23. November 2024

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Bei Eriksens Rückkehr: Dänen spielen nur 0:0 gegen Tunesien

EM-Halbfinalist Dänemark ist mit einer Enttäuschung in die Fußball-WM gestartet. Das «Auswärtsspiel» gegen Tunesien endete torlos, Spielmacher Christian Eriksen erlebt ein enttäuschendes Comeback.

Christian Eriksen protestierte nach dem Schlusspfiff erst einmal beim Schiedsrichter. 17 Monate nach seinem Herzstillstand bei der EM 2021 gab der Star der dänischen Nationalmannschaft am Dienstag sein Comeback bei einem großen Turnier. Doch diesen Start in die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hatte sich der Geheimfavorit Dänemark ganz anders vorgestellt.

Gegen den lautstark unterstützten Außenseiter Tunesien mühte sich der EM-Halbfinalist in Al-Rajjan zu einem 0:0. Und in der Nachspielzeit gab es auch nicht mehr den Handelfmeter für die Dänen, den Eriksen so gern gesehen hätte. Dabei schaute sich der Schiedsrichter Cesar Arturo Ramos Palazuelos aus Mexiko die Szene sogar noch einmal auf seinem Bildschirm am Spielfeldrand an.

Lautstarke Unterstützung für Tunesien

«Wir sind noch nicht auf unserem Top-Level, aber wir müssen darauf aufbauen», sagte Dänemarks Verteidiger Joachim Andersen. «Christian gibt uns eine Menge Energie und Kreativität. Wir brauchen ihn, um auf dem höchsten Niveau zu performen.»

Auch nahmen die Tunesier keine Rücksicht auf Eriksens emotionale Rückkehr. Mittelfeldspieler Aissa Laidouni grätschte den Spielmacher von Manchester United schon in der ersten Minute an der Seitenlinie um und feierte diese Aktion mit einer Jubelgeste Richtung Publikum.

Dort saßen zehntausende tunesischer Fans – weit mehr als die Hälfte der 42.925 Zuschauer im Education City Stadion unterstützten die Nordafrikaner lautstark. Teams aus der arabischen Welt wie Tunesien oder Marokko haben bei dieser WM einen großen Vorteil. Ihre Anhänger flogen aus der Heimat nach Katar oder leben bereits als Gastarbeiter dort.

«Man hat gehört, was hier los war», sagte der in Freiburg geborene Tunesier Mohamed Dräger vom FC Luzern. «Das war eine tolle Atmosphäre, wir haben ein gutes Gesicht gezeigt.»

Tatsächlich schüchterte diese Auswärts-Atmosphäre die Dänen spürbar ein, obwohl ihr Torwart Kasper Schmeichel noch am Vortag gesagt hatte: «Wir kennen so etwas. Das ist für uns kein Problem.»

Auf dem Platz spielten die klar favorisierten Dänen aber lieber den Sicherheitspass, wenn sich mit etwas mehr Risiko deutlich größere Räume aufgetan hätten. Und sie blieben immer wieder im Angriffsdrittel hängen, weil ihrem Spiel jegliches Tempo fehlte. Trainer Kasper Hjulmand reagierte auf diesen trägen Vortrag, indem er allein in den ersten 65 Minuten zwei Mal die Taktik änderte.

Trotz Chancen ein torloses Remis

Tunesien war zumindest eine Halbzeit lang deutlich griffiger, zielstrebiger – und gefährlicher. Ein Tor von Mittelstürmer Issam Jebali wurde in der 23. Minute wegen Abseits nicht gegeben. 20 Minuten später scheiterte der Angreifer des dänischen Clubs Odense BK freistehend an Torwart Schmeichel (43.).

Die Dänen wurden in der zweiten Halbzeit druckvoller und machten ihrem Gegner die Abwehrarbeit nicht mehr ganz so leicht. Aber auch ein Tor von Andreas Skov Olsen in der 55. Minute zählte wegen Abseits nicht. Dazu scheiterte Eriksen mit einem Distanzschuss an Tunesiens Torwart Aymen Dahmen (69.). Und auch der kurz zuvor eingewechselte Andreas Cornelius köpfte aus kurzer Distanz nur an den Pfosten (70.).

Und so begann diese WM für die Dänen auch sportlich mit einer Enttäuschung. Kapitän Simon Kjaer trug wie alle anderen europäischen Kollegen keine Spielführer-Binde, die für Toleranz und Vielfalt werben soll. Auch die Trainingsshirts mit der Aufschrift «Menschenrechte für alle» waren ihnen von der FIFA schon vor der Anreise nach Katar untersagt worden. So blieb als einziger Ausdruck des Protests ein nahezu einfarbiges Trikot, auf dem die Logos des Verbands und des Herstellers kaum zu sehen sind. Der dänische Ausrüster möchte bei dieser WM «nicht sichtbar» sein.

Sebastian Stiekel, Nils Bastek und Tom Bachmann, dpa