Nur die eigene Stimme machte Manuel Baum nach seinem imposanten Comeback beim FC Augsburg ein wenig Sorgen. Fünf Tage nach dem Ende des ambitionierten Experiments mit Trainer Sandro Wagner stand der eigentliche Leiter Entwicklung & Fußballinnovation beim strauchelnden Fußball-Bundesligisten als Interimslösung wieder an der Seitenlinie. Und mit Lautstärke, einem Bierdeckel-Konzept und frischem Elan brachte Baum die Augsburger auf Anhieb auf Touren.
«Ich glaube, ich bin deutlich weniger gelaufen da draußen, ich war irgendwie ein bisschen entspannter», meinte er nach dem leidenschaftlichen 2:0 (2:0) gegen Champions-League-Starter Bayer Leverkusen über die Unterschiede zu früher. «Ich durfte ja schon ein bisschen Erfahrungen sammeln, und irgendwann reift auch in einem Trainer die Erkenntnis, dass man selber nicht spielt und selber keine Tore schießt, sondern dass das andere machen.»
Baums Motto: «Keep it simple»
2.435 Tage nach seinem letzten Einsatz als Augsburger Bundesligatrainer war Baum mit Gelassenheit und cleveren Schachzügen zurück. Unter dem Motto «Keep it simple» (Es einfach halten) zeigten der erstmals zum Kapitän berufene Keven Schlotterbeck und seine Kollegen Aggressivität in den Zweikämpfen, hohes Tempo beim Umschalten und Gier in Richtung gegnerisches Tor.
Hatte Wagner die Augsburger Spieler, so war es zuletzt herauszuhören, teils mit Informationen und Anweisungen wohl überfrachtet, reduzierte Baum die Komplexität seines Matchplans. Hier quasi eine Steuererklärung mit einem Dutzend Anlagen, dort eine Steuererklärung auf dem Bierdeckel. «Natürlich bespricht man ein paar Sachen, aber wahrscheinlich ist Fußball gar nicht so kompliziert, wie man es teilweise glaubt», sagte Baum nach dem vierten Saisonsieg, der die Augsburger im Abstiegskampf durchatmen ließ.
Ein Alleskönner als Neuner
Auch personell lag der frühere Torwart gegen viel zu lange blutleer auftretende Leverkusener goldrichtig. So durfte Youngster Anton Kade als Neuner ran. «Den kann man fast überall spielen lassen», meinte Baum über den 21 Jahre alten Neuzugang vom FC Basel. Unter Wagner vornehmlich auf der rechten Seite eingesetzt, stellte ihn der neue Trainer an die vorderste Position.
Nach der Führung von Dimitrios Giannoulis (6. Minute) bewies eben dieser Kade (28.) bei seinem Treffer Köpfchen. Eine «Topleistung» bescheinigte ihm Baum anschließend. «Er hat es taktisch richtig gut gemacht.»
Die Spieler hatten sich zuletzt noch zum Burgeressen verabredet, wie Abwehrspieler Schlotterbeck erzählte. Denn eine Mannschaft wie der FC Augsburg ohne Stars muss schließlich von der Gemeinschaft zehren. «Wir dürfen nie auseinanderfallen, das ist das Wichtigste», forderte Schlotterbeck. So sah Baum schließlich gegen Bayer seine Spieler sogar im «Flow».
Trainersuche ohne Frist
Eintracht Frankfurt auswärts und Werder Bremen zu Hause sind die letzten beiden Augsburger Hürden bis Weihnachten. Dann endet auch Baums Mission als Aushilfe. Es gebe da die «ganz klare Abmachung» von drei Spielen, versicherte er erneut. «Ich denke, der Verein ist gerade dabei, etwas richtig Cooles aufzubauen, mit einer großen Vision. Das ist jetzt das Wichtigste, dass wir den Pfad nicht verlassen, sondern einfach weiter machen.»
Eine Frist auf seiner Suche nach einem langfristigen Nachfolger für Wagner setzt sich der FC Augsburg nicht. «Wir haben uns kein Datum gelegt. Das Gute ist, dass wir bis Weihnachten Sicherheit haben», sagte Sportdirektor Benni Weber, der sich im Detail zu der längst laufenden Suche und einer Kandidatenliste nicht äußern wollte.

