Den Begriff von der Wachablösung können sie beim VfL Wolfsburg inzwischen nicht mehr hören. «Ich hasse dieses Wort», sagte Alexandra Popp kürzlich. Und doch kann der FC Bayern an diesem Wochenende im deutschen Frauenfußball einen weiteren Schritt in diese Richtung machen.
Die Münchnerinnen hoffen am Samstag (12.00 Uhr/MagentaSport und frei zugänglich bei DAZN) im Spiel bei Bayer Leverkusen auf den vorzeitigen Titelgewinn in der Bundesliga. «Die Vorfreude ist enorm, weil es jetzt nur noch 90 Minuten sind, bis wir es dann über die Ziellinie gebracht haben», sagt Nationalstürmerin Klara Bühl.
Bayerns Frauen und das «Mia San Mia»
Auch im vergangenen Jahr hatten die Bayern-Frauen in Leverkusen genau diese Chance, gingen aber nach einem 0:0 mit langen Gesichtern vom Platz – um die Meisterschaft dann mit einem 11:1 gegen Turbine Potsdam zu feiern.
Während die Bayern-Männer von Thomas Tuchel den Titeltriumph Bayer Leverkusen überlassen mussten, verkörpern die Frauen ganz das «Mia San Mia»-Motto des Clubs. Das Team von Trainer Alexander Straus ist in dieser Saison – wie die Männer von Leverkusen – noch ungeschlagen und hat drei Spieltage vor Schluss sieben Punkte Vorsprung auf Wolfsburg.
Die Münchnerinnen hatten ihren Dauerrivalen aus Niedersachsen im März in dessen Stadion mit einem 4:0 vom Platz gefegt. «Wenn wir uns nicht dumm anstellen, sollten wir es auf jeden Fall easy über die Bühne bringen», sagte Torjägerin Lea Schüller damals. Richtig weh tut Wolfsburg auch, dass sich in Lena Oberdorf die derzeit begehrteste deutsche Nationalspielerin im Sommer gen München verabschiedet.
Auch der Titel auf dem Sofa ist möglich
Bis auf eine kleine Schwächephase vor der Winterpause hat der FC Bayern – mit seinen internationalen Assen Georgia Stanway, Pernille Harder, Magdalena Eriksson und Glodis Viggosdottir – eine beeindruckende Runde gespielt. Am drittletzten Spieltag kann in Leverkusen der sechste Titelgewinn nach 1976, 2015, 2016, 2021 und 2023 perfekt gemacht werden. Theoretisch kann schon am Freitagabend eine Entscheidung fallen: Wenn Wolfsburg (18.30 Uhr/MagentaSport und DAZN) gegen den 1. FC Köln patzt, dann wären die Titelverteidigerinnen Meister auf dem Sofa.
Zum brisanten direkten Aufeinandertreffen zwischen Wolfsburg und München kommt es am Donnerstag nächster Woche im DFB-Pokal-Finale in Köln. Da können die VfL-Frauen von Chefcoach Tommy Stroot zum zehnten Mal in Serie den Cup gewinnen. Gleichzeitig droht bei einer Niederlage die erste Spielzeit ohne Titel seit 2012.
Was für eine Wachablösung nötig wäre
«Wir sind natürlich sehr, sehr stolz, dass wir momentan auf Platz eins in der Liga sind und jetzt die Möglichkeit auch haben, im Pokalfinale zu stehen und da nach einem weiteren Titel zu greifen», sagte Giulia Gwinn. Eine Wachablösung, so betonte DFB-Kapitänin Popp bei einem gemeinsamen Medientermin mit der Münchner Rechtsverteidigerin, sei es für sie erst, wenn man über Jahre konstant Titel hole. Das habe der VfL Wolfsburg in den vergangenen Jahren geschafft.
Neben Oberdorf verliert der Champions-League-Finalist von 2023 in diesem Sommer aber auch Dominique Janssen (nach England) und möglicherweise Ewa Pajor, die die Torschützenliste in der Liga mit 13 Treffern anführt: Die Polin gilt als Wunschkandidatin des FC Barcelona. Ungeachtet dessen und der erwarteten Titelverteidigung des FC Bayern hat Wolfsburgs Sportdirektor Ralf Kellermann für die neue Saison angekündigt: «Wir werden einen konkurrenzfähigen Kader haben, mit dem wir unsere Ziele erreichen können.»
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