Flag Football, was? Die deutlich weniger bekannte Variante des American Football hofft nach der verkündeten Olympia-Premiere für 2028 auf einen Aufschwung.
Erste Anzeichen waren beim zweiwöchigen NFL-Spektakel in Frankfurt bereits sichtbar: Beim ersten der beiden Spiele warf das deutsche Flag-Nationalteam der Frauen plötzlich ein paar Pässe unter anderem mit Superstar-Quarterback Patrick Mahomes. Ein besonderer Moment im Rampenlicht, der die Motivation zur Teilnahme am größten Sportevent der Welt sicher nicht schmälerte.
Es ist ein Traum, den kürzlich eine Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees befeuert hat: Flag Football wird bei den Sommerspielen in Los Angeles erstmals olympisch. Selbst Super-Bowl-Champion Mahomes hat bereits Interesse an einer Teilnahme bekundet. Der Beschluss zur Aufnahme der neuen Sportart wurde «im Einklang mit der amerikanischen Sportkultur» getroffen, wie der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach sagte. In Deutschland ist der Olympia-Neuling vielerorts noch Nischensport.
NFL treibt Wachstum der Sportart an
Das möchte unter anderem die amerikanische Profi-Football-Liga NFL ändern. «Für uns als Liga, die den Schritt nach Deutschland gemacht hat, war es von Anfang an die Mission, nicht nur die NFL wachsen zu lassen, sondern auch den Sport insgesamt», sagt der NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth der Deutschen Presse-Agentur. Dafür geht die NFL mitunter an deutsche Schulen, bildet Lehrkräfte aus und stellt Material zur Verfügung.
Für die Liga sei es wichtig, eine der «integrativsten Sportarten» zu fördern, betont Steinforth. «Flag Football ist eine der wenigen Sportarten, bei der Männer und Frauen zusammen spielen können. Es ist auch eine der wenigen, bei der für ganz viele verschiedene Körpertypen Platz ist – ob groß, ob klein, ein bisschen dicker, dünner, das ist alles möglich», sagt der Funktionär. Aktuell gibt es laut NFL-Angaben rund 300 Vereine und Teams, die den Sport in Deutschland organisieren.
Was ist eigentlich Flag Football?
Flag Football lässt sich als kontaktarme Variante des American Tackle Football beschreiben. Anstatt des gegenseitigen Umhauens stoppen sich die Spieler durch Abziehen einer Flagge vom Gürtel, auch beim Blocken ist der Kontakt weniger intensiv. Daher wird Flag Football ohne Schutzausrüstung gespielt.
Ein Fakt, der dem Sport eine gewisse Stigmatisierung eingebracht hat. Gegen das Vorurteil, ein körperloser Abklatsch der Original-Variante zu sein, kämpft die Szene. «Das ist in den letzten Jahren erst langsam in die Köpfe gekommen, dass es kein Sport ist, bei dem ich einfach ein bisschen herum jogge», erklärt Torsten Grom, Direktor der deutschen Flag-Nationalmannschaften.
«Flag Football ist ein Breitensport, es ist für jeden geeignet. Aber ich kann auch auf höchster Ebene auf höchstem Niveau spielen – und das steht keinen Meter hinter Tackle Football.» Nun gab es vom IOC dafür quasi den Ritterschlag.
Chance für deutsche Nationalteams
Ein Meilenstein – auch für Nationalspielerin Mona Stevens. «Für mich ist das natürlich wahnsinnig, weil es mir eine Chance gibt, als Sportlerin eventuell bei dem höchsten Ereignis dabei zu sein, das Sportler erleben dürfen», sagt die 31 Jahre alte deutsche Flag-Botschafterin der NFL.
Die Saarländerin spielt sowohl als Quarterback in der deutschen Nationalmannschaft im American Football, als auch als Wide Receiver und Quarterback im deutschen Flag-Football-Team. Ihr Ziel: Olympia 2028. «Ich werde alles daran setzen, die Deutschen dafür zu qualifizieren und dann mit nach Los Angeles zu fliegen.»
Das deutsche Flag-Nationalteam der Frauen wurde 2021 gegründet und sicherte sich bei der diesjährigen EM Bronze. Das Team der Männer holte 2023 sogar EM-Gold. Für Ex-NFL-Profi Markus Kuhn ist das ein starkes Zeichen. «Das zeigt, obwohl wir noch in den Kinderschuhen dieser Sportart in Deutschland stecken, dass wir bereits jetzt auf einem Topniveau in Europa spielen», sagt Kuhn, selbst an der Seite von Stevens Flag-Botschafter. Bei der olympischen Premiere hofft er auf Medaillen.
NFL-Stars haben Interesse an Olympia-Teilnahme
Doch die Konkurrenz könnte groß werden. Die NFL will ihren Topspielern eine Teilnahme ermöglichen. Selbst Superstar Patrick Mahomes «hätte darauf schon Lust», blieb aber vage. Der Spielmacher ergänzte schmunzelnd: «Sagen Sie es nicht Coach Reid.»
Der deutsche Ex-Profi Sebastian Vollmer würde die Teilnahme von Stars der Liga «grandios» finden. «Wenn die Amerikaner mit Mahomes und Tyreek Hill antanzen – auch das gibt dem Sport noch einmal einen Aufschwung», sagte der zweimalige Super-Bowl-Gewinner.
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