22. November 2024

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Bokel und Weikert kandidieren für DOSB-Spitzenjob

Der frühere Tischtennis-Weltchef Thomas Weikert geht bei der DOSB-Mitgliederversammlung als Favorit in den Zweikampf ums Präsidentenamt. Gegenkandidatin ist die Ex-Weltklassefechterin Claudia Bokel.

Der Deutsche Olympische Sportbund will mit der Wahl einer neuen Präsidentin oder eines neuen Präsidenten auf der Mitgliederversammlung am heutigen Samstag (12.00 Uhr) in Weimar die Führungskrise beenden und einen Neuanfang einleiten.

Kandidaten für das Präsidentenamt sind die frühere Weltklassefechterin Claudia Bokel (48) und Thomas Weikert (60), der einstige Tischtennis-Weltpräsident. Für die Wahl der fünf Vizepräsidenten gibt es neun Bewerbungen.

Neuer DOSB-Präsident steht vor großen Aufgaben

«Wenn ein neues Präsidium gewählt ist, ist der erste Schritt getan, aber dann fängt die Arbeit erst an», sagte Ingo Weiss, Sprecher der Spitzenverbände und Mitglied der Findungskommission, zur Suche eines Nachfolgers von Alfons Hörmann. Dieser kandidiert nach acht Jahren nicht mehr. Wie der DOSB bekanntgab, sagte Hörmann seine Reise nach Weimar ab. «Auf ärztliches Anraten wird er nicht kommen», teilte ein Sprecher des DOSB mit. Der 61-jährige Bayer hatte sich vor knapp zwei Wochen mit dem Coronavirus infiziert.

Der Wirtschaftsmanager stand im Mittelpunkt des in einem anonymen Brief von Mitarbeitern erhobenen Vorwurfs, ein «Klima der Angst» in der DOSB-Zentrale in Frankfurt/Main geschaffen zu haben.

Mitinitiiert hat er zudem ein Schreiben an Ex-Vorstandsmitglied Karin Fehres, in dem ihr eine Strafanzeige und Zivilklage angedroht worden waren. Sie wurde verdächtigt, Verfasserin des anonymen Briefes gewesen zu sein, was Fehres als haltlos zurückgewiesen hatte.

Die neue ehrenamtliche Nummer eins im DOSB steht daher vor großen Aufgaben, wobei die Befriedung, das Einen und das Vertrauen schaffen in der Dachorganisation an erster Stelle stehen dürften. Das Management der Corona-Krise, die Leistungsförderung auf Vordermann zu bringen und die Intensivierung der internationalen Beziehungen mit Blick auf eine Olympia-Bewerbung sind weitere Herausforderungen.

«Claudia Bokel hat sehr große Erfahrungen als Sportlerin und als Athletenvertreterin im Internationalen Olympischen Komitee», sagte Weiss über die Stärken der Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes. Thomas Weikert ist für Weiss ein gestandener Sportfunktionär auf nationalem und internationalem Parkett: «Wenn einer sagen kann, er ist mit allen Wassern gewaschen, dann sicherlich er.» Der frühere Bundesliga-Spieler war von 2005 bis 2015 Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes und fast sieben Jahre Weltpräsident.

Das neue Präsidium soll wieder Vertrauen aufbauen

Für die Wahl der fünf Vizepräsidenten liegen neun Bewerbungen vor. Gudrun Doll-Tepper (Bildung), Petra Tzschoppe (Frauen und Gleichstellung) und Uschi Schmitz (Leistungssport) gehören seit Jahren dem bisherigen Hörmann-Präsidium an. Zum Kreis der Anwärter zählen auch die zwölffache Paralympicssiegerin Verena Bentele, Kerstin Holze, Vorsitzende der Deutschen Kinderturnkunst, und Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte.

Außerdem haben Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, Helmut Schmidbauer, Vizepräsident Finanzen des Deutschen Tennis-Bundes, und Oliver Stegemann, Präsident des Deutschen Sportakrobatik Bundes, ihre Kandidatur angemeldet.

Nicht mehr zum Kreis der Bewerber gehört Jörg Ammon. Gegen den Präsidenten des Bayerischen Landes-Sportverbandes war aus den eigenen Reihen Anzeige erstattet worden. Darin geht es um die Umstände der Auftragsvergabe von IT-Dienstleistungen in Millionenhöhe. «Er wollte das neue DOSB-Präsidium damit nicht belasten», sagte Weiss.

«Die wichtigste Aufgabe des neuen Präsidiums des DOSB wird es sein, neues Vertrauen aufzubauen», sagte Johannes Herber, Geschäftsführer der Vereinigung Athleten Deutschland. «Wir setzen darauf, mit einer neuen DOSB-Führung eine gleichberechtigte und vertrauensvolle Beziehung zu etablieren mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für die Athleten kontinuierlich zu verbessern.»

Von Andreas Schirmer, dpa