Boris Becker teilte seinen Rekord gerne mit Carlos Alcaraz. Als erster Profi seit der deutschen Tennis-Ikone sicherte sich Spaniens Jungstar zum zweiten Mal in Serie den Titel beim Masters von Indian Wells im Alter von unter 21 Jahren. «Gratulation», schrieb Becker an Alcaraz und verbreitete die Statistik in den sozialen Netzwerken. «Er kehrt wieder zu seinem Besten zurück.»
Alcaraz war zuletzt auf der Suche nach dieser stärksten Version seiner selbst. Umso erleichterter breitete der Weltranglistenzweite nach dem Finalsieg gegen den Russen Daniil Medwedew die Arme aus. Seit seinem Wimbledon-Triumph vor mehr als acht Monaten hatte Alcaraz keinen Titel mehr gewonnen – und offenbarte nun nagende Selbstzweifel. «Es bedeutet mir sehr viel, diese Trophäe hochzuhalten, dieses Turnier zu gewinnen, weil ich viele Probleme in meinem Kopf überwinden musste, viele physische Probleme», gestand der Spanier erleichtert.
Ende Februar war Alcaraz durch eine Knöchelblessur in Rio de Janeiro ausgebremst worden – nicht die erste Verletzung seiner Karriere. Sein Auftakttraining in Indian Wells habe nur 30 Minuten gedauert, dabei habe er sich nicht bewegen können, erinnerte der Spanier. «Ich hatte viele Zweifel, vor allem, was meinen Knöchel angeht. Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt, ich habe mich nicht gut gefühlt. Aber dann habe ich mich Spiel für Spiel gesteigert.»
Bei den Australian Open zum Jahresauftakt hatte Alcaraz sich noch Alexander Zverev geschlagen geben müssen. Nach dem souveränen Viertelfinalerfolg in der kalifornischen Wüste über den deutschen Olympiasieger bezwang der 20-Jährige anschließend auch den Italiener Jannik Sinner als derzeit formstärksten Profi.
Rückstand mit Kampfgeist gedreht
Im Finale gegen Medwedew lag Alcaraz bereits mit 0:3 zurück, kämpfte sich dann aber zurück und entschied den Durchgang schließlich im Tiebreak für sich. Im zweiten Satz gab der Spanier dann nur ein Spiel ab und hatte wenig Mühe, mit 7:6 (7:5), 6:1 das erste Masters-1000-Turnier der Saison für sich zu entscheiden. «Turniere zu gewinnen, hilft. Das gibt mir Selbstvertrauen für die nächsten Turniere und alles, was kommt», sagte Alcaraz.
Der jüngste Weltranglistenerste in der Geschichte des Profitennis schaffte damit auch den Sprung auf eine weitere illustre Liste. Nur sein Landsmann Rafael Nadal konnte im Alter von 20 ebenso mindestens fünf Turniergewinne in der Masters-Kategorie feiern.
Diese Bilanz will Alcaraz in den kommenden zwei Wochen direkt in Miami weiter ausbauen. Die Chance dafür ist umso größer, da der serbische Weltranglistenerste Novak Djokovic mit Blick auf seinen privaten Zeitplan abgesagt hat.
Bevor es nach Florida geht, musste Alcaraz aber zunächst noch eine weitere skurrile Situation überstehen. Im Duell mit Zverev hatte ein Bienenschwarm für eine längere Zwangspause gesorgt, bei der Pressekonferenz nach dem Finalsieg tönte nun auf einmal eine blecherne Stimme aus den Lautsprechern: Das Gebäude müsse wegen eines Notfalls sofort geräumt werden. Alcaraz lachte, schaute sich verwirrt um und nutzte den Fehlalarm dann für einen Witz: «Ich denke, das liegt an meinem Feuer auf dem Platz.»
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