21. November 2024

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Crash-Alarm für Hamilton und Verstappen im Finale

In Saudi-Arabien wird gestritten, geschimpft, gecrasht. Die Formel 1 erhält ihren ultimativen WM-Showdown. Gibt's in Abu Dhabi den großen Knall zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen?

Nach dem Wüsten-Wahnsinn von Saudi-Arabien herrscht im vergifteten WM-Zweikampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton für das Formel-1-Finale höchster Crash-Alarm.

Mit kalter Kompromisslosigkeit rasen in Verstappen und Hamilton zum erst zweiten Mal in der Historie der Motorsport-Königsklasse zwei Rivalen im Punkte-Gleichschritt in den ultimativen Titel-Showdown. Dschidda könnte der hässliche Vorgeschmack gewesen sein – knallt’s in Abu Dhabi nun so richtig zwischen Red Bull und Mercedes? «Jetzt geht es um alles oder nichts», konstatierte Hamiltons Teamchef Toto Wolff nach einem Thriller am Roten Meer für die ganz große Kino-Leinwand.

369,5. Nach Hamiltons 103. Karrieresieg vor Verstappen steuern die beiden Ausnahmefahrer am kommenden Sonntag punktgleich auf den Yas Marina Circuit – das gab es sonst nur 1974 zwischen McLaren-Fahrer Emerson Fittipaldi und dem unterlegenen Clay Regazzoni von Ferrari.

Verstappen hat mehr Siege

Der fatale Haken für Hamilton: Weil der Niederländer ein Rennen mehr in dieser Saison gewonnen hat (9:8), wäre ein Ausfall der beiden gleichbedeutend mit dem ersten WM-Titel für den 24-Jährigen. «Wir wollen den Titel auf der Strecke gewinnen, nicht in der Rennleitung oder im Kiesbett», beteuerte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem permanenten Adrenalin-Kick am Sonntag. «Es war ein harter Kampf, das ganze Jahr hindurch. Es gab einige fantastische Rennen. Ich hoffe, es wird ein faires und sauberes Rennen in Abu Dhabi.»

Wolff äußerte ebenfalls diese Hoffnung. «Ich glaube, es wird nicht eskalieren», meinte er. «Das waren heute so viele Warnschüsse für alle Beteiligten, dass es sauber abgehen wird und sauber abgehen muss. Es kann sich niemand leisten, mit einem Ergebnis dazustehen, das nicht auf der Strecke ausgefahren worden ist.»

Die Rennleitung war bei der Premiere in Saudi-Arabiens zweitgrößter Stadt quasi im Dauereinsatz. Verstappen kassierte für zwei verschiedene Zwischenfälle wegen gefährlichen oder regelwidrigen Fahrens sogar insgesamt 15 Sekunden Zeitstrafe.

«Mit Sicherheit über dem Limit»

Der Red-Bull-Mann fährt am Anschlag – oder sogar darüber hinaus. Er sei «mit Sicherheit über dem Limit» gewesen, beschwerte sich Hamilton nach der Aufregerszene schlechthin über seinen Rivalen und beschimpfte ihn als «irren Typen».

Worum ging es? Verstappen hatte zum Rennende hin unerlaubt die Strecke verlassen und sollte Hamilton auf Anweisung seines Teams vorbeilassen, um einer Strafe zu entgehen. Diese Nachricht kam bei Mercedes aber dem Vernehmen nach nicht schnell genug durch, so dass es Hamilton als «verwirrend» empfand, als Verstappen auf einmal verlangsamte. Der Mercedes-Pilot raste seinem Vordermann ins Heck.

Mit beschädigtem Frontflügel schaffte es der siebenmalige Weltmeister am Ende dennoch vor seinem Widersacher über die Ziellinie und präsentierte sich mit seinem dritten Grand-Prix-Sieg am Stück rechtzeitig zum Saisonabschluss in weltmeisterlicher Form.

Unterschiedliche Sichtweisen

«Ich wollte ihn vorbeilassen, also bin ich auf der rechten Seite, aber er wollte nicht überholen, und dann haben wir uns berührt. Ich verstehe wirklich nicht, was da passiert ist», sagte Verstappen, der sich bei der Siegerehrung sofort aus dem Staub machte. «Ich versuche nur Rennen zu fahren. In diesem Sport geht es heutzutage aber mehr um Strafen als ums Racing. Für mich ist das keine Formel 1, aber wenigstens hatten die Fans Spaß.»

Hamilton wunderte sich ebenfalls – über das seiner Ansicht nach gefährliche Fahrverhalten von Verstappen. «Ich habe definitiv das Gefühl, dass es Situationen gab, in denen das der Fall war», meinte Hamilton. «Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Kollision vermeiden musste, und so ist es im Moment auch.»

In Silverstone und Monza waren Hamilton und Verstappen zuvor schon zusammengestoßen. Red Bull wollte seinen Starpiloten aber nicht als Sündenbock abgestempelt wissen. «So sind diese Jungs während ihrer gesamten Laufbahn gefahren, und Lewis teilt genauso aus. Es ist manchmal sehr gerissen, wie er das macht», befand Horner. Gerissen, hart, unfair. Im WM-Duell sind die Grenzen fast schon fließend.

Von Martin Moravec, dpa