Angeführt von Roubaix-Königin Lea Sophie Friedrich und den beiden weiteren Gold-Frauen Emma Hinze und Lisa Brennauer hat das deutsche Bahnrad-Team eine furiose WM hingelegt und die exzellente Vorjahresbilanz aus Berlin sogar noch verbessert.
Friedrich eroberte am Finaltag auch noch Gold im Keirin und ist so mit dreimal Gold und einmal Silber die erfolgreichste Athletin der Wettkämpfe von Nordfrankreich. Hinze und Brennauer trugen mit jeweils zweimal Gold ebenfalls maßgeblich zur starken Bilanz des Teams des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) bei und ließen so sogar die dürftige Olympia-Bilanz aus Tokio für ein paar Tage vergessen.
«Die Stimmung ist mega»
«Die Stimmung ist mega. Wir sind einfach alle ein Team und freuen uns gegenseitig füreinander. Jeder ist mit vollem Ehrgeiz dabei, darum gönne ich es jeder. Wir haben zusammen geweint, das sind einfach Gänsehautmomente», erzählte Friedrich, die neben ihren drei Titeln auch noch Silber im Sprint holte und dort nur Freundin Hinze unterlag. Der überlegene Sieg im Keirin am Sonntag zeigte noch einmal die ganze Klasse der 21-Jährigen, die vor der WM noch eine Woche krank im Bett gelegen hatte.
«Es fühlt sich richtig schön an und ist ein Stück unglaublich», sagte die 24 Jahre alte Hinze, die nach Tokio den immensen Druck beklagte und sich nun im Norden Frankreichs mit sportlichen Glanzleistungen befreite. Insgesamt gab es für die Deutschen sechs Mal Gold und elf Medaillen – eine starke Bilanz.
Vormachtstellung im Frauen-Sprint
Im Frauen-Sprint zementierte Team Deutschland die Vormachtstellung aus Berlin, als vier Titel in vier Disziplinen gelangen. Auch wenn aus China, Australien und Neuseeland starke Widersacherinnen fehlten, fiel die Bilanz extrem positiv aus. Und Hinze konnte unter Olympia einen Strich ziehen. «Ich hatte schon noch so ein paar Rechnungen offen, die ich begleichen wollte», sagte sie. Die von großen Emotionen, Tränen und Medaillen geprägte WM sei «in jedem Fall eine erfolgreiche» gewesen, resümierte Hinze, die am letzten Tag auf eine Keirin-Titelverteidigung verzichtete.
Das galt auch für Brennauer, die dem nächsten Titelcoup im Vierer in der Mannschaftsverfolgung Gold in der Einerverfolgung folgen ließ. «Das war echt so das Optimum. Ich habe die letzten paar Runden ein bisschen schwarz vor Augen gehabt», sagte die 33 Jahre alte Allgäuerin. Ihr Jahr 2021 lief famos: Neben den Vierer-Titeln bei Olympia, WM und EM holte sie Einzel-Gold bei WM und EM und wurde zudem noch Weltmeisterin im Zeitfahr-Mixed auf der Straße. «Es ist so viel passiert in diesem Jahr, womit ich nie gerechnet hätte. Und jetzt so ein Abschluss: einfach Wahnsinn», kommentierte Brennauer.
Der in diesem Jahr unschlagbare Vierer hatte am Samstag noch einmal gezeigt, dass er aus mehreren extrem starken Einzelsportlerinnen besteht. Franziska Brauße gewann Silber und musste sich im deutschen Finale nur Brennauer geschlagen geben, den Dreifachtriumph komplettierte Mieke Kröger. Das Trio war fester Bestandteil des Gold-Vierers, der in Roubaix sogar noch verletzungsbedingt auf Lisa Klein verzichten musste. Gold, Silber und Bronze für ein Land waren genauso historisch wie tags zuvor das deutsche Sprint-Finale Hinze gegen Friedrich.
Männer mit ordentlichen Resultaten
Die Männer konnten mit der Gold-Flut der Frauen nicht mithalten, lieferten aber ordentliche Resultate. Joachim Eilers holte Bronze im 1000-Meter-Zeitfahren und war zudem Teil des Quartetts, das im Teamsprint Bronze holte. «Wir haben viel Arbeit geleistet. Meine Form wurde von Mal zu Mal besser, darauf wollen wir aufbauen. Das motiviert mich, dass es nochmal mit einer Medaille belohnt wurde», sagte Eilers. Eine dritte Bronzemedaille verpasste Stefan Bötticher am Sonntag im Sprint nur haarscharf – sowohl im Halbfinale als auch im kleinen Finale unterlag er knapp nach drei Durchgängen.
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