25. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Bremer Wiedervereinigung im DFB-Team

Emotionen, laute Fans, klare EM-Signale: Julian Nagelsmann nennt seine Hoffnungen für die beiden Fußball-Länderspiele im November und sorgt selbst wieder für Überraschungen.

Julian Nagelsmann bleibt mit klaren EM-Signalen auch vor seiner emotionalen Heimpremiere als Bundestrainer für Überraschungen gut und sorgt für eine Werder-Wiedervereinigung bei der Fußball-Nationalmannschaft.

Marvin Ducksch darf als nächster unerwarteter Debütant für eines der heiß begehrten 23 EM-Tickets vorspielen und steht somit wieder an der Seite seines ehemaligen Bremer Sturmpartners Niclas Füllkrug. 

«Er hat sehr gute Standards, einen guten Torabschluss. Er kennt Fülle sehr, sehr gut, auch das ist sicherlich eine Komponente, die uns helfen kann», begründete Nagelsmann seinen Personal-Schachzug mit Ducksch für die letzten beiden Länderspiele in diesem Jahr.

Ducksch als potenzieller Partner von Dortmunds Füllkrug ist dabei nicht der einzige neue Name im illustren DFB-Zirkel für die Partien gegen die Türkei am 18. November im Berliner Olympiastadion und drei Tage später in Wien gegen Österreich. Auch der Leipziger Torwart Janis Blaswich erhielt einen Debütanten-Anruf von Nagelsmann. Er komplettiert in weiterer Abwesenheit von Manuel Neuer, der praktisch ein Comeback-Versprechen für März bekam, das Torwart-Quartett um die aktuelle Stammkraft Marc-André ter Stegen. Nagelsmanns Botschaft: Auch auf gut besetzten Positionen gelten Leistungsprinzip und Formstärke. 

Hoher Altersschnitt im DFB-Team

Ducksch und Blaswich passen in ein weiteres Nagelsmann-Raster. Der jüngste Bundestrainer (36) achtet nicht aufs Alter. Blaswich ist schon 32, Ducksch 29 Jahre alt. Der Altersschnitt im Kader bleibt mit 28,6 Jahren ungewöhnlich hoch. Mit seiner Auswahl von gleich 27 Akteuren für den letzten Test-Doppelpack vor der Gruppenauslosung am 2. Dezember in Hamburg stellt Nagelsmann zudem schon die Weichen Richtung Turnier-Ernstfall in sieben Monaten. Einsatzgarantien gibt es dabei ausdrücklich nicht. 

«Es sind zwei Tests, die wir nutzen wollen und die unter den Vorzeichen Emotionalität stehen und das wird sicherlich gut», sagte der Bundestrainer. Gerade gegen die Türkei wird im wohl ausverkauften Olympiastadion eine knisternde Stimmung herrschen. 

Hoffen auf lautstarke deutsche Fans

«Es ist ja immer schön, wenn du diese Emotionalität auf den Rängen spürst. Wir freuen uns auch, wenn die deutschen Fans laut mitgrölen und den türkischen Fans auf der Tribüne Contra bieten, das ist klar», sagte der Bundestrainer. «Das macht den Reiz des Profifußballs aus, dass es nicht leise ist, sondern sehr, sehr laut.»

Sein Grundgerüst hat Nagelsmann schon gefunden. Die Achse mit Mats Hummels und Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung, İlkay Gündoğan und vermutlich wieder Joshua Kimmich im Zentrum steht. Davor muss neben Florian Wirtz nur ein Platzhalter für den verletzten Jamal Musiala gefunden werden und vorne ist Füllkrug gesetzt. 

Kein Platz für BVB-Duos

Ebenso spannend wie die Namen auf der Kader-Liste sind jene, die dort fehlen. Angreifer Timo Werner, bei RB einst Lieblingsschüler von Nagelsmann, ist weiterhin kein Kandidat. Auch die beiden Dortmunder Nico Schlotterbeck und Emre Can, letzterer zumal angeschlagen, spielen aktuell keine Rolle. Sie müssen sich für ihren EM-Traum bei ihren Clubs beweisen. 

Zumal der Kader im März schon Richtung EM-Größe schrumpfen wird. «Dann wird der Kreis etwas konzentrierter», sagte der Bundestrainer. Dann folgen noch zwei letzte Tests gegen noch nicht veröffentlichte, aber sicherlich namhafte Konkurrenten bevor im Mai dann die EM-Fahrer verkündet werden.

Nagelsmann will «zweiten, dritten richtigen Stürmer»

DFB-Rückkehrer im zweiten Nagelsmann-Kader sind die im Oktober bei der Premiere gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) verletzten Serge Gnabry und Benjamin Henrichs sowie der Dortmunder Felix Nmecha. Wieder vorspielen dürfen die Oktober-Debütanten Chris Führich und Robert Andrich, im Gegensatz zu Union Berlins Kevin Behrens. Für ihn steht nun eben Ducksch im Aufgebot. 

«Auf dem Weg zur EM wollen wir einen zweiten, dritten richtigen Stürmer dabeihaben und da haben wir einfach drei, vier, fünf Kandidaten, aber nicht eben nicht allzu viele Maßnahmen, da müssen wir ein bisschen wechseln», erklärte Nagelsmann. Für Ducksch spricht: «Er bringt einen gewissen Grad an Verrücktheit mit rein.»

Der DFB-Kader

Tor: Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt), Oliver Baumann (TSG 1899 Hoffenheim), Janis Blaswich (RB Leipzig)

Abwehr: Benjamin Henrichs  (RB Leipzig), Mats Hummels (Borussia Dortmund), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Niklas Süle (Borussia Dortmund), Jonathan Tah  (Bayer Leverkusen), Malick Thiaw (AC Mailand)

Mittelfeld: Joshua Kimmich (FC Bayern München), Felix Nmecha  (Borussia Dortmund), Robert Andrich (Bayer Leverkusen), Julian Brandt (Borussia Dortmund), Chris Führich (VfB Stuttgart), Leon Goretzka (FC Bayern München), Pascal Groß (Brighton & Hove Albion), Ilkay Gündogan (FC Barcelona), Kai Havertz (FC Arsenal), Jonas Hofmann (Bayer Leverkusen), Leroy Sané (FC Bayern München), Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)

Angriff: Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund), Marvin Ducksch (Werder Bremen), Serge Gnabry (FC Bayern München), Thomas Müller (FC Bayern München)

Arne Richter und Jan Mies, dpa