Die Olympiasiege von Laura Dahlmeier waren für Denise Herrmann eine besonders Inspiration auf ihrem Weg zu Gold im Biathlon-Einzel von Peking.
«Es ist unglaublich, dass man es schafft, so ein Rennen auf den Punkt so zu bringen, das war mein großes Ziel», sagte Herrmann im ZDF. Vor vier Jahren in Pyeongchang hatten sich Dahlmeier und Herrmann die Unterkunft geteilt. Während die Sächsin 2018 noch leer ausging, hielt Dahlmeier dem enormen Druck stand und gewann als große Favoritin souverän Gold im Sprint und in der Verfolgung. Sie habe «hautnah mitbekommen», wie das für Dahlmeier war – und machte es nun überraschend nach. «Das macht mich unglaublich stolz», sagte die 33-Jährige Stunden nach ihrem Coup.
Bis zu ihrem Rücktritt 2019 teilten sich Dahlmeier und Herrmann öfter die Unterkunft, beide verstanden sich bestens. Dass Herrmann nach einer durchwachsenen Saison aber tatsächlich die erste deutsche Olympiasiegerin nach ihrer Freundin werden konnte und den Klassiker über 15 Kilometer gewann, kam unerwartet. «Wie ich das wahrgenommen habe, hast du dich weiterentwickelt, nämlich im Hier und Jetzt zu bleiben, was im Biathlon so wichtig ist», sagte Dahlmeier in ihrer Funktion als TV-Expertin des ZDF: «Das sind die Kleinigkeiten, die musst du dann abliefern. Gerade wenn die ganze Welt auf dich blickt.»
Foto von Dahlmeier an der Wand
In ihrer Olympia-Unterkunft in den Bergen nördlich von Peking hängt seit ihrer Ankunft auch ein Foto von Dahlmeier. Vom DOSB habe es «Dekomaterial mit einigen Medaillengewinnerinnen der letzten Jahre» gegeben, erzählte Herrmann: «Da war natürlich klar, wer über unserem Frühstückstisch hängen muss.» Auf dem Foto ist die Bayerin Dahlmeier bei einem ihrer beiden Olympiasiege in Südkorea zu sehen.
Nun war es Herrmann, die mit Glückwünschen überhäuft wurde. «Stark! Gratulation zur Goldmedaille», kommentierte Fußball-Nationalspieler Thomas Müller bei Instagram. Auch Teamkollege Manuel Neuer reihte sich neben einer Vielzahl von Biathletinnen und Biathleten in die Schar der Gratulationen ein. «Du bist der absolute Wahnsinn», schrieb Kombinations-Olympiasieger Eric Frenzel, ehe es noch einen kleinen corona-konformen Empfang in der deutschen Unterkunft im olympischen Dorf gab. Mit Konfetti wurde Herrmann begrüßt und beglückwünscht, ihre Medaille erhält sie erst am Dienstagabend.
Auch Magdalena Neuner meldete sich zu Wort. «Es gibt wahrscheinlich wenige Menschen, die es so gut nachvollziehen können, wie das ist, wenn man Olympiasiegerin wird. Da kamen dann auch in mir die Erinnerungen und Gefühle hoch. Sich sagen zu können, man ist Olympiasiegerin, das ist schon etwas Großartiges», sagte die zweimalige Goldmedaillengewinnerin von 2010 in Vancouver im Interview von «Münchner Merkur» und «tz»: «Man hat ja die Bilder gesehen, wie Denise nach den ersten Interviews geweint hat. Da sind bei ihr alle Dämme gebrochen – und da habe ich auch ein Tränchen verdrückt.»
Initialzündung durch Herrmanns Gold-Coup?
Herrmanns Erfolg könnte nun eine Initialzündung für die ganze Mannschaft sein. «Solch ein Erfolgserlebnis gibt sicher Aufschwung. Wenn das weiter so gut funktioniert, dann bin ich mir sicher, dass unsere Damen noch richtig gute Wettkämpfe machen», sagte die 34-jährige Neuner, die mittlerweile dreifache Mutter ist.
Auch Herrmann selbst hat sich für den weiteren Olympia-Verlauf noch viel vorgenommen, immerhin stehen für sie noch vier Rennen an. «Es ist manchmal gar nicht so einfach, aus so einer Situation heraus den Fokus wiederzufinden. Aber das ist für mich ein großes Ziel», sagte die Ex-Langläuferin: «Ich weiß, dass ich in einem guten Modus bin. Ich hoffe, das kann ich noch ein, zwei Mal zeigen.»
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