23. November 2024

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Bayern-Basketballer greifen an: «Es reicht jetzt»

Beenden die Bayern-Basketballer ihre lange Zeit ohne Meistertitel? Die 18 Bundesligatrainer gehen davon aus - hoffen zugleich aber wieder auf eine Überraschung. Aus München kommen klare Ansagen.

Kurz vor dem Saisonstart ließen es die Basketballer von ratiopharm Ulm noch einmal krachen.

Voller Stolz präsentierte der Titelverteidiger die eigens angefertigten Championship-Ringe, die sonst nur in der NBA üblich sind. Doch weil die erste deutsche Meisterschaft der Club-Geschichte für die Ulmer etwas ganz Besonderes war, ließen sich die Bosse um Geschäftsführer Thomas Stoll etwas Spezielles einfallen – wohl wissend, dass es eine ganze Weile dauern kann, bis die Ulmer wieder den Titel gewinnen.

Denn wenn das Team von Meistertrainer Anton Gavel an diesem Mittwoch (20.00 Uhr/Dyn) gegen die Niners Chemnitz die neue Saison in der Liga der Weltmeister eröffnet, dann geht es wieder als Außenseiter an den Start. Favorit ist wieder einmal der FC Bayern Basketball, da sind sich die 18 Trainer in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur nahezu einig.

FCBB: Vier Spielzeiten ohne Meisterschaft

Nach vier Spielzeiten ohne Meisterschaft wollen die Münchner in dieser Saison unbedingt wieder den Titel in der Bundesliga gewinnen. «Ich denke, es reicht jetzt», sagte Hainer unmissverständlich. «Wir stecken so viel Arbeit in das Projekt, da muss man auch die Früchte sehen!» Dann drehte er sich auf dem Podium zum neuen Münchner Startrainer Pablo Laso und entschuldigte sich dafür, derart Druck zu machen. «Das ist okay», antwortete der erfahrene Spanier – der die Ansprüche in München natürlich bereits kennt.

Auch Geschäftsführer Marko Pesic wurde deutlich: «Das, was letzte Saison passiert ist – mit allem Respekt und Glückwünsche nochmal an Ulm – das darf und wird uns nicht mehr passieren.» Dafür haben die Bayern in Laso einen Trainer verpflichtet, der weiß, wie man Titel gewinnt. Mit Real Madrid holte der Spanier Trophäen in Serie, nun soll er die Münchner mit einem mächtig verstärkten Team – zu dem unter anderem die drei Weltmeister Andreas Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey gehören – wieder an die Spitze führen.

«Ich bin total begeistert, dass er jetzt in der Bundesliga arbeitet», sagte Bundestrainer Gordon Herbert (64) in einem Interview der Mediengruppe «Münchner Merkur/tz». «Leute wie er und Ibaka werden der Liga sehr nützen», sagte Herbert mit Blick auf den spanischen Coach und Topeinkauf Serge Ibaka, der mit der Erfahrung von mehr als 1000 NBA-Spielen zu den Bayern gewechselt ist. Der beeindruckende Center und «absolute Superstar» (Hainer) werde gleich im ersten Saisonspiel am Freitag gegen den Mitteldeutschen BC auflaufen, kündigte Laso an. 

Die Berliner Basketballer haben den größten Umbruch seit Langem hinter sich. Spieler wie Luke Sikma, sechs Jahre lang das Gesicht des Teams, Weltmeister Maodo Lo oder Jaleen Smith haben den Verein verlassen. «Es ist im Grunde wieder ein Neustart. Wir brauchen deshalb Geduld», sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. Bundestrainer Herbert erwartet auch deshalb ein spannendes Rennen. «Ich glaube, dass es eng bleibt.»

Doch dass die Meisterschaft kein Selbstläufer wird, bekamen die Topteams Bayern München und Alba Berlin in der vergangenen Saison zu spüren. Ratiopharm Ulm gegen Telekom Baskets Bonn hieß plötzlich das Finale, in dem sich die Ulmer in vier Partien durchsetzten.

Die Meistertipps der Erstligisten im Überblick:

Anton Gavel (ratiopharm Ulm): «Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Natürlich werden Alba Berlin und der FC Bayern Basketball wie jedes Jahr als Titelfavoriten gehandelt. Doch sicherlich wird es auch in diesem Jahr wieder Teams geben, die überraschenderweise oben mitmischen.»

Roel Moors (Telekom Baskets Bonn): «Bayern München.»

Pablo Laso (Bayern München): «Das ist mein erstes Jahr in einer für mich neuen Liga. Wir versuchen, den Titel zu gewinnen, aber das wollen andere starke Clubs auch.»

Josh King (MHP Riesen Ludwigsburg): «Jedes Team, das im Frühjahr seinen besten Basketball spielt, hat eine Meisterschaftschance. Hinter den Euroleague-Teams gibt es viele Mannschaften mit Außenseiterchancen. Diesen Anspruch haben viele Clubs, selbstverständlich auch wir. Dennoch geht’s für uns nicht um die Postseason, sondern nur um den ersten Gegner – also Hamburg. Meisterfavorit ist für mich München.»

