Denise Herrmann-Wick jubelte auf der Zielgeraden erst tausenden euphorischen Fans zu und fiel dann ihren Teamkolleginnen glücklich in die Arme. Einen Tag nach den Männern haben sich auch die deutschen Biathletinnen mit einem zweiten Platz beim Weltcup in Ruhpolding viel Selbstvertrauen für die Heim-WM geholt.
Die Staffel mit Anna Weidel, Vanessa Voigt, Sophia Schneider und Schlussläuferin Herrmann-Wick musste sich nach insgesamt zehn Nachladern in der stimmungsvollen Chiemgau Arena nur den siegreichen Norwegerinnen geschlagen geben. Der Rückstand im Ziel betrug lediglich 15,3 Sekunden. Nach 4×6 Kilometern belegte Italien den dritten Rang.
«Man hat heute gesehen, dass mit uns zu rechnen ist und dass wir uns nicht verstecken brauchen», sagte Vanessa Voigt und ergänzte: «Am Schießstand muss jeder bei sich bleiben und dann ist einiges drin.» Das WM-Staffelrennen im thüringischen Oberhof findet am 18. Februar statt – dann soll es wie schon mit Bronze bei den Olympischen Winterspielen im Vorjahr in Peking eine Medaille geben. Darauf hofft auch Herrmann-Wick, die in Ruhpolding bilanzierte: «Das ging gut, das hat Spaß gemacht.»
Weidel übergibt als Zwölfte auf Voigt
Vor der größten Kulisse des bisherigen Winters mit 17.000 Fans in der ausverkauften Arena erwischte die angeschlagene Weidel keinen guten Start und benötigte schon im Liegendschießen drei Nachlader. Auf Rang zehn ging die gebürtige Österreicherin zurück auf die Strecke und konnte sich nach einem weiteren Fehler im Stehendschießen zumindest in die Top Ten vorarbeiten. Zum Vergleich: Vier Nachlader hatte die deutsche Männer-Staffel am Freitag insgesamt nur benötigt und war so beim Sieg Norwegens starker Zweiter geworden.
Läuferisch verlor Weidel viel Zeit auf die führenden Französinnen und musste sich selbst von Japan oder Estland überholen lassen, ehe sie als Zwölfte mit mehr als einer Minute Rückstand auf Voigt übergab. «Es war deutlich schwerer, als ich erwartet habe», sagte Weidel. Erst am Samstagmorgen wurde entschieden, dass sie startet, nachdem sie sich tags zuvor nicht gut gefühlt hatte. «Es tut mir echt für die ganze Mannschaft leid», sagte Weidel, für die ein Einsatz von Janina Hettich-Walz nachträglich «mehr Sinn» ergeben hätte.
Die Thüringerin Voigt machte es anschließend deutlich besser, traf alle ihre zehn Schüsse schnell und schob sich auf Rang vier nach vorne. «Es ist schon fast, als ob man getragen wird», sagte Voigt zur Party-Stimmung, die sie beflügelte. Der Rückstand betrug zwar immer noch etwas mehr als eine Minute auf Frankreich, als Schneider in die Loipe ging. Die Aussichten nach vorne waren nun aber deutlich besser. In gleicher Besetzung war die DSV-Staffel zum Saisonauftakt in Finnland schon Zweiter hinter Schweden geworden. In Österreich hatte es dann im Dezember zu Rang vier gereicht.
Herrmann-Wick sichert auf Schlussrunde Rang zwei
Vor fünf Jahren gewannen die deutschen Skijägerinnen letztmals ein Staffelrennen in Ruhpolding, den letzten Weltcup-Triumph überhaupt gab es im Januar 2021 in Oberhof. Ein absolutes Top-Resultat war einen Monat vor der Heim-Weltmeisterschaft in Oberhof (8. bis 19. Februar) nicht ganz möglich, weil Schneider zwar gut lief, am Schießstand aber ebenfalls patzte und insgesamt vier Extra-Patronen benötigte. An der Spitze fiel Frankreich durch zwei Strafrunden zunächst weit zurück, dafür übernahm Norwegen die Spitze.
Die gebürtige Sächsin Herrmann-Wick ging in ihrer Wahlheimat als Dritte auf die Jagd nach der norwegischen Schlussläuferin Ingrid Landmark Tandrevold, dazwischen lag Italien mit der erfahrenen Dorothea Wierer. Herrmann-Wick benötigte im Liegendschießen einen Nachlader und musste Tandrevold und Wierer zunächst ziehen lassen. Trotz eines weiteren Fehlers hielt die Ex-Weltmeisterin den Kontakt zu Wierer – und zog auf der Schlussrunde noch recht locker vorbei.
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