22. November 2024

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Bayern ziehen Glückslos Villarreal: Danach lauert Liverpool

Gegen Villarreal sind die Münchner im Champions-League-Viertelfinale Favorit. Der Weg nach Paris ist vorgezeichnet. Erstmal gilt der Fokus Union Berlin. Nagelsmann braucht da gute «Abwehrlösungen».

Nach dem Glückslos FC Villarreal vermied es Julian Nagelsmann tunlichst, vorlaut über den programmierten Halbfinal-Kracher gegen den FC Liverpool und Jürgen Klopp zu reden.

Hochmut kommt schließlich häufig vor dem Fall – und darum wäre es nicht richtig, «den Weg weiterzumalen, wo es hingehen könnte».

Allerdings hätte der am UEFA-Sitz in Nyon ausgeloste weitere Weg des FC Bayern ins Champions-League-Finale am 28. Mai im Stade de France von Paris steiniger ausfallen können, wie auch der Münchner Trainer ehrlich zugab. «Es hätte vom Namen her sicherlich härtere Lose geben können», sagte Nagelsmann am Tag vor dem «bedeutenden Spiel» gegen Union Berlin in der Fußball-Bundesliga.

Ins Viertelfinale gegen Europa-League-Sieger und Juve-Bezwinger Villarreal gehen Weltfußballer Robert Lewandowski und Co. jedenfalls als haushohe Favoriten. «Arrogant hochnäsig» aber wollte Nagelsmann partout nicht rüberkommen bei der Einschätzung des Gegners mit dem international sehr erfahrenen Coach Unai Emeri. Aber der 34-Jährige verhehlte auch nicht seine Erwartungshaltung: «Wir haben das nötige Selbstvertrauen, um idealerweise ins Halbfinale einziehen zu können.»

Viertelfinalspiele am 6. und 12. April

Die eindringlichste Mahnung kam von Bayern-Boss Oliver Kahn, der twitterte: «Niemand darf glauben, dass das zwei einfache Spiele werden!» Das Hinspiel am 6. April wird im 25.000 Zuschauer fassenden Estadio de la Cerámica ausgetragen. Die Kapitäne Manuel Neuer und Thomas Müller waren schon dabei, als die Münchner dort im September 2011 unter Trainer Jupp Heynckes zum Auftakt der Gruppenphase mit 2:0 gewannen.

Das entscheidende Rückspiel findet am 12. April in München statt. «Es wird nicht einfach. Wir haben sie gegen Juve gesehen», äußerte Routinier Müller. Der Nationalspieler meinte damit das erstaunliche 3:0 von Außenseiter Villareal in dieser Woche im Achtelfinal-Rückspiel gegen das ruhmreiche Juventus in Turin.

«Klar, wir wollen weiterkommen», sagte auch Hasan Salihamidzic. Der Sportvorstand lächelte bei der Übertragung der Auslosung erleichtert, nachdem zuvor die Kracherpaaarung FC Chelsea gegen Real Madrid sowie die Partie Manchester City gegen Atlético Madrid gezogen worden war.

Liverpool ist gegen Benfica Lissabon ebenfalls klar favorisiert. Salihamidzic wollte auch noch nicht über ein neues Duell mit Klopps Liverpool philosophieren. Er warnte lieber vor dem Tabellensiebten der spanischen Liga: «Das ist schon eine gute Mannschaft.» Der Club mit dem Spitznamen Submarino amarillo (gelbes U-Boot) versenkte nicht nur Juve. Die Spanier erwiesen sich auch beim Sieg im Vorjahr im Europa-League-Finale gegen Manchester United als Favoritenschreck.

Süle wohl gegen Villareal wieder fit

Eine gute Nachricht hatte Nagelsmann auch noch parat. Er plant gegen Villarreal wieder mit Nationalverteidiger Niklas Süle, dessen Muskelverletzung im Oberschenkel nur ein «minimaler Faserriss» sei. «Für die Champions League wird er schon wieder zur Verfügung stehen.» Im Ligaspiel gegen Union Berlin am Samstag (18.30 Uhr/Sky) vor 35.000 erlaubten Zuschauern wird Süle aber definitiv fehlen.

Den Abwehrchef ersetzen wird Dayot Upamecano, dem Nagelsmann das «Vertrauen» aussprach. Für den ebenfalls ausfallenden Benjamin Pavard (Corona) kommt Tanguy Nianzou in die Dreierkette. Lucas Hernández soll die Führung der Abwehr übernehmen: «Er hat das im Kreuz.»

Vorn kann Nagelsmann wieder auf Tore von Robert Lewandowski hoffen, der eine kleine Trainingsverletzung am Knie rasch überwunden hat. «Lewy war sehr gut drauf», berichtete Nagelsmann nach dem Training am Freitag. Er spüre den Dortmunder Atem wieder mehr im Nacken «als die letzten fünf Wochen», gestand der Bayern-Coach derweil bei nur noch vier Zählern Vorsprung auf den BVB. «Wir müssen einfach das Spiel gewinnen», forderte Salihamidzic. Die Bayern spüren neuen Druck.

Das belegt auch der Plan, dass Leon Goretzka nach über drei Monaten Pause wegen Knieproblemen zum Kader gehören soll. «Ich habe seine Energie gerne auf der Bank dabei», begründete Nagelsmann.

Auch Hansi Flick beobachtet den neu entbrannten Titelkampf interessiert. «Es ist einen Ticken spannender geworden. Vor zwei, drei Wochen hat jeder Bayern München als Meister gesehen», sagte der Bundestrainer. Der Ex-Bayern-Coach glaubt aber daran, dass am Saisonende trotzdem sein Nachfolger Nagelsmann die Meisterschale erstmals in Händen halten wird: «Ich glaube schon, dass die Qualität von Bayern enorm hoch ist. Es wird schwer für Dortmund, sie nochmal einzuholen.»

Von Klaus Bergmann, dpa