24. November 2024

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Berlin-Derby ist mehr als nur ein Pokalspiel

Hertha BSC empfängt den 1. FC Union. In Berlin ist Derby-Zeit. Und das auch noch im DFB-Pokal. Für einen der beiden Clubs endet der Traum vom Finale in der eigenen Stadt bereits im Achtelfinale.

Natürlich geht es um viel mehr, als nur um das reine Weiterkommen im DFB-Pokal. Wenn Hertha BSC an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) im Achtelfinale den 1. FC Union empfängt, stehen im Olympiastadion auch die Rolle der Nummer eins in Berlin und ganz viel Prestige auf dem Spiel.

«Ein Derby ist da, um es zu gewinnen», sagte Herthas Trainer Tayfun Korkut vor dem nächsten Kapitel der besonderen Stadtmeisterschaft, die in dieser Saison klar entschieden scheint.

Wachablösung in der Hauptstadt?

Denn während der 1. FC Union in der Bundesliga als Fünfter wieder beste Chancen auf den Europapokal hat, kämpft die Hertha bislang als 13. erneut nur gegen den Abstieg. Neun Punkte trennen beide Clubs, im November siegten die Eisernen in der heimischen Alten Försterei mit 2:0 gegen die Blau-Weißen. «Die Bundesliga-Tabelle spielt bei diesem Spiel keine Rolle», sagte Herthas Sportgeschäftsführer Fredi Bobic trotzdem und forderte: «Man muss es mit vollem Herzen angehen.»

Hertha will die neue Fußball-Hierarchie in der Hauptstadt noch nicht anerkennen. «Ich finde, Union macht das sehr, sehr gut die letzten Jahre. Das ist ein Fakt, das sieht man ja auch. Trotz alledem, wenn man sich die Geschichte anschaut, die Hertha sieht, dann weißt du auch, wer die Nummer eins in der Stadt ist», sagte Korkut.

Korkut verweist auf «die Geschichte»

Der Trend der vergangenen Jahre spricht aber klar dagegen. Der ehemalige DDR-Oberligist Union entwickelt sich nicht erst seit dem Bundesliga-Aufstieg 2019 äußerst positiv, während Hertha trotz der Investoren-Millionen von Lars Windhorst weiter kaum sichtbare Fortschritte macht und den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.

«Die Tabelle hat keinen Einfluss auf das Pokalspiel», sagte Unions Trainer Urs Fischer am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Dass die Köpenicker in den vergangenen Monaten deutlich erfolgreicher gewesen seien, sei nebensächlich, sagte Stürmer Andreas Voglsammer. «Das ist ein Pokalspiel, da sind die Karten ganz anders gemischt, das wird enorm schwierig», fügte er hinzu und spielte die Bedeutung der Begegnung gegen den kriselnden Lokalrivalen herunter: «Es geht ums Weiterkommen und um das würde es auch gegen jeden anderen Gegner gehen.»

Die Fans in Berlin sehen das ganz sicher etwas anders. Zwar werden aufgrund der angespannten Corona-Situation nur gut 2000 Zuschauer direkt vor Ort dabei sein, doch die Fußball-Hauptstadt schaut auf das Olympiastadion. «Eigentlich müsste der Trainer gar nichts sagen. Die müssten eigentlich schon mit den Messern zwischen den Zähnen rausrennen», sagte Bobic zur Motivation für das Derby an dem Ort, an dem er 2018 mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewonnen hatte.

Hertha wartet weiter auf Heim-Finaleinzug

Vom Endspiel am 21. Mai in der eigenen Stadt träumen beide Clubs. Union stand dort 2001 bereits und verlor damals als gerade feststehender Zweitliga-Aufsteiger mit 0:2 gegen Schalke 04, für Hertha schafften es die Amateure 1993 zu Hause ins Finale und unterlagen Bayer Leverkusen mit 0:1. Herthas Profiteam verpasste den Pokalsieg 1977 und 1979, damals jeweils noch in der entscheidenden Begegnung im Niedersachsenstadion in Hannover.

Hertha-Coach Korkut stehen die zuletzt in der Liga gegen den VfL Wolfsburg (0:0) noch gesperrten Suat Serdar und Kevin-Prince Boateng zur Verfügung, dafür fehlt Topstürmer Stevan Jovetic (5 Treffer) aufgrund einer Wadenverletzung. Auch Unions Trainer Urs Fischer muss auf seinen besten Angreifer verzichten. Taiwo Awoniyi (9 Tore) spielt derzeit mit Nigeria beim Afrika-Cup. Doch auch ohne den 24-Jährigen gab es in der Bundesliga zuletzt ein 2:1 gegen 1899 Hoffenheim.

Von Thomas Wolfer und Arne Richter, dpa