22. November 2024

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Andersen gewinnt Rad-Klassiker Eschborn-Frankfurt

Das gibt es selten: Eine Ausreißer-Gruppe verhindert im Frankfurter Klassiker den eigentlich erwarteten Massensprint. Die Deutschen gehen leer aus, Emanuel Buchmann muss aufgeben.

Als die deutschen Hoffnungsträger John Degenkolb und Nils Politt über die Ziellinie fuhren, war die Entscheidung beim Radklassiker in Frankfurt bereits gefallen.

Statt des erwarteten Massensprints mit Chancen auf einen Heimsieg durfte Ausreißer Sören Kragh Andersen jubeln, als stärkster Radprofi einer zehnköpfigen Gruppe gewann der dänische Allrounder am Tag der Arbeit erstmals das Tagesrennen Eschborn-Frankfurt. Mit dem ersehnten ersten deutschen Sieg seit 2019 wurde es wieder nichts.

«Ich musste so lange im roten Bereich fahren und war eigentlich komplett tot. Man wird halt auch nicht jünger, muss man ehrlich sagen. Am Ende hat es nicht ganz gereicht. Die Gruppe war sehr stark vorne», sagte Routinier Degenkolb im «Hessischen Rundfunk». Der Sieger von 2011, der in den vergangenen Jahren immer wieder um das Podium mitkämpfen konnte, war diesmal nur ein Nebendarsteller. «Ich muss schon sagen, dass ich heute richtig gelitten habe. Es war ein Rennen, das vom Charakter ein bisschen anders war als die letzten Jahre.» 

Deutsche chancenlos

Es war insgesamt ein gebrauchter Tag für die Deutschen. Georg Steinhauser (6.) und Georg Zimmermann (7.) schafften es zwar in die starke Fluchtgruppe, hatten mit dem Sieg aber im rasanten Finale an der Alten Oper nichts zu tun. So ging es auch Degenkolb, Politt und dem ehemaligen Eschborn-Frankfurt-Sieger Pascal Ackermann. «Am Ende war es das perfekte Rennen für mich mit der Gruppe. Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel», sagte Sieger Kragh Andersen, der seinen ersten Sieg seit Oktober 2020 holte. In dem Jahr hatte er auch zwei Etappen bei der Tour de France gewonnen.

Hinter dem Dänen komplettierten Patrick Konrad aus Österreich und Alessandro Fedeli aus Italien das Podium. «Mit dem zweiten Platz von Patrick Konrad können wir zufrieden sein. Das Fazit bei mir ist ganz in Ordnung», sagte Politt als Teamkollege bei Bora-hansgrohe.

Buchmann stürzt und steigt aus

Vor den Augen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) wurde es aus deutscher Sicht das erhoffte Radsportfest – allerdings ohne den gewünschten Ausgang. Schon während des Rennens war es nicht gut gelaufen: Knapp 100 Kilometer vor dem Ziel stürzte Emanuel Buchmann in einer Engstelle. Der Gesamt-Vierte der Tour de France 2019 beendete das Rennen vorzeitig. Besser lief es für Landsmann Maximilian Walscheid, der lange einer Ausreißergruppe angehörte und dabei fleißig Punkte für die Bergwertung sammelte.

Das einst als «Rund um den Henninger-Turm» bekannte und später umbenannte Traditionsevent findet seit 1962 statt. Die 204 Kilometer lange Strecke führte die Topfahrer um den deutschen Meister Politt und Buchmann nach dem Start um 12.05 Uhr in Eschborn in diesem Jahr zweimal auf den Feldberg. 

Insgesamt wurde es den Sprintern am Tag der Arbeit durch die auf 3000 Höhenmeter aufgestockte Strecke ohnehin schwerer gemacht. Der deutsche Ex-Sieger Ackermann hatte sich vorher auf ein «definitiv härteres» Rennen eingestellt. «Viel schwerer kann man das Rennen erstmal nicht mehr machen», sagte Jonas Rutsch angesichts der veränderten Streckenführung. Das spiele den Sprintern nicht in die Karten, sondern den «bergfesten Allroundern». 

In Degenkolb, Rekordsieger Alexander Kristoff (2014, 2016, 2017, 2018), Ackermann (2019), dem Belgier Jasper Philipsen (2021) und Vorjahressieger Sam Bennett traten gleich mehrere Ex-Titelträger wieder an. Um den Sieg fuhren sie diesmal nicht, denn die Ausreißergruppe ließ sie nicht mehr einfangen.

Felix Schröder und Patrick Reichardt, dpa