Von den Fans gefeiert, von den Spielern geschätzt, von den Führungskräften gelobt – Steffen Baumgart hat den noch in der vergangenen Saison als Problemfall gehandelten 1. FC Köln zu neuem Leben erweckt.
Nur knapp fünf Monate nach dem erst in der Relegation gesicherten Klassenverbleib wird der Tabellensechste als Anwärter auf einen Europokal-Platz gehandelt – und der Fußball-Lehrer in Medien gar als «Heiland mit der Schiebermütze» und «Klopp von Köln» gefeiert.
Der gute Saisonstart mit zwölf Punkten aus sieben Spielen schürt bei allen Beteiligten die Hoffnung auf ein weiteres Erfolgserlebnis am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) im Bundesliga-Duell bei der TSG 1899 Hoffenheim. Dass die Ausbeute beim Angstgegner in den vergangenen vier Partien mit null Punkten und 1:16-Toren nichts Gutes verheißt, kann Torhüter Timo Horn nicht schrecken: «Das kommende Spiel steht unter völlig anderen Voraussetzungen. Ich denke, dass wir gefestigter sind. Wir fahren mit Selbstbewusstsein nach Hoffenheim und wollen unseren Fußball auch dort durchsetzen.»
1. FC Köln wie verwandelt
Die forsche Aussage des Schlussmanns ist ganz im Sinne des neuen Trainers. Unter dessen Regie wirkt der FC wie verwandelt. Aus einer verunsicherten Mannschaft mit tempoarmem Fußball ist eine geschlossene Einheit mit viel Speed und Selbstvertrauen geworden. «Jeder hat wohl gesehen, dass wir unter Steffen Baumgart unser Spiel umgestellt haben. Wir agieren offensiver und versuchen, den Gegner mit einem aggressiven Pressing früh unter Druck zu setzen und die Bälle schon im gegnerischen Drittel zu gewinnen», beschrieb Horn.
Seit dem Amtsantritt im Sommer als Nachfolger von Friedhelm Funkel ist ein regelrechter Hype um den einstigen Paderborn-Coach entstanden. Seine Schiebermütze, die der 49 Jahre alte Baumgart seit dem ersten Vorbereitungsspiel gegen Fortuna Köln bei jeder Partie trägt, ist längst zum Verkaufsschlager geworden. Nach dem 3:1-Erfolg am vergangenen Spieltag über Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth brachten die für ihre Fantasie und Humor bekannten Kölner Fans ihre Wertschätzung für den Coach mit «Bundeskanzler Steffen Baumgart»-Sprechchören zum Ausdruck.
Baumgart mit Engagement und Pathos
Nicht nur der neue Spielstil berauscht die heimischen Fans. Auch verbal bedient der neue Coach die Kölner Sehnsucht nach mehr Größe. So monierte er unlängst, dass der Club «in Sachen Infrastruktur weit hinter einigen Zweitligisten» liege und nahm nicht nur die Vereinsführung, sondern auch das Umfeld in die Pflicht: «Grundsätzlich hat der FC als Verein sehr viel Potenzial. Das wurde bislang aber nicht ausgeschöpft. Der FC ist der größte Werbeträger der Stadt. Wir wollen als Club einen guten und geilen Weg nach oben finden. Dafür brauchen wir alle in einem Boot.»
Auf diesem avisierten Weg geht Baumgart mit großem Engagement und viel Pathos voran. «Nennen sie mir größere Verein als den FC. Es gibt nur drei: Der eine spielt 2. Liga, der zweite wird immer deutscher Meister und der dritte versucht, Meister zu werden. Von daher ist es hier eine spannende Aufgabe», urteilte er unlängst in der «Bild». Wenig später präzisierte er seine Vision: «Dortmund war im ersten Jahr mit Jürgen Klopp auch Zwölfter. Und warum soll es nicht möglich sein, sich nach und nach zu entwickeln?» Auf die Frage, ob er der Klopp von Köln werden wolle, antwortet Baumgart: «Das wäre ein schönes Ziel.»
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