Israel Gonzalez (Alba Berlin): «Die Bayern haben ihr Team auf den höchsten europäischen Standard verstärkt. Wenn sie es schaffen, die einzelnen Teile zusammenzufügen, werden sie nur schwer zu schlagen sein. Ich habe aber auch sehr viel Vertrauen in unsere Spieler.»

Pedro Calles (EWE Baskets Oldenburg): «Mit Ulm gab es zuletzt einen Überraschungssieger. Einige Teams haben zudem einen Umbruch erfahren, wie zum Beispiel der Champions-League-Sieger Bonn. Auch die beiden Euroleague-Teams FC Bayern und Alba Berlin werden international stark beansprucht. Ich finde es sehr schwer, einen Tipp abzugeben. Daher sage ich: Meister wird, wer in der Finalserie drei Siege schafft.»

Olivier Foucart (BG Göttingen): «Traditionell wird sich die Meisterschaft zwischen Alba Berlin und dem FC Bayern München entscheiden. Aber lasst uns hoffen, dass es wieder eine wunderschöne Cinderella-Story gibt und andere Teams sie herausfordern können. Aber normalerweise hat München die besten Voraussetzungen, insbesondere auch wegen ihres neuen Trainers.»

Rodrigo Pastore (Niners Chemnitz): «Sicherlich sind die beiden Euroleague-Teilnehmer München und Berlin wieder ganz heiße Titelkandidaten. Aber die letzte Saison, als Ulm und Bonn im Finale standen, hat gezeigt, dass es auch andere Teams ganz nach oben schaffen können. Zum jetzigen Zeitpunkt, vor dem Start der neuen Saison, ist jedoch kaum abzuschätzen, wer in solch eine Rolle schlüpfen könnte.»

Christian Held (Rostock Seawolves): «Ich denke, der FC Bayern München wird deutscher Meister, weil er sehr prominent und qualitativ hochwertig verpflichtet hat.»

Oren Amiel (Bamberg Baskets): «Das ist eine sehr interessante Frage, auf die man zu diesem Zeitpunkt der Saison aber noch keine Antwort geben kann.»

Sasa Filipovski (Würzburg Baskets): «Ich bin nicht Nostradamus und kann daher leider nicht in die Zukunft sehen. Alles ist möglich, ich kann nur über unsere Mannschaft sprechen. Es hätte auch niemand gedacht, dass die USA bei der Weltmeisterschaft gegen Kanada um die Bronzemedaille spielen. Natürlich wissen wir, dass in der BBL Bayern München und ALBA Berlin die führenden Clubs und die Favoriten sind.»

Joonas Iisalo (MLP Academics Heidelberg): «Ich denke, die langweilige Antwort ist München. Sie sind das Team mit dem meisten Geld und damit auch Qualität und Tiefe im Kader.»

Nikola Markovic (Hakro Merlins Crailsheim): «Das kann man zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht sagen. Es gibt viele starke Teams, die vor allem Zuhause sehr gefährlich sind. Ulm zeigte letztes Jahr, dass Überraschungen möglich sind. Aber sicher, Berlin und München müssen als Erstes genannt werden. Ich glaube, dass ein paar Teams in einigen Playoff-Spielen überraschen können.»

Jesús Ramírez (Basketball Löwen Braunschweig): «Nach der letzten Saison ist das eine sehr interessante Frage für uns alle. Ich persönlich fände es gut, wenn die BBL offener wäre und mehrere Teams um die Meisterschaft kämpfen. Gleichzeitig sehe ich es als sehr schwierig an, dass Berlin oder München nicht um den Titel kämpfen, weshalb ich glaube, dass einer von ihnen Deutscher Meister wird.»

Benka Barloschky (Veolia Towers Hamburg): «Das weiß ich nicht, dafür müsste ich in die Glaskugel gucken. Auf dem Papier sind natürlich die großen Namen favorisiert. Ich glaube, dass Bayern München dieses Jahr angreifen und um den Titel mitspielen wollen wird. Sie haben viel dafür getan. Wenn die Saison losgeht, ein paar Spiele gespielt sind, dann werden wir aber mehr wissen.»

Predrag Krunic (Mitteldeutscher BC): «Topfavoriten sind die beiden Euroleague-Teams Alba Berlin und Bayern München. Die Bayern haben bei den Verpflichtungen richtig Gas gegeben. Sie sind hungrig darauf, den Titel wieder nach München zu holen.»

Ty Harrelson (Rasta Vechta): «Die letzte Saison hat gezeigt, dass es eben nicht zwangsläufig die beiden ‚Großen‘ FC Bayern München und Alba Berlin sein müssen, die die Meisterschaft unter sich ausmachen. Eine Saison ist so lang, es kann so viel passieren. Zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, wer Deutscher Meister wird, ist unmöglich. Wenn die Pre-Playoffs gespielt sind, gibt es acht Teams, die noch um den Titel kämpfen – jedes mit einer Chance von 12,5%.»

Danny Jansson (Tigers Tübingen): «Das kann man heute noch nicht sagen. Noch ist kein Spiel absolviert. 18 Mannschaften werden in jedem Spiel alles geben. Überraschungen kann es auch in der neuen Saison geben, so wie zuletzt Ulm und Bonn. Sicher ist natürlich, dass die Teams aus München, Berlin und Ulm zu den Favoriten zählen.»

Lars Reinefeld, Patrick Reichardt und Manuel Schwarz, dpa