Der deutsche Prothesen-Sprinter Johannes Floors bleibt der Dominator in der einst durch Oscar Pistorius berühmt gewordenen «Blade Runner»-Klasse über 400 Meter. Der Leverkusener gewann am Abschlusstag der Para-WM in der Leichtathletik in Paris in 45,81 Sekunden mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung.
Damit blieb er nur drei Hunderstel über seinem Weltrekord neuer Zeitrechnung und holte wie bei den letzten vier Großveranstaltungen, bei denen er über diese Strecke angetreten war, Gold. Der Südafrikaner Pistorius, der 2012 auch bei Olympia gestartet war, wurde 2014 wegen Totschlags verurteilt und sitzt seitdem im Gefängnis.
Floors nach dem Sieg emotional
Floors war nach dem WM-Sieg extrem emotional. «Die erste Träne musste ich schon unterdrücken, als ich meine Familien auf den Zuschauer-Rängen gesehen habe. Die zweite, als ich meine Kollegin Irmgard auf dem Sieger-Treppchen habe stehen sehen», sagte er. «Im Endeffekt waren das zwei puschende Momente.» Zuvor hatte Floors‘ Teamkollegin Irmgard Bensusan am letzten Wettkampftag überraschend ihren Titel über 200 Meter erfolgreich verteidigt.
Mitleid hatte er mit seinem vermeintlich stärksten Konkurrenten Hunter Woodhall aus den USA, dem beim Einlaufen die Prothese gebrochen war. Er saß beim Start bitterlich weinend auf einem Hocker neben der Startaufstellung. «Das ist eine Katastrophe für ihn», sagte Floors.
Überraschendes Gold für Bensusan
Bensusan, die inzwischen 30 Stunden pro Woche arbeitet und über 100 Meter nur Sechste geworden war, siegte in 26,82 Sekunden mit 26 Hundertstel Vorsprung vor der Niederländer Kimberly Alkemda. Insgesamt ist es der vierte WM-Titel für die 32 Jahre alte Leverkusenerin, die bei Paralympics fünf Silbermedaillen gewann. «Von Gold habe ich nicht einmal geträumt», sagte die gebürtige Südafrikanerin, die ein gelähmtes Bein hat. «Ich habe auf einen vierten Platz gehofft, um einen Slot für die Paralympics zu holen. Meine Zeit war gut, aber ich dachte, dass die anderen schneller wären», sagte die glückliche Weltmeisterin.
Zuvor war Katrin Müller-Rottgardt aus Wattenscheid in der Klasse der Sehbehinderten als Zweite ins Ziel gelaufen, später aber disqualifiziert worden, weil das Band mit Begleitläufer Noel Fiener vor der Ziellinie gelöst wurde. Ein deutscher Gegen-Protest blieb erfolglos. Dies war besonders bitter für das Duo, das über 100 Meter durch einen Fehlstart im Halbfinale ausgeschieden war.
Bronze statt zweites Gold für Schäfer
Léon Schäfer verpasste nach seinem Weitsprung-Sieg mit Weltrekord den zweiten WM-Erfolg knapp. Über 100 Meter der Unterschenkel-Amputierten wurde Schäfer nach einem extrem spannenden Einlauf mit fünf Athleten innerhalb von 17 Hundertstelsekunden Dritter. Dabei lief er im letzten Wettkampf der WM in 12,18 Sekunden persönliche Bestzeit. Der Sieg ging an den Niederländer Joel de Jong, der nur 12,09 Sekunden benötigte. Auch bei den Paralympics 2021 in Tokio hatte Schäfer Bronze im Sprint geholt.
«Ich bin auf jeden Fall stolz, die letzte Medaille geholt zu haben», sagte der 26-Jährige. Nach Weitsprung-Gold sei es ihm «definitiv leichter» gefallen. «Die Last war runter. Ich habe das erreicht, was ich erreichen wollte.» Deutschland beendete die WM mit fünf Gold-, zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen.
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