Kaum in Tokio angekommen, genoss Sebastian Brendel den ersten olympischen «Gänsehautmoment».
Zum Empfang von Slalomkanute Hannes Aigner im Sportler-Dorf schrieb Brendel bei Instagram: «Ich liebe Olympische Spiele». Dann ging es erstmals auf die Regattastrecke auf dem Sea Forest Waterway, wo der Top-Kanute aus Potsdam liebevoll den deutschen Adler und seinen Namen auf den pinken Canadier klebte.
«Für mich ist immer wichtig, dass ich mich gut vorbereitet habe. Ich bin in der Vorbereitung nicht krank geworden, habe meine Kilometer und die Trainingsumfänge geschafft. Wenn ich weiß, dass alles gut geklappt hat, dann bin ich auch nicht so nervös», sagte der 33 Jahre alte Canadier-Spezialist, der anfangs Probleme mit der Hitze in Tokio hatte. Mittlerweile hat er sich den Bedingungen angepasst. «Ich fühle mich sehr wohl auf der Strecke.»
Das Große drumherum wolle er «ein bisschen ausblenden, was ohne Zuschauer vielleicht auch einfacher ist.» Mit dem Schwung einer Medaille – am liebsten Gold – will er wieder die perfekte Woche erleben.
Anpassungstrainingslager in Naka
Zuvor absolvierte das 17-köpfige Team ein Anpassungstrainingslager im japanischen Naka. Brendel, der als erster Kanute drei Olympiasiege nacheinander im Einer-Canadier schaffen könnte, startet an diesem Montag zunächst mit Bootspartner Tim Hecker in den Zweier-Vorläufen. Mit einem Sieg will er erneut in einen Flow kommen – so wie in Rio 2016.
Damals holten die Rennpaddler vier Mal Gold und insgesamt sieben Podestplätze – die stärkste olympische Ausbeute seit Athen 2004. Nachdem die Slalomkanuten unerwartet mit einmal Gold und dreimal Bronze ihre Zielstellung doppelt übertroffen haben, ist der Deutsche Kanu-Verband erneut auf dem Weg, erfolgreichster Fachverband zu werden – so wie bisher bei allen Sommerspielen seit der Wiedervereinigung.
Ziel: Sechs bis sieben Medaillen
«Wir werden unser Ziel von sechs bis sieben Medaillen lassen. Goldene sollen natürlich dabei sein. Wir gehen erstmal von sechs bis sieben Gold aus», sagte Sportdirektor Jens Kahl schmunzelnd und nicht ganz ernst. Der leitende Bundestrainer Arndt Hanisch meinte: «Wir erhoffen uns, dass es ähnlich erfolgreich wird wie in Rio.»
Damals durfte Brendel nach seinem insgesamt dritten Gold die deutsche Fahne aus dem Olympiastadion tragen. Nach dem Zweier-Canadier hat er noch eine Medaillenchance im Einer – das dritte Gold hintereinander wäre historisch. Allerdings muss er sich auf der 1000-Meter-Distanz mit dem Berliner Conrad Scheibner messen, der zuletzt beim Weltcup im ungarischen Szeged gewann und selbst sagt: «Ich will der Fahrer einer neuen Generation werden.»
Die Jugend drängt, für Familienvater Brendel könnten die dritten auch die letzten Spiele werden. Doch das Tausendsassa hat vorgesorgt, er gründete ein Food Startup. Und ist mittlerweile auch ein Gourmet und Hobby-Koch.
Vor einigen Wochen brachte er eine eigene Palette an Nahrungsmitteln in die Berliner und Brandenburger Supermärkte. Egal ob Kesselgulasch, Milchreis, Honig-Senf-Dressing oder Mango-Pfirsich-Grütze – die Produkte ohne Nahrungsergänzungsmittel, aber mit Bio-Qualität und frischen Zutaten aus der Region kommen gut an. «Ich bin sehr stolz und happy», meinte er. Deutsche Teamkollegen wie Laura Ludwig oder Johannes Vetter bekamen schon Kostproben von seinen «Energyballs» – mal kernig, mal fruchtig.
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