Pechvogel Leonardo Bonucci wusste bei seiner Auswechslung in der 81. Minute ganz genau, dass er beim Bundesliga-Debüt für den 1. FC Union Berlin nicht seinen besten Fußball-Tag erwischt hatte.
Mit gesenktem Kopf und unter verhaltenem Applaus verließ der Europameister von 2021 den Platz im Stadion An der alten Försterei – wissend, dass er maßgeblichen Anteil an der 0:2-Niederlage am gegen die TSG 1899 Hoffenheim hatte.
Mit einem Zupfer hatte der langjährige italienische Nationalspieler Hoffenheims Stürmer Andrej Kramaric (21. Minute) zu Boden gerissen und einen Elfmeter verschuldet. Auch beim zweiten Gegentor durch Maximilian Beier (38.) kam der Routinier einen Schritt zu spät. Dass Bonucci mit einem Alter von 36 Jahren und 145 Tagen laut dem Datenanbieter Opta der ältere Feldspieler seit 21 Jahren war, der in der Bundesliga debütierte, war der erfahrenen Abwehr-Legende egal. Wortlos stapfte er nach Abpfiff zurück in die Kabine.
«Wir waren einfach nicht da»
«Die erste Halbzeit geht so nicht. Wir waren einfach nicht da», äußerte Union-Trainer Urs Fischer und schob hinterher: «Das gilt auch für Leo.»
Mit dem Transfer von Bonucci hatte Union ein Statement gesetzt. Der Wechsel sollte zeigen, dass die Berliner nach den großen Erfolgen der vergangenen Jahre inzwischen auch bei Spieler-Verpflichtungen in einer höheren Klasse zugreifen. Bonucci bringt viel Champions-League-Erfahrung mit, noch deutlich mehr als Robin Gosens und Kevin Volland.
Doch anstatt mit Bonucci noch gefestigter zu agieren, taumeln die Köpenicker langsam aber sicher den unteren Tabellenplätzen entgegen. Vier Pflichtspiel-Niederlagen nacheinander – darunter das 0:1 bei der Champions-League-Premiere bei Real Madrid – gab es zuletzt im Frühjahr 2020. «Wenn man von Entwicklung spricht, muss man auch mal zwei Schritte zurück machen, um wieder einen nach vorne gehen zu können», bemühte Fischer eine Fußball-Floskel.
Zwei Schritte zurück reichen aber nicht, um den Unioner Auftritt zu Beginn zu beschreiben. «Das war eine Nicht-Leistung», bemängelte der Schweizer Fischer und berichtete über seine Kabinen-Ansprache in der Pause: «Ich war laut. Ich glaube, die Worte kamen an.»
«Er weiß, was er tun muss»
Die Niederlage nur auf Bonucci zu schieben, wäre ohnehin falsch. Nach Wiederanpfiff war der Fußball-Oldie der gewünschte Ruhepol in der Berliner Abwehr, er dirigierte das Spiel von hinten und leitete mit sehenswerten Pässen die Angriffe ein. «In der zweiten Halbzeit hat man dann gesehen, zu was er fähig ist», befand auch Fischer.
Im zweiten Spiel in Folge hatte Bonucci in der Innenverteidigung den verletzten Abwehr-Chef Robin Knoche ersetzt. «Er weiß, was er tun muss. Er hat ein gutes Spiel gespielt, wie schon in Madrid», lobte Teamkollege Sheraldo Becker. Anstatt über den verschuldeten Elfmeter seines italienischen Mitspielers zu schimpfen, fasste sich Becker an die eigene Nase: «Am Ende müssen wir Stürmer treffen. Wenn wir keine Tore machen, wird es schwer».
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