23. November 2024

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Corona-Lage in Tokio verschärft sich – Höchststände

Die Corona-Infektionen in der Olympia-Stadt Tokio sind auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie gestiegen. Die Stadt registrierte binnen 24 Stunden 4166 Neuinfektionen.

Während der Olympischen Spiele verschärft sich die Corona-Situation in Tokio und anderen Gebieten des Landes immer weiter.

Die Neuinfektionen in der Olympia-Stadt stiegen wegen der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante des Virus auf 4166 Fälle und damit auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie. Im Vergleich zum Mittwoch der Vorwoche ist das ein Anstieg von 989 Infektionen. Landesweit überschritt die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden die Höchstmarke von 14.000 Fällen. Der wichtigste Corona-Berater der Regierung, der Mediziner Shigeru Omi, warnte, dass die Zahl der Neuinfektionen in Tokio im «schlimmsten Fall» an einem Tag auf 10.000 Fälle steigen könnte.

Die relativ wenigen Infektionsfälle in der vom Rest der Stadt abgeschotteten olympischen Blase hätten zwar keinen direkten Zusammenhang mit der rasanten Ausbreitung des Virus in der Stadt. Aber dass die Spiele überhaupt stattfinden, habe «einen Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen», wurde Omi am Mittwoch weiter zitiert. Kritiker beklagen seit längerem, dass die olympische Dauerbeschallung durch die japanischen Medien mit dazu beitragen würde, dass vor allem jüngere Japaner das Coronavirus nicht mehr so ernst nehmen.

Infektionswelle nicht im Griff

IOC-Präsident Thomas Bach hatte das Gegenteil behauptet. «Dass die Leute so begeistert sind über etwas anderes, dass sie dafür eine Corona-Infektion in Kauf nehmen, das kann ich nicht sehen», sagte er. Doch obwohl sich Tokio im vierten Notstand befindet, der auch in anderen Regionen vorerst bis zum 31. August angesetzt ist, tut sich die Hauptstadt schwer, die Infektionswelle in den Griff zu bekommen. Außer dem Einfluss der Olympischen Spiele nannte Omi laut der Zeitung «Mainichi Shimbun» als weitere Faktoren die erheblich ansteckendere Delta-Variante und den Umstand, dass der Notstand kaum noch greift.

Um einen drohenden Mangel an Krankenhausbetten zu verhindern, dürfen nach einer heftig umstrittenen Entscheidung der Zentralregierung in Gebieten mit steigenden Infektionszahlen nur noch Patienten mit schweren Symptomen beziehungsweise solche, bei denen das Risiko einer schweren Erkrankung besteht, ins Krankenhaus. Der plötzliche Kurswechsel der Regierung sorgte für einen Sturm der Empörung.

Selbst aus der Liberaldemokratischen Partei (LDP) von Partei- und Regierungschef Yoshihide Suga wurden Forderungen laut, die Entscheidung rückgängig zu machen. Es wird befürchtet, dass Patienten mit milden Symptomen, die jetzt zu Hause bleiben müssen, plötzlich schwer erkranken und dann allein gelassen sind. Der Corona-Berater der Regierung, Omi, sagte, er sei vorher nicht konsultiert worden.

Delta-Variante «extrem starker Feind»

Die Delta-Variante des Virus sei ein «extrem starker Feind», sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Nun will man über Ausgangssperren nachdenken. Doch vorerst bleibt es bei den Appellen an die Bürger, trotz der Sommerferien und des bevorstehenden buddhistischen Ahnenfestes Obon zu Hause zu bleiben. Die Gesellschaft müsse wieder ein «gemeinsames Krisenbewusstsein entwickeln», um einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern, forderte Omi.

In der olympischen Blase wurde derweil das komplette griechische Synchronschwimm-Team nach mehreren positiven Corona-Tests in ein Quarantäne-Hotel geschickt. Wie die Olympia-Organisatoren am Mittwoch mitteilten, wurden vier Schwimmerinnen und ein Betreuer positiv getestet. Insgesamt gab es 29 neue Coronavirus-Fälle im Zusammenhang mit den Sommerspielen. Das ist ein Tageshöchstwert seit Beginn der Erfassung am 1. Juli. Insgesamt beträgt die Zahl der Infektionen im Umfeld der Spiele nun 327, darunter sind 29 Athletinnen oder Athleten.

Von Lars Nicolaysen, dpa