25. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

«Bin halt gescheitert»: Skispringer um Geiger schwach

Einen Tag nach Silber für Skispringerin Katharina Althaus enttäuschen Mitfavorit Karl Geiger und dessen Freund Markus Eisenbichler bei den Männern. Nachfolger von Andreas Wellinger wird ein Japaner. Schon am Montag geht es auf der Schanze weiter.

Karl Geiger war niedergeschlagen und ratlos. In der eisigen Kälte vom Zhangjiakou rang Deutschlands bester Skispringer nach der schweren Niederlage im Olympia-Einzel um die richtigen Worte.

«Ich bin halt gescheitert, aber so ist es», sagte er und ergänzte: «Lieber scheitere ich mit voller Entschlossenheit als halblätschig etwas zu probieren. So kann ich mir nichts vorwerfen.»

Haupt-Hoffnungsträger Geiger und Medaillenkandidat Markus Eisenbichler enttäuschten bei ihrem Winterspiele-Auftakt in China und verpassten das erhoffte Edelmetall beim Olympiasieg des Japaners Ryoyu Kobayashi deutlich. Einen Tag nach Silber für Katharina Althaus belegte der Gesamtweltcup-Führende Geiger auf der Normalschanze in Zhangjiakou nur den 15. Platz, Eisenbichler schied sogar bereits nach dem ersten Durchgang als 31. aus. In dieser Form stehen auch im Mixed-Wettbewerb am Montag die Chancen für das DSV-Quartett schlecht.

«Ich habe alles in die Waagschale gelegt, was ich drauf habe», sagte Geiger. Der Oberstdorfer führt im Gesamtweltcup und war als einer der Topfavoriten angereist. «Ich habe heute alles auf eine Karte gesetzt, voll riskiert», sagte der 28-Jährige. Bei der WM in Oberstdorf sei das im letzten Jahr gut ausgegangen, diesmal nicht. Im heimischen Allgäu hatte Geiger Silber von der Normalschanze gewonnen.

Schmid bester Deutscher

Als bester Deutscher landete Constantin Schmid auf Rang elf. Hinter Gold-Gewinner Kobayashi holten der zweitplatzierte Manuel Fettner aus Österreich und der Pole Dawid Kubacki Silber und Bronze. Kobayashi folgt als Champion auf Andreas Wellinger, der vor vier Jahren in Pyeongchang triumphiert hatte und diesmal nicht nominiert wurde.

Eisenbichler, der in seiner Karriere immerhin schon sechs WM-Goldmedaillen gewonnen hat, wollte nach dem gebrauchten Wettkampf-Tag einfach nur schnell ins Warme. «Natürlich stinkt es mir ein bisschen. Ich kann’s jetzt auch nicht mehr ändern», sagte der Bayer, der 92 Meter weit gesprungen war, im ZDF. «Früher hätte ich die Skier wahrscheinlich weggeschmissen. Mittlerweile denke ich auch, das ist ja auch nur ein Wettkampf.» Er ergänzte: «Bei Olympia und WM denke ich immer: Entweder du machst eine Medaille oder es ist dann egal, ob du Vierter, Achter oder 25. wirst.»

Pech mit den Bedingungen

Vor den spärlich besetzten Rängen hatten viele Topspringer, zu denen auch Geiger und Eisenbichler zählen, im ersten Durchgang Pech mit den Bedingungen. Nicht nur die Deutschen, sondern weitere Medaillenanwärter kamen damit nicht gut zurecht – anders als der überragende Kobayashi. Für Halvor Egner Granerud und Marius Lindvik aus Norwegen endeten die Medaillenträume schon nach einem Sprung. Im zweiten Versuch konnten sie nicht mehr viel retten, Granerud wurde anschließend sogar disqualifiziert.

Geiger hatte sich in dieser Saison bislang sehr konstant gezeigt. Mit der neuen Olympia-Schanze war der Familienvater aber von Beginn an nicht zurechtgekommen. Ein Trainingssprung nach dem anderen sorgte in den vergangenen Tagen für das gleiche Ergebnis: Enttäuscht verließ Geiger immer wieder den Auslauf. Der ausgeglichene und als akribischer Arbeiter bekannte Sportler gilt eigentlich als Springer, der sich gut auf neue Bedingungen einstellen kann. In den chinesischen Bergen gelang das noch gar nicht. Er landete nach 96 und 99 Metern.

Neue Chance am Montag

«Das Fazit ist nicht gut, weil wir nicht um die Medaille mitgesprungen sind», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. «Das war ein bisschen absehbar. Es hätte ein Wunder hergemusst.» Für das Mixed, in dem am Montag (12.45 Uhr/ZDF und Eurosport) zwei Männer und zwei Frauen springen, nominierte er Geiger und Schmid. Geiger gab sich trotz aller Enttäuschung kämpferisch. «Im Team ist alles möglich», sagte er.

Von Thomas Eßer, Patrick Reichardt und Claas Hennig, dpa