Die Demontage von Starstürmer Sheraldo Becker kostete Nenad Bjelica nicht einmal 15 Sekunden. «Es ist eine taktische Entscheidung vom Trainer», beendete der Chefcoach von Union Berlin sein kurzes Statement auf die Frage, warum der Top-Angreifer der Vorsaison, der Publikumsliebling und der Kandidat für ein bisschen Extravaganz bei den Köpenickern gegen den 1. FC Köln nicht einmal im Kader gestanden hatte.
Das wäre vor wenigen Wochen bei den Eisernen noch undenkbar gewesen und hat auch heute noch den schalen Beigeschmack von Fußball-Blasphemie.
Er habe sich zwischen David Fofana und Becker entscheiden müssen, konstatierte Bjelica. Der sportliche Lauf der Dinge gab ihm recht. Fofana belebte nach seiner Einwechslung das Offensivspiel, traf nach mehreren vergebenen Chancen zum 2:0-Endstand gegen Köln. Doch die Worte des Trainers konnten die raunenden Gerüchte im Stadion an der Alten Försterei nicht vertreiben, Becker sei wegen Disziplinlosigkeit im Training abgestraft worden.
Bruch mit Becker?
Dann wäre der Niederländer nach Fofana schon der zweite Akteur, der die harte Hand des kroatischen Coaches zu spüren bekommt. Nur wer mitzieht im Abstiegskampf, darf mitspielen. Das hatte Bjelica nun schon mehrfach geäußert. Bei Fofana funktionierten Strafmaß und Resozialisierung auf dem Platz schnell. Bei Becker könnte es zum Bruch kommen. Schon im Sommer galt der schnelle Angreifer als Verkaufskandidat.
Zwölf Millionen Euro Marktwert werden bei der Plattform Transfermarkt für den 28-Jährigen aufgerufen, im Sommer sollen es noch 17 Millionen gewesen sein, ein noch akzeptabler Wertverfall angesichts der miserablen Union-Saison insgesamt und null Bundesliga-Toren von Becker in elf Spielen. Zum gleichen Zeitpunkt hatte er in der Vorsaison schon sieben Mal getroffen. Die Eisernen machen keine Angaben zu Verträgen, doch Beckers Kontrakt läuft wohl nächsten Sommer aus. Es könnte sein, dass die Zeichen bald auf Abschied stehen. Dann müsste sich Bjelica nicht mehr zwischen Fofana und Becker entscheiden.
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