etwas»

Alcaraz waren die überschwänglichen Worte von Djokovic fast ein bisschen peinlich. Der Weltranglisten-Erste lächelte verlegen, als er auf die Komplimente des Serben angesprochen wurde. «Es ist verrückt, dass Novak so etwas sagt», antwortete Alcaraz. Komplett abtun wollte er die Vergleiche aber nicht. «Ich würde mich als sehr kompletten Spieler beschreiben. Vielleicht hat er recht. Vielleicht habe ich von allen etwas.»

Alcaraz gegen Djokovic – so dürfte in der kommenden Zeit das nächste Giganten-Duell im Tennis lauten. Zwar ist Djokovic schon 36 Jahre alt, in Wimbledon präsentierte er sich aber körperlich weiter in herausragender Verfassung. «36 ist das neue 26», sagte er und kündigte an, nach einer kurzen Pause in New York Revanche nehmen zu wollen.

Djokovic fordert zur Revanche auf

«Ich hoffe, wir können bei den US Open wieder gegeneinander spielen», sagte der Serbe mit Blick auf das letzte Grand-Slam-Turnier in diesem Jahr. «Ich glaube, für unseren Sport kann es nichts Besseres geben, als dass sich die Nummer eins und die Nummer zwei der Welt in epischen Fünf-Satz-Matches gegenüberstehen.»

Alcaraz hofft allerdings, dass er beim Versuch, dauerhaft die Wachablösung im Welttennis zu vollziehen, nicht ganz alleine ist. «Der Sieg ist großartig für mich, aber auch für die junge Generation insgesamt», sagte der Spanier mit Blick auf Spieler wie Jannik Sinner, der in Wimbledon gegen Djokovic im Halbfinale noch chancenlos war, Andrej Rubljow, Stefanos Tsitsipas oder Daniil Medwedew. Auch Alexander Zverev gehörte vor seiner Verletzung zu diesem Kreis.

Doch vor allem Alcaraz gehört die Zukunft, wenn er von Verletzungen verschont bleibt. «Carlos Alcaraz macht Schluss mit dem unbesiegbaren Djokovic und krönt sich in Wimbledon zum ‚Big One‘ des Tennis», schrieb die spanische Sportzeitung «Marca».

Von Lars Reinefeld, dpa