Nach dem ersten Silvester in London und dem fulminanten Sieg über Darts-Primus Gerwyn Price konnte Gabriel Clemens eine Mütze Schlaf bestens gebrauchen.
«Ich kann das gar nicht in Worte fassen, wahrscheinlich realisiere ich es erst nachts. Ich bin mega happy und habe ein gutes Spiel gemacht», sagte der 39 Jahre alte Saarländer gestern, nachdem er Muskelmann Price mit 5:1 dominiert und so dessen Zeit als Weltranglistenerster beendet hatte. Clemens selbst bekommt es heuet Abend (20.30 Uhr/Sport1 und DAZN) im WM-Halbfinale mit dem englischen Weltklasse-Profi Michael Smith zu tun.
Price spielt mit Kopfhörern
Dabei hatte Price ganz tief in die Kiste für Psychotricks gegriffen. Beim Stand von 1:3 kam der frühere Rugby-Profi plötzlich mit fetten Kopfhörern auf die Bühne und spielte damit – so eine Szene ist selbst beim Kuriositäten-Kabinett Darts in höchstem Maße unüblich. «Ich hätte gedacht, dass er sie wieder auszieht. Das hat er nicht gemacht. Mein Ziel war nur, den Satz zu gewinnen», sagte Clemens bei DAZN. Bei der WM 2021 wurde der «German Giant» zum ersten deutschen Achtelfinalisten – bei der WM 2023 ist er der erste Viertel- und Halbfinalist. Und bald auch Endspiel-Teilnehmer?
«Bully Boy» wartet auf den «German Giant»
Die Partie gegen «Bully Boy» Smith, der im Vorjahr erst das WM-Endspiel gegen den Schotten Peter Wright verlor, ist wieder zur deutschen Primetime angesetzt und wird vor dem zweiten Halbfinale zwischen Michael van Gerwen (Niederlande) und Dimitri van den Bergh (Belgien) ausgetragen. «Ich freue mich einfach, morgen wieder in den Ally Pally zu gehen. Ich gehe davon aus, dass er wieder von den deutschen Fans belagert ist», sagte Clemens, der erneut Außenseiter ist. «Der Ally Pally ist deutsch, definitiv.»
Im größten Spiel seiner Karriere hatte Clemens eine herausragende Leistung ausgepackt und den hohen Favoriten über weite Strecken düpiert. 99,94 Punkte spielte Deutschlands Nummer eins im Durchschnitt, fast doppelt so viele Würfe aufs Doppel erspielte er sich, mehr als doppelt so viele verwandelte er. «Ich habe mir das schon zugetraut. Aber ich habe gewusst, dass es schwer wird. Ich musste mein Toplevel spielen», sagte Clemens.
Respekt vom Darts-Primus
Ausgerechnet nach einem eher schwachen Jahr 2022 ist nun die absolute Krönung beim mit 2,5 Millionen Pfund dotierten Turnier in London möglich. Price zollte Clemens nach seiner klaren Niederlage auf der Bühne Respekt und äußerte sich später via Instagram eher kryptisch über die Zukunft. Er wisse nicht, ob er überhaupt in den Alexandra Palace zurückkehre. Das ist bei Clemens anders: Er absolviert auf der größten Darts-Bühne der Welt nun ein WM-Halbfinale.
Weitere Nachrichten
Pogacar über Gelbes Trikot überrascht: «Fühlt sich gut an»
Tedescos Belgier haben Spaß vor Achtelfinale
Rassistische Kommentare gegen Ansah: DLV prüft Strafanzeige