Die Bilder aus Tokio sind hängengeblieben: Annemiek van Vleuten fuhr über die Ziellinie und freute sich über den vermeintlich errungenen Olympiasieg für die dominanten Niederländerinnen.
Doch die 38-Jährige jubelte zu früh, denn sie hatte vor lauter Überlegenheit nicht mitbekommen, dass über eine Minute vorher schon Österreichs Ausreißerin Anna Kiesenhofer über die Ziellinie gefahren war und einen famosen Coup mit einer sensationellen Goldmedaille gekrönt hatte.
Wenn heute (ab 12.15 Uhr/Eurosport) das WM-Straßenrennen im radsportverrückten Flandern startet, könnte es eine solche Anekdote sein, die der Konkurrenz Mut macht. Die Niederländerinnen mit van Vleuten, Marianne Vos und Titelverteidiger Anna van der Breggen gelten im Frauen-Radsport als übermächtig und werden deshalb für das 157,7 Kilometer lange Rennen von Antwerpen nach Löwen auch als klare Medaillenfavoritinnen gehandelt.
Klein: «Wir können mitgehen»
«Den nicht so starken Teams sind die Niederländerinnen überlegen mit ihren Fahrerinnen. Sie können mehr agieren, aber das können wir auch. Wir können mitgehen und ganz weit vorne ankommen», sagte Lisa Klein, die am Mittwoch wie Teamkollegin Lisa Brennauer Gold im Zeitfahr-Mixed gewonnen hatte. Das niederländische Team ist im WM-Straßenrennen letztmals 2016 geschlagen worden.
Als große deutsche Hoffnungsträgerin gelten aber weder Brennauer noch Klein, sondern Liane Lippert. Die 23-Jährige machte im Vorjahr in Imola mit WM-Platz fünf auf sich aufmerksam und holte in diesem Jahr Silber im EM-Straßenrennen.
«Ich habe nicht mehr so Angst, einfach mal zu attackieren, weil das genau meine Stärke ist. Vielen fällt es schwer, mir hinterher zu fahren. Das habe ich bei der EM gezeigt. Sowas zahlt sich am Ende aus», sagte Lippert mit einer großen Portion Selbstbewusstsein. Als besondere Schwierigkeiten erwarten die deutschen Frauen den Wind und die heiklen Passagen auf Kopfsteinpflaster. «Das wird auf jeden Fall hektisch», sagte Brennauer, die 2014 als bisher letzte Deutsche WM-Gold in dieser Disziplin einfuhr.
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