Als die Halle in Los Angeles durch den Jubel der Lakers-Fans fast bebte und Dennis Schröder seinen Dreier zur Führung 1,4 Sekunden vor der Sirene feierte, wirkte er schon wie der Matchwinner für den NBA-Rekordmeister auf dem Weg in die Playoffs.
«Das sind die Momente, die du haben willst», berichtete der 28 Jahre alte Braunschweiger der Deutschen Presse-Agentur und gab zu: «Ich dachte, es ist schon vorbei.»
War es dann doch noch nicht – die Lakers mussten im Play-In gegen die Minnesota Timberwolves in die Verlängerung und gewannen erst nach den zusätzlichen fünf Minuten Basketball mit vier weiteren Schröder-Zählern 108:102 – doch Lob und Anerkennung seiner Kollegen hatte sich der deutsche Nationalmannschaftskapitän für 21 Punkte und diesen Wurf trotzdem verdient.
«Das ist unglaublich, außergewöhnlich»
«Seine Einstellung, sein Selbstvertrauen: Das ist unglaublich, außergewöhnlich», sagte Coach Darvin Ham über den Aufbauspieler, mit dem ihn schon seit der gemeinsamen Zeit bei den Atlanta Hawks eine Freundschaft verbindet. «Wir sind froh, dass er in unserem Team ist.» Ähnlich äußerte sich Anthony Davis, dessen Foul 0,1 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit die drei Freiwürfe für die Timberwolves zum 98:98-Ausgleich verursacht hatte. «Er ist unbezahlbar», schwärmte Davis und meinte zu seiner ärgerlichen Aktion: «Das Schlimmste war, dass ich Dennis‘ Siegtreffer kaputt gemacht habe.»
Noch während des ersten TV-Interviews von NBA-Superstar LeBron James und Schröder entschuldigte sich Davis im US-Fernsehen dafür – und grinste Sekunden danach so glücklich und erleichtert wie seine Teamkollegen um ihn herum. Denn dass die Lakers tatsächlich in den NBA-Playoffs stehen und von Sonntag an gegen die Memphis Grizzlies um den Einzug ins Halbfinale der Western Conference spielen, schien nach dem Horror-Start des Rekordmeisters noch undenkbar.
Zehn Niederlagen gab es in den ersten zwölf Spielen. Die miese Ausbeute hatte jemand in der Lakers-Kabine vor dem Duell mit den Timberwolves extra als Motivation an die Wand geschrieben. «Wir hatten eine 0,32-prozentige Chance, es in die Playoffs zu schaffen», sagte LeBron James nach seiner Partie mit 30 Punkten über die Zeit im vergangenen Herbst und betonte: «Dieses Team ist widerstandsfähig. Das zeichnet uns aus.»
Schlechter Start, starkes Ende
Das Spiel gegen die Timberwolves war ein Spiegelbild der gesamten bisherigen Saison. Ein schlechter Start mit vielen vergebenen offenen Würfen verursachte einen 15-Punkte-Rückstand, der die mitunter sehr lauten Fans in der Crypto.com-Arena im Zentrum von Los Angeles noch weit in der zweiten Halbzeit zum Fluchen und Schimpfen provozierte.
Dann aber machte es doch noch Klick, und die Lakers arbeiteten sich zurück in die Partie und in eine gute Position – ganz so, wie sie es seit der All-Star-Pause im Februar auch in der Tabelle der Western Conference getan hatten. Dass es am Ende auch wieder unerklärliche Fehler gab: geschenkt. «Das ist wie die ganze Saison schon: immer den Blick nach vorn», sagte Coach Ham.
Seit sich das Team zum Ende der Transferperiode von Spielern wie Russell Westbrook und Patrick Beverly getrennt hatte und dafür die Zugänge um D’Angelo Russell, Jarred Vanderbildt und Malik Beasley integrierte, sind die Lakers wieder ein unangenehmer Gegner. Seither holte das Team in 23 Spielen 16 Siege. Keine Mannschaft in der Western Conference hat in diesem Zeitraum eine bessere Ausbeute.
«Wir haben so viel Talent hier in der Gruppe. Wenn wir wirklich die richtigen Sachen machen, gut verteidigen und schnell spielen, dann ist es schwierig für jedes Team», sagte Schröder. Bereits geduscht und mit schwarzer Wollmütze auf dem Kopf war ihm die Freude und Zufriedenheit über seine Leistung und den Wurf lange nach Spielende deutlich anzumerken. «Die ganze Basketball-Welt guckt zu, weil auch nur noch dieses eine Spiel läuft. Natürlich ist das ein geiles Erlebnis», berichtete er und betonte dann: «Aber man darf nie zu hoch fliegen. Jetzt geht es erst los. Playoffs. Da werden alle Karten neu gemischt.»
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