28. November 2024

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Bayern-Beben in Leipzig: Eberl muss bei RB gehen

Max Eberl sollte bei RB Leipzig eine Ära prägen. Nach nur 302 Tagen ist die Idee Geschichte, weil der Sportchef den Gerüchten um einen Wechsel zu Bayern München nicht energisch genug widerspricht.

Normalerweise sorgt der FC Bayern gern für Unruhe beim Gegner, einen Tag vor dem direkten Duell übernahm das RB Leipzig diesmal selbst.

Der Pokalsieger trennte sich am Freitag gut 25 Stunden vor Anpfiff des Bundesliga-Hits von Sportchef Max Eberl. Das fehlende Bekenntnis zum Club veranlasste die RB-Führung zu dieser überraschenden und überhastet erscheinenden Entscheidung. Eberls Stelle als Geschäftsführer bleibt vorerst vakant, Rouven Schröder übernimmt als Sportdirektor die sportliche Verantwortung.

Nächster turbulenter Eberl-Wechsel

«Das fehlende Commitment zum Club veranlasst uns zu dieser Entscheidung. Dies geschieht völlig unabhängig vom Kaderumbruch und den sportlichen Ergebnissen», hieß es in einer knappen Mitteilung. Eberl hatte den Job in Leipzig am 1. Dezember 2022 unter viel Wirbel angetreten. Nur 302 Tage später ist bereits wieder Schluss. Ein Armutszeugnis sowohl für den ambitionierten Club als auch für den Manager.

Auslöser waren nach dpa-Informationen die wiederholt nur zögerlichen Bekenntnisse zu RB Leipzig. Erst am Mittwoch war Eberl von der «Sport Bild» erneut mit dem Job als Sportvorstand bei seinem Herzensverein Bayern München in Verbindung gebracht worden. Der 50-Jährige hatte als Reaktion darauf nur Floskeln parat: «Ich stehe bei RB Leipzig unter Vertrag. Es geht aber nicht um mich, sondern um das Topspiel der Bundesliga, RB Leipzig gegen Bayern München.»

Viel Macht für Eberl bei RB

Das führte intern zu Spannungen, vor allem dem mächtigen Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff dürfte Eberls Management der Causa Bayern überhaupt nicht gefallen haben. Der Ex-Leichtathlet hatte den Manager als Königslösung für 2,5 Millionen Euro bei dessen Ex-Club Borussia Mönchengladbach ausgelöst und mit mehr Macht ausgestattet, als sie RB-Architekt Ralf Rangnick je hatte.

Eberl stieg als erster Sportchef in die Geschäftsführer-Riege auf. In Schröder bekam er seinen Wunschkandidaten für den Posten des Sportdirektors und in Johann Plenge folgte ein CEO auf Mintzlaff, der das Rampenlicht scheut. Mit 152 Millionen Euro gab RB Leipzig so viel Geld wie noch nie für Neuzugänge aus. Indes generierte der Club auch Einnahmen von 240 Millionen Euro – größtenteils mit Klauseln in Verträgen, die noch Mintzlaff gemacht hatte.

Sportliche Entwicklung zufriedenstellend

Sportlich ist man mit der Entwicklung unter Eberl sehr zufrieden. Doch irgendwie wollte es mit der Liaison zwischen dem Ex-Profi und Leipzig nie so richtig passen. Schon sein Wechsel von Gladbach zu den Sachsen hatte für enormen Wirbel gesorgt. Am Niederrhein war Eberl im Januar 2022 von seinem Posten als Sportchef zurückgetreten, weil er sich ausgebrannt fühlte. Nur wenige Monate später wurde er erstmals mit Leipzig in Verbindung gebracht. Erst am vergangenen Samstag hatten die Gladbach-Fans Eberl mit beleidigenden Bannern beim Leipzig-Gastspiel im Borussia-Park empfangen.

Als Ende Mai Hasan Salihamidzic beim FC Bayern von seinen Aufgaben entbunden wurde, fiel sofort Eberls Name. Und Mintzlaff hatte alle Mühe, die Gerüchte auf Normaltemperatur zu bringen. «Wir haben natürlich gesprochen. Max hat zu mir gesagt: ‚Ich habe keine Gespräche geführt, ich fühle mich wohl hier‘. Ich bin froh, dass wir Max Eberl haben und uns nicht um die Probleme anderer kümmern müssen», sagte Mintzlaff vor dem Pokalfinale. Er spüre auch nicht, dass Eberl nach nur wenigen Monaten schon wieder weg wolle.

Weg nach München nicht frei

Diesen Schritt nahm ihm Mintzlaff nun offensichtlich ab. Der Weg zum FC Bayern ist dennoch nicht frei. Denn Eberl hat in Leipzig noch einen «langfristigen Vertrag», es müsste also eine Ablösesumme fließen. Dass die nicht niedrig ausfallen dürfte, hat Leipzig schon bei Trainer Julian Nagelsmann bewiesen. Der durfte nur für gut 20 Millionen Euro nach München wechseln – und war dort nach nicht einmal zwei Jahren wieder weg.

Tom Bachmann, dpa