An den ehrgeizigen Weltmeister-Plänen von Aston Martin hat Sebastian Vettel nicht den kleinsten Zweifel. «Die Vision ist beeindruckend und die Entschlossenheit groß», sagt der ehemalige Formel-1-Weltmeister.
In vier bis fünf Jahren will der englische Autobauer es an die Spitze schaffen – und spätestens dann mit den Branchenführern Mercedes und Red Bull konkurrieren. «Vielleicht geht es schneller, vielleicht dauert es länger. Aber ganz allgemein finde ich, dass sich das Team in eine vielversprechende Richtung bewegt und ich fühle, dass es passieren wird», sagt der Heppenheimer.
Vettel findet an seiner Rolle Gefallen
Ob er selbst noch dabei ist, wenn es «passiert» und Aston Martin einen Titel holt? Offen. «Ich werde nicht jünger, das ist nicht mein erstes Jahr in der Formel 1, deswegen müssen wir sehen», sagt der Hesse. 34 Jahre ist er bereits alt, fährt nächstes Jahr unter ganz neuem Reglement aber sicher weiter, das Karriereende ist nicht in Sicht. «Natürlich ist es aufregend, sonst wäre ich nicht hier», sagt er. Und auch wenn diese Saison längst nicht so verläuft, wie sich der 53-malige Grand-Prix-Sieger das nach am Ende von sechs zähen Jahren bei Ferrari gewünscht hätte, findet er an seiner Rolle Gefallen.
«Ich liebe es, Rennen zu fahren und zu gewinnen», sagt Vettel zwar vor dem Großen Preis von Russland am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) in Sotschi. Zugleich ist er aber auch Entwicklungshelfer. Bei Aston Martin hört man Vettel zu, wenn er etwas vorschlägt. Bei den Prozessen und Abläufen habe man schon einiges nach den Wünschen des akribischen Deutschen angepasst, sagt Teamchef Otmar Szafnauer.
Schließlich weiß Vettel bestens, was passieren muss, um die Nummer eins zu werden. Mit Red Bull gewann er vier Mal den WM-Titel, dominierte von 2010 bis 2013 das Geschehen, ehe auch ein neues Reglement für den Machtwechsel zu den Silberpfeilen sorgte, die seither sowohl bei Fahrern als auch Konstrukteuren ungeschlagen sind. Auch diese Teams haben Jahre der Vorbereitung benötigt. Aston Martins zeitlicher Horizont sei «realistisch, wenn man sieht, wie lange andere gebraucht haben, um an die Spitze zu klettern», sagt Vettel.
Aston Martin drängt nach vorn
Wie ernst es Aston Martin meint, wurde in dieser Woche wieder deutlich. So übernimmt Martin Whitmarsh ab Oktober die Leitung der Technologie-Abteilung. Der 63 Jahre alte Brite arbeitete zwischen 1989 und 2014 in Führungspositionen beim Traditionsrennstall McLaren und leistete seinen Beitrag zu vielen Grand-Prix-Siegen und WM-Titeln. Auch beim Konkurrenten Red Bull hatte sich Aston Martin zuletzt bedient und drängt mit erfahrenem Personal nach vorn.
Abgeschlossen ist dieser Prozess noch lange nicht. Man suche aktiv nach weiteren Personal, schreibt Milliardär Lawrence Stroll auf der Homepage des Teams. «Wenn Ihnen gefällt, was Sie hören, und Sie entschlossen sind, zu gewinnen, in welchem Bereich auch immer Sie arbeiten, kommen Sie und sprechen Sie mit uns», schreibt Stroll. Erst vor drei Jahren übernahm der kanadische Milliardär das ehemalige Force-India-Team und krempelte es um. Sein Sohn Lance Stroll fährt in diesem und im kommenden Jahr neben Vettel das zweite Auto.
Entwickelt werden die Fahrzeuge künftig in einer hochmodernen neuen Fabrik. Man setze alles daran, das «ultimative Formel-1-Team» zu formen, beteuert Stroll. Der Ehrgeiz ist genau nach Vettels Geschmack. «Ich mag unsere Leute und das bisherige Jahr war super, was die Arbeit angeht, auch wenn die Ergebnisse nicht großartig ausgefallen sind», sagt er. Ein zweiter Platz im Juni in Baku war das Highlight, als WM-Zwölfter mit nur 35 Punkten ist der Rückstand aber sehr groß.
Die bislang geleistete Arbeit soll sich ab 2022 auszahlen, wenn die Autos aufgrund der neuen Regeln ganz andere sein werden. Erst dann könne man sagen, «wo wir wirklich stehen», sagt Vettel, der beim anstehenden Rennen am Schwarzen Meer zumindest in die Punkte fahren will. Und auch wenn er schon seit über zwei Jahren auf einen Sieg wartet, habe sich der Wechsel zu Aston Martin gelohnt: «Es ist auf jeden Fall großartig, ein Teil davon zu sein.»
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