21. November 2024

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BVB setzt nach Watzke-Ära auf Ricken

Das Rätselraten um die Nachfolge von BVB-Vereinschefs Hans-Joachim Watzke ist beendet. Dem vermeintlichen Favoriten bleibt der Aufstieg verwehrt. Stattdessen übernimmt eine Vereinslegende die Regie.

Vom Nachwuchsdirektor zum Sportchef – Vereinslegende Lars Ricken soll Borussia Dortmund in die Zukunft führen. Aus dem monatelangen Ränkespiel um die Nachfolge von Hans-Joachim Watzke geht der einstige Champions-League-Held des BVB als Sieger hervor.

Wie der Fußball-Bundesligist einen Tag nach dem 1:1 (0:0) gegen Bayer Leverkusen mitteilte, wird der 47-Jährige ab Mai als Geschäftsführer Sport fungieren und vorerst bis zum 30. Juni 2027 den sportlichen Bereich beim achtmaligen deutschen Meister verantworten. 

«Ich bin überzeugt, dass wir mit der unfassbaren Kraft dieses Vereins und der Leidenschaft unserer vielen motivierten Mitarbeiter gemeinsam große Siege erringen und Borussia Dortmund in eine erfolgreiche Zukunft steuern werden», kommentierte Ricken.

Anders als von vielen Beobachtern erwartet, rückt Sebastian Kehl damit nicht in die Führungsetage auf, sondern bleibt Sportdirektor. Zudem kehrt der ehemalige Chefscout Sven Mislintat zurück und wird im Mai seine Arbeit als Technischer Direktor mit dem Schwerpunkt Kaderplanung aufnehmen. Die Geschäftsführer Thomas Treß (Finanzen, Organisation, Recht & Investor Relations) und Carsten Cramer (Vertrieb & Marketing, Internationalisierung, Digitalisierung) verlängerten ihre Verträge vorzeitig bis zum 30. Juni 2027. 

Personalfragen vor Saison-Showdown geklärt

Rechtzeitig vor dem wichtigen Spiel um die Champions-League-Qualifikation am kommenden Samstag bei RB Leipzig und den beiden Halbfinal-Partien in der europäischen Königsklasse am 1. und 7. Mai gegen Paris Saint-Germain sind damit alle Personalfragen in der Dortmunder Führungsetage geklärt. 

Spekulationen um Namen wie Markus Krösche und Fredi Bobic hatten nach der Rückzugsankündigung von Watzke im Januar für Schlagzeilen gesorgt. Demnach gibt die langjährige Allmacht die Verantwortung für den Sport im Sommer 2024 ab und scheidet im Herbst 2025 aus der Geschäftsführung aus. 

Der 64-jährige Watzke begrüßte die Entscheidung für Ricken, an der er maßgeblich beteiligt gewesen sein dürfte: «Ich freue mich sehr darüber, dass Lars Ricken die Position des Geschäftsführers für den sportlichen Bereich übernimmt. Ich bin sicher, dass Borussia Dortmund mit den Geschäftsführern Thomas Treß, Carsten Cramer und Lars Ricken auch in Zukunft fachlich erstklassig aufgestellt sein wird.»

Bei den Fans genießt Ricken nicht nur wegen seines vereinsintern zum Jahrhunderttor gekürten Treffers im Champions-League-Finale 1997 gegen Juventus Turin einen exzellenten Ruf. Auch in seinen seit 2014 ausgeübten Funktionen als Nachwuchskoordinator und Direktor des Nachwuchsleistungszentrums (2021) machte er sich für die Borussia verdient.

«Er hat maßgeblichen Anteil daran, dass das Dortmunder Nachwuchsleistungszentrum das mit Abstand erfolgreichste deutsche NLZ der vergangenen zehn Jahre ist. Die Expertise von Lars Ricken, sein großes Netzwerk und die enorme Identifikation mit seinem Heimatklub, mit dem er auch als Spieler große Erfolge feierte, werden die Geschäftsführung bereichern», sagt BVB-Präsident Reinhold Lunow.

Keine Beförderung für Sportdirektor Kehl 

Als möglicher Watzke-Nachfolger war lange Zeit Kehl gehandelt worden. Der ehemalige Profi und Nachfolger von Michael Zorc hatte die vermeintliche Beförderung noch vor wenigen Wochen als «logischen Schritt» für sich bezeichnet. Dass dem Sportdirektor nun auch noch Mislintat als Kaderplaner zur Seite gestellt wird, deutet auf ein begrenztes Vertrauen in die Arbeit des ehemaligen BVB-Profis hin. «Bezüglich einer möglichen Vertragsverlängerung von Sebastian Kehl wird Lars Ricken im Sommer Gespräche aufnehmen», hieß es in der Vereinsmitteilung. 

Der ehemalige Dortmunder Chefscout Mislintat (2006 bis 2017), der von 2019 bis 2022 Sportdirektor beim VfB Stuttgart und von Mai bis September 2023 in ähnlicher Funktion bei Ajax Amsterdam tätig war, soll in seiner neuen Position als Technischer Direktor direkt an Ricken und Kehl berichten. 

Von Heinz Büse, dpa