Xabi Alonso war Weltmeister, zweimal Europameister und gewann zweimal die Champions League. Doch beim Gedanken an sein einziges Pokalfinale in Berlin bekommt der Trainer von Bayer Leverkusen glänzende Augen – dabei hat er nicht einmal mitgespielt.
«Das Szenario war unglaublich, die Stimmung war fast wie bei einem Champions-League-Finale», sagte der Spanier, der 2016 beim Final-Sieg mit dem FC Bayern München gegen Borussia Dortmund im Elfmeterschießen wegen einer Rippenprellung 120 Minuten auf der Bank saß. «Es ist trotzdem eine schöne Erinnerung für mich», sagte er: «Ein Finale zu spielen, ist das vielleicht schönste Gefühl für einen Fußballer. Und das in Berlin ist sehr speziell.»
Respekt vor dem Gegner
Das Halbfinale daheim gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf am Mittwoch (20.45/ZDF und Sky) bietet für Bayer aus Alonsos Sicht «eine super Chance», das Erreichen des Finales sei eine «große Motivation». Doch der Coach hat auch großen Respekt vor dem Zweitliga-Dritten. «Das ist eine mutige Mannschaft, mit intensiven Spielern, sehr flexibel und dynamisch, mit einem sehr guten Trainer. Das ist eine top Mannschaft, die es verdient hat, im Halbfinale zu stehen und die eine gute Chance hat, nächstes Jahr in der Bundesliga zu spielen», sagte Alonso.
Die Favoritenrolle nehme er natürlich an, «aber sie bedeutet nichts. Wir müssen besser sein auf dem Platz. Und wenn wir nicht besser sind, sind wir raus». Für alle Fälle hat er auch Elfmeterschießen trainieren lassen. «Das kann ein Szenario sein. Wir sind auf alles vorbereitet», sagte der Trainer, der nichts dem Zufall überlassen will: «Wir wollen das Spiel in 90 Minuten gewinnen, aber alles kann passieren.»
Der scheinbar unbesiegbare Fast-Meister gibt sich auf dem Weg zum greifbaren Double also weiter demütig, der klare Außenseiter dagegen betont forsch. «Irgendwann müssen sie ja mal verlieren, warum nicht gegen uns?», fragte Torhüter Florian Kastenmaier im «Kicker»-Interview. Und Trainer Daniel Thioune gab die freche Vorgabe aus: «Hinfahren, gewinnen, nach Hause fahren und zwei Nächte in Berlin verbringen. Mein Traum ist es, am 25. Mai abends im Olympiastadion mit dem goldenen Ding zu sitzen.» Dem Coach ist aber auch klar: «Wir entscheiden nicht, ob wir weiterkommen. Das wird nur Bayer Leverkusen mit dem, was sie uns entgegenbringen.»
Die Kombination aus der großen Pokalhistorie des Clubs verbunden mit der langen Durststrecke sorgt rund um den Verein für großes Kribbeln. «Die Freude ist in der ganzen Stadt zu spüren. Wir können etwa Historisches erreichen», sagte Sportdirektor Christian Weber, dessen Club seit dem Pokalsieg 1980 nicht mehr im Endspiel stand. Aus der damaligen Zeit resultiert auch noch ein bis heute gültiger Rekord der Fortuna, die damals 18 Pokalspiele in Folge gewann.
Top-Stürmer wieder fit
Es scheint dennoch schwer vorstellbar, dass am Mittwoch die aktuelle, sehr beeindruckende Leverkusener Serie reißt und die Werkself im 40. Pflichtspiel der Saison zu Hause gegen einen Zweitligisten die erste Niederlage kassieren wird. Doch käme es so, wäre es umso peinlicher für die Leverkusener, bei denen der immer noch beste Saison-Torschütze Victor Boniface nach seiner Adduktorenverletzung vor dem ersten Einsatz im Jahr 2024 steht.
Sportchef Simon Rolfes, der mit Bayer 2009 als Spieler und 2020 als Funktionär im Endspiel in Berlin stand und jeweils verlor, freut sich aber «riesig auf dieses Spiel. Der Pokal ist was ganz Besonderes. Wir wollen unbedingt nach Berlin». Doch auch er warnt vor den Fortunen, die sich mit 13 von 15 möglichen Punkten aus den letzten fünf Spielen auf den Relegationsplatz vorgearbeitet haben. «Die Fortuna hat eine gute Mannschaft und ich glaube, dass sie aufsteigt.» Eine besondere Beziehung hat Rolfes zu Fortunas Sportvorstand Klaus Allofs: «Von ihm habe ich in Bremen einst meinen ersten Profivertrag bekommen.»
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Bayer Leverkusen: Kovar – Kossounou, Tah, Tapsoba – Frimpong, Andrich, Xhaka, Grimaldo – Adli, Wirtz – Schick
Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha – Engelhardt, Tanaka – Klaus, Johannesson, Appelkamp – Tzolis
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
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