24. November 2024

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Blatter und Platini bestreiten Vorwürfe

Am zweiten Verhandlungstag kommen im Prozess gegen Joseph Blatter und Michel Platini die beiden Beschuldigten zu Wort. Unisono streiten die Ex-Top-Funktionäre die Vorwürfe ab und teilen aus.

Michel Platini wurde emotional. Kurz nachdem auch Joseph Blatter die Vorwürfe im gemeinsamen Prozess vehement bestritten hatte, lehnte sich der beschuldigte frühere UEFA-Chef auf seinem grauen Stuhl nach vorne.

«Was die FIFA mit ihrem Präsidenten und mir gemacht hat, ist ein Skandal. Ich wurde als Kontofälscher und Geldwäscher bezeichnet», zürnte der 66 Jahre alte Franzose. «Das Ziel war, dass alle wissen, dass ich nicht FIFA-Präsident werden sollte. Es gibt Gerechtigkeit im Leben und ich hoffe, dass sie zutage kommt.»

Am zweiten Prozesstag vor dem Bundesstrafgericht im schweizerischen Bellinzona wurden erstmals die beiden ehemaligen Fußball-Spitzenfunktionäre vernommen. Dabei klagten sie über eine mediale Vorverurteilung und den Umgang des Weltverbands mit ihnen. «Ich werde Fragen von der FIFA nicht beantworten, weil der FIFA-Präsident seit März 2016 mir auch nie geantwortet hat», antwortete Blatter mit Blick auf Gianni Infantino einer Vertreterin der FIFA, die als Privatklägerin in dem Verfahren auftritt.

Blatter: «Verspätete Lohnzahlung»

Im Kern des Betrugsvorwurfs steht eine Zahlung der FIFA von zwei Millionen Schweizer Franken an den früheren Blatter-Berater Platini im Jahre 2011. Blatter soll diese plus Sozialversicherungsbeiträge laut Anklage unrechtmäßig bestätigt haben. «Es ist eine geschuldete, verspätete Lohnzahlung», sagte Blatter. Diese sei beim Weltverband durch alle notwendigen Gremien gegangen.

Nach seiner Wahl zum FIFA-Chef 1998 habe er die Zusammenarbeit mit Platini vereinbart, berichtete Blatter. Dieser habe ihm gesagt: «Ich bin eine Million wert.» In welcher Währung? «Ich habe ihm zum Spaß gesagt, Peseten, Rubel oder Mark, das musst du entscheiden», berichtete Platini.

Im August 1999 wurde ein auf den Jahresanfang rückdatierter Vertrag vereinbart, jedoch nur über ein Salär von 300.000 Schweizer Franken. Auf den Hinweis von Platini, dass dies nicht die komplette vereinbarte Summe gewesen sei, habe er gesagt: «Das schauen wir später», erinnerte Blatter. Im Jahr 2011 war die Summe durch Platini dann der FIFA in Rechnung gestellt worden. Warum so spät? «Das war nicht lebenswichtig für mich», sagte Platini über die Zahlung. Warum 800.000 Franken weniger als vereinbart? «Das bin ich», antwortete der frühere Europameister lachend. «Ich habe mich getäuscht.»

Blatter und Platini beklagen Vorverurteilung

Mit verschränkten Armen saß Platini in der zweiten Reihe, als Blatter aussagte. Einen Tag nachdem die Vernehmung des 86-Jährigen wegen gesundheitlicher Probleme verschoben worden war, ließ er seine Hände immer wieder über den Tisch wandern, während er sprach.

Die erste Befragung durch einen Staatsanwaltschaft 2015 wegen der Vorwürfe habe ihn geschockt, erinnerte Blatter. «Dieser Schock dauert jetzt sieben Jahre, dieser Schock ist immer noch da.» Ihm sei damals bereits die «Höchststrafe» widerfahren, er sei in der Welt «geächtet» worden. «Die Medien haben mich vorbestraft», sagte Blatter.

Als die Zahlung vor sieben Jahren öffentlich wurde, waren auch die Ambitionen von Platini auf die Nachfolge Blatters dahin. «2015 bin ich zufälligerweise Kandidat bei der FIFA», sagte der Franzose. «Es ist unglaublich, dass es zu diesem Zeitpunkt aufkommt.» Statt Platini wurde 2016 der frühere UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino zum neuen FIFA-Chef.

Urteil soll am 8. Juli kommen

Durch die Befragung des früheren Staatsanwalt bei der Bundesanwaltschaft, Olivier Thormann, sollte unter anderem geklärt werden, woher die Ermittler von der Zwei-Millionen-Zahlung erfuhren. Thormann gab an, dass man die Information bei einer Durchsuchung bei der FIFA im Zuge des Skandals 2015 neben den Lohnaufstellungen des damaligen Exekutivkomitees vom damaligen FIFA-Finanzchef Markus Kattner erhalten habe. Am Freitag sind am dritten von elf Verhandlungstagen weitere Zeugenaussagen geplant. Am 8. Juli soll ein Urteil fallen.

Von Florian Lütticke, dpa