22. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Bayer Leverkusen Leverkusen erreicht Halbfinale

Im Vorjahr gewann Frankfurt die Europa League, nun könnte Leverkusen den Titel wieder nach Deutschland holen. Durch ein 4:1 bei Saint-Gilles zieht die Werkself ins Halbfinale ein - gegen die AS Rom.

Die Leverkusener Profis tanzten vor ihren Fans, aus rund 30 Metern schaute Trainer Xabi Alonso voller Stolz zu. Deutschlands letzte Titel-Hoffnung in Europa heißt Bayer statt Bayern. Die Werkself erreichte nach einer über weite Strecken schon titelreifen Leistung als einziger Fußball-Bundesligist das Halbfinale eines Europacup-Wettbewerbs und darf vom ersten Titel seit 30 Jahren träumen. «Auf jeden Fall» sei das ein ganz großer Tag, sagte Robert Andrich bei RTL und lobte die Anhänger: «Ich bin sehr, sehr happy, dass wir das Ding heute gezogen haben.» 

Zwei Tage nach dem Aus des FC Bayern München in der Champions League zog Bayer durch ein 4:1 (2:0) im Viertelfinal-Rückspiel bei Union Saint-Gilloise in die Vorschlussrunde der Europa League. Dort kommt es nun zum Duell mit dem ehemaligen Rudi-Völler-Club AS Rom und Star-Coach José Mourinho. Die Roma setzte sich dank eines 4:1 gegen Feyenoord Rotterdam nach Verlängerung durch. 

Umarmungen für die Bayern-Profis

Das Hinspiel gegen den Tabellenzweiten aus Belgien, der in der Runde zuvor den 1. FC Union Berlin ausgeschaltet hatte, war 1:1 ausgegangen. Moussa Diaby brachte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso am Donnerstag in Brüssel nach 66 Sekunden in Führung, Mitchel Bakker (38.), Jeremie Frimpong (60.) und Adam Hlozek (79.) legten nach. Das Tor der Belgier erzielte Casper Terho (64.). Sportchef Simon Rolfes und Geschäftsführer Fernando Carro rannten nach dem Schlusspfiff und umarmten jeden Bayern-Profi einzeln. Nach dem 3:1 hätten sie ein bisschen geschwommen, mit dem vierten Tor aber den Deckel drauf gemacht, meinte Andrich.

Erst im Vorjahr hatte Eintracht Frankfurt die deutsche Wartezeit auf einen Titel im zweitwichtigsten Europacup nach 25 Jahren beendet. Leverkusen hatte den Vorgänger-Wettbewerb UEFA-Cup 1988 gewonnen, der letzte Bayer-Titel überhaupt war der Gewinn des DFB-Pokals im Jahr 1993. Zuletzt hatte Bayer vor 21 Jahren das Halbfinale eines Europacups erreicht. Damals stießen die Rheinländer sogar ins Endspiel der Champions League vor, verloren dieses aber mit 1:2 gegen Real Madrid. 

Mehr Arbeit in der Defensive

Im Lotto-Park, in dem normalerweise der RSC Anderlecht seine Heimspiele bestreitet, erwischte Bayer einen Traumstart. Senne Lynen fing den Doppelpass zwischen Florian Wirtz und Diaby eigentlich ab, spitzelte den Ball aber dadurch Diaby in den Fuß. Der französische Nationalspieler dribbelte Torhüter Anthony Moris aus und schob ein. 

Das schnelle Tor sorgte aber auch dafür, dass Bayer ohne den im Hinspiel verletzten Weltmeister Exequiel Palacios ab der zweiten Minute defensiv noch mehr Arbeit verrichten mussten. Die Belgier rannten mit all ihrer Körperlichkeit an, die Werkself stemmte sich dagegen und hoffte auf Konter. Die kamen durchaus und nach 16 Minuten hätte Diaby nach schönem Pass von Wirtz erhöhen können, verzog aber knapp. Sechs Minuten später trat Hlozek nach Hereingabe von Bakker am Ball vorbei.

Acht Minuten vor der Pause spielte Bayer einen überragenden Angriff sehenswert zu Ende. Doppelpass von Diaby und Wirtz diesmal schon im Mittelfeld, Diaby zog auf, bediente Hlozek, dessen Flanke Bakker am langen Eck volley verwertete. Saint-Gilles kam bis zur Pause bestenfalls zu ein paar Halbchancen. 

Treffer ins leere Tor

Nach der Pause verstärkten die Gastgeber den Druck weiter, doch die Leverkusener Abwehr um den seit Wochen starken Jonathan Tah verteidigte leidenschaftlich und gewissenhaft. Bayer legte sogar wieder nach, als Bakker Moris erfolgreich bedrängte, der Torhüter den Ball in die Füße von Frimpong spielte und der ins leere Tor traf. Doch die Belgier gaben immer noch nicht auf und kamen zum Anschlusstreffer und trafen durch Simon Adingra die Latte (70.). Für Klarheit sorgte Bayers viertes Tor, per Abstauber traf Hlozek nach einem Schuss von Diaby. 

Holger Schmidt, dpa