Als erster Trainer in Österreichs Fußball-Bundesliga konnte Matthias Jaissle seine ersten zehn Spiele gewinnen. Zudem ist der gebürtige Schwabe in der Champions League mit Red Bull Salzburg noch unbesiegt.
Vor dem Königsklassen-Duell mit dem VfL Wolfsburg am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) spricht er im Interview der Deutschen Presse-Agentur über die RB-Schule, Mark van Bommel und Top-Talent Karim Adeyemi.
Herr Jaissle, Sie sind gerade mal 33, Champions-League-Trainer, Salzburgs Rekord-Trainer – wie konnte das so schnell gelingen?
Matthias Jaissle: Grundsätzlich ist es für einen Trainer sehr angenehm, hier zu arbeiten. Die Verantwortlichen sind schon Jahre hier. Es gibt einen klaren Weg. Von daher wurde mir der Einstieg total leicht gemacht. Ich kann hier meine Idee vom Fußball komplett verwirklichen.
Wenn man sich die deutsche Bundesliga anschaut, arbeiten dort sehr viele Trainer mit RB-Background. Warum bildet die Red-Bull-Schule so viele Trainer erfolgreich aus?
Jaissle: Natürlich registriert man das und ich weiß, wo die Reise meiner Vorgänger hinging. Aber das ist nichts, was mich irgendwie beeinflusst. Ich habe keinen Karriereplan und bin zu 100 Prozent auf die Aufgabe in Salzburg fokussiert. Es macht mir wahnsinnig Spaß, hier arbeiten zu dürfen. Was die RB-Schule angeht, kann ich nur für Salzburg sprechen. Hier ist das Umfeld einfach sehr konstant. Man hat seit Jahren einen klaren Plan, der auf der Arbeit mit Ausnahmetalenten beruht.
Jetzt treffen Sie in der Champions League auf den VfL Wolfsburg und Trainer Mark van Bommel. Haben Sie als Spieler eigentlich mal gegeneinander gespielt?
Jaissle: Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr. Aber es kann gut sein, dass ich damals mit Hoffenheim gegen ihn und den FC Bayern gespielt habe. Jedenfalls habe ich ihn vage als unangenehmen Gegenspieler in Erinnerung (lacht).
Sie führen mit Salzburg die Gruppe G mit vier Punkten an, Wolfsburg ist nach zwei Spielen noch ohne Sieg. Gehen Sie also als Favorit ins Spiel?
Jaissle: Nein, die Favoritenrolle lassen wir uns nicht zuspielen. Wir wissen, dass wir auf eine absolute Top-Mannschaft aus der Bundesliga treffen. Trotz der Tabellenkonstellation bleiben wir demütig und bescheiden. Wolfsburg hat in den ersten zwei Spielen noch nicht gewonnen, aber auch noch nicht verloren. Wenn man die Marktwerte von uns und Wolfsburg vergleicht, wissen wir schon, welche Ausgangsposition vor diesem Spiel herrscht. Das ist eine absolut enge Gruppe, so wie viele Experten es vorher prophezeit haben.
Also wären Sie mit einem Unentschieden schon zufrieden?
Jaissle: Wir wollen frech und mutig auftreten, um Wolfsburg zu ärgern. Was dann dabei herumkommt, wird man sehen. Wir fangen jedenfalls noch keine Rechenspiele wegen der Tabellenkonstellation an.
Aus deutscher Sicht wird ihr Stürmer Karim Adeyemi im Fokus stehen, der jüngst zum Nationalspieler aufgestiegen ist. Top-Clubs wie der BVB oder die Bayern sollen bereits interessiert sein. Was zeichnet ihn aus?
Jaissle: Man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass er mit seiner Dynamik und Schnelligkeit eine unglaubliche Stärke mitbringt. Das habe ich in der Form so noch nicht oft gesehen. Karim ist noch jung, aber er ist bereit, sich ständig zu verbessern. Er ist wissbegierig. Das sind gute Voraussetzungen, dass seine Reise noch weitergeht. Ich wünsche mir, dass er so bleibt wie wir als Mannschaft: bescheiden und demütig. Er hat noch viel Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist. Ich traue ihm eine große Karriere zu.
ZUR PERSON: Matthias Jaissle (33) spielte einst für die TSG 1899 Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga. Verletzungsbedingt musste er seine Karriere früh beenden, umso eher konnte er aber auch seine Trainerlaufbahn starten. Seit dem vergangenen Sommer arbeitet er als Cheftrainer von Red Bull Salzburg.
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