24. November 2024

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Bayern holt Cancelo, Unions Isco-Transfer scheitert

Vom Poker um Torhüter Yann Sommer abgesehen, war es auf dem Transfermarkt lange ruhig. Noch immer mindern die Corona-Nachwirkungen die Investitionsbereitschaft. Doch am letzten Tag geht es zur Sache.

Gemächlicher Auftakt, spektakuläres Finale – die lange Zeit ruhige Winter-Transferperiode ist schlagzeilenträchtig zu Ende gegangen. Anders als üblich sorgten nicht die in Not geratenen Abstiegskandidaten für die größte Betriebsamkeit, sondern die beiden Spitzenclubs aus München und Berlin.

Tabellenführer FC Bayern lieh im Schlussverkauf den portugiesischen Nationalverteidiger João Cancelo von Manchester City aus. Verfolger 1. FC Union sorgte durch die am Ende gescheiterte Verhandlung mit dem ablösefreien spanischen Star Isco für den meisten Gesprächsstoff.

Spätestens nach den Medienberichten über einen erfolgreichen Medizincheck von Isco in Berlin schien die Unterschrift des 30 Jahre alten Stars nur noch Formsache zu sein. Doch im finalen Vertragsgespräch tauchten dann doch unüberbrückbare Hindernisse auf.

Bayern reagieren auf Verletzungen

Die Münchner hatten ihren dritten Winter-Transfer da bereits vorgestellt. Die Verpflichtung von Cancelo ist eine Reaktion auf den langfristigen Ausfall des Franzosen Lucas Hernández (Kreuzbandriss) und das mittelfristige Fehlen des Marokkaners Noussair Mazraoui (Entzündung des Herzbeutels). Der 28 Jahre alte Cancelo, für den sich der Rekordmeister laut Medienberichten eine Kaufoption in Höhe von 70 Millionen Euro gesichert haben soll, steht bei den Cityzens bis Ende Juni 2027 unter Vertrag. «Er passt mit seiner offensiven Spielweise und seiner Dynamik optimal in unser System und mit seiner Mentalität und Erfahrung auch sehr gut zu unserer Mannschaft», sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Cancelo soll dazu beitragen, dass die Münchner nach zuletzt drei Remis in Serie ihren auf einen Zähler geschmolzenen Vorsprung im Titelkampf nicht weiter verspielen. Das trifft auch auf den aus Mönchengladbach verpflichteten Torhüter Yann Sommer zu, dessen Wechsel erst nach zähem Verhandlungspoker gelang. Zudem verpflichteten die Münchner den zuletzt vereinslosen niederländischen Nationalspieler Daley Blind.

Der Verhandlungspoker der Berliner mit Isco, der mit Cristiano Ronaldo und Toni Kroos bei Real Madrid zusammengespielt und fünf Mal die Champions League gewonnen hat, blieb dagegen ergebnislos. «Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Vereinbarungen überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande», sagte Union-Manager Oliver Ruhnert. Iscos Berater-Agentur Gestifute sah dagegen das Problem bei Union und teilte der «Bild» mit: «Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststellen, dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen.»

Union dennoch gestärkt

Dabei war Isco nach seiner am 21. Dezember erfolgten Vertragsauflösung beim FC Sevilla ablösefrei – und wäre ein weiteres Indiz für die Zeitenwende beim «Big Stadteil Club» («11 Freunde») gewesen. Dennoch gehen die Köpenicker nach den Zusagen der beiden zusammen rund 13 Millionen Euro teuren WM-Teilnehmer Josip Juranovic aus Kroatien und Aïssa Laïdouni aus Tunesien gestärkt in die restlichen 16 Saisonspiele.

Anders als die Bayern und Unioner sichtete Borussia Dortmund den Markt weniger nach arrivierten Kräften, sondern mehr nach Talenten. Immerhin 8,5 Millionen Euro ließ sich der Tabellenvierte den erst 16 Jahre alten Julien Duranville von RSC Anderlecht kosten. Mit der Verpflichtung des 25 Jahre alten Julian Ryerson (Union Berlin) schließt der BVB die Lücke nach dem Ausfall von Thomas Meunier und stabilisiert die wackelige Abwehr.

Trotz der Ausfälle von Dani Olmo und Christopher Nkunku verzichtete der Dritte aus Leipzig auf einen Last-Minute-Einkauf. «Wir haben einige Optionen abgeklopft, es war aber nichts realisierbar. Wir haben entschieden, nichts mehr zu machen», sagte Trainer Marco Rose.

Millionensummen

Nach Schätzungen investierten die 18 Bundesligisten in diesem Winter rund 70 Millionen Euro für neue Spieler. Noch immer dominieren Leihgeschäfte. Das macht die Summe überschaubar. In England brachte allein der FC Chelsea, kommender Champions-League-Gegner der Dortmunder, den dreifachen Betrag auf. Die Londoner verpflichteten unter anderen das ukrainische Supertalent Mychajlo Mudryk für eine Ablöse von bis zu 100 Millionen Euro, Weltmeister Enzo Fernandez könnte für 120 Millionen Euro folgen

Die teuersten Einkäufe der Bundesliga-Transferperiode dürften Jonas Omlin und Juranovic sein. Der Schweizer Torhüter Omlin wechselte für geschätzte neun Millionen Euro von Montpellier nach Mönchengladbach – finanziert durch den Verkauf von Sommer. Die angeblich gleiche Summe überwies Union Berlin an Celtic Glasgow für Juranovic. Die üppigste Einnahme des Winters kassierte die TSG 1899 Hoffenheim. Der Abgang von Georginio Rutter zu Leeds United brachte dem Tabellen-13. stolze 28 Millionen Euro ein.

Von solch einem Geldsegen kann der FC Schalke 04 nur träumen. Notgedrungen verkaufte das Schlusslicht den erst im Sommer verpflichteten Florent Mollet für geschätzte 1,5 Millionen Euro an den FC Nantes. Das half, die Kosten für die sechs auf Leihbasis verpflichteten Zugänge Niklas Tauer (Mainz), Jere Uronen (Brest), Tim Skarke (Union Berlin), Moritz Jenz (Lorient), Michael Frey (Antwerpen) und Éder Balanta (Brügge) zu tragen.

Von Dienstagabend an können die Clubs nach Angaben der Deutschen Fußball Liga auch vereinslose Spieler nicht mehr verpflichten. Wechseln dürfen Profis dagegen noch in Länder, in denen das Transferfenster geöffnet ist. Dazu zählen unter anderem Portugal (bis 2. Februar), Österreich (6. Februar), die Türkei (8. Februar) und die Schweiz (15. Februar).

Heinz Büse und Thomas Eßer, dpa