24. November 2024

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«Mega-Typ» Bellingham stiehlt selbst Haaland die Show

Beim Champions-League-Auftaktsieg von Borussia Dortmund überragt ein 18-Jähriger. Mitspieler und Trainer loben Jude Bellingham für seinen Einsatz und seine Qualität. Der Teenie stahl selbst Haaland die Show.

Borussia Dortmunds Tormaschine Erling Haaland setzte seine unfassbare Serie in der Champions League fort – und stand doch diesmal nicht im Mittelpunkt.

Angesprochen auf den Spieler des Abends war Haaland nach dem 2:1 (2:0) des BVB bei Besiktas Istanbul auch etwas perplex. «Das ist einfach unglaublich, verrückt», stammelte der Norweger. «Ich meine, er ist erst 18, drei Jahre jünger als ich und zeigt so eine Leistung.» Gemeint war Jude Bellingham, der während des DAZN-Interviews kurz ins Bild huschte und Haaland einen Kuss auf die Wange drückte.

Der englische Teenager war Sieggarant, Torschütze, Vorbereiter, Antreiber, kämpferisches Vorbild und Herz des BVB-Spiels – alles in einem. Es gab wohl keinen Grashalm im berüchtigten Vodafone Park von Istanbul, den der 18-Jährige nicht beackert hätte. «Jude ist ein toller Junge mit dieser Intensität, mit der er Fußball spielt», lobte BVB-Trainer Marco Rose. Torhüter Gregor Kobel befand: «Das ist ein Mega-Typ. Der hat richtig Bock zu kicken. Er hat sich auch hier wieder in jeden Ball geworfen. Er hat eine Riesen-Qualität.»

Kulisse mit Gala beruhigt

Und entschied offensiv ganz nebenbei auch noch das Auftaktspiel der Dortmunder mit seinem Tor zum 1:0 (20. Minute), das die als lautestes Fußball-Publikum Europas geltende Besiktas-Anhängerschar erstmals verstummen ließ. Mit seiner überlegten Vorarbeit auf Goalgetter Haaland, der sein 21. Champions-League-Tor im 17. Einsatz erzielte (45.+3), brachte Bellingham die Kulisse dann erstmal längere Zeit zum Schweigen. Und Bellingham? Der sprach auch nach seinem Gala-Auftritt so locker und unbekümmert, wie er zuvor auf dem Rasen gespielt hatte.

«Das ist mein Job», sagte der 18-Jährige schulterzuckend zum Kollegenlob für seinen Fleiß. «Ich bin Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund. Das ist nichts Besonderes.» War es eben doch.

Mit seinem Treffer stellte Bellingham nämlich einen Rekord auf. Jüngster Spieler in der Königsklasse des europäischen Fußballs, der in zwei – hier saisonübergreifend – aufeinanderfolgenden Partien jeweils traf, ist nicht mehr der heutige Weltstar Kylian Mbappé, sondern nun Bellingham. «Schön, ich will derjenige sein, der zum ersten Mal drei erzielt», sagte der Teenie trocken dazu.

Volltreffer der Scouting-Abteilung

In der Verpflichtung des Talents vor einem Jahr von Birmingham City für stolze gut 20 Millionen Euro für einen damals 17-Jährigen landete Dortmunds Scouting-Abteilung mal wieder einen Volltreffer. Nur ein gutes Jahr später hat sich der Marktwert des Mittelfeldspielers, der noch bis zum Sommer 2025 vertraglich gebunden ist, vervielfacht.

Nach Haaland, den die Dortmunder wohl nicht mehr lange werden halten können, könnte Bellingham der nächste immer noch blutjunge Spieler sein, der den Westfalen irgendwann horrende Millionen-Einnahmen beschert. Denn Bellingham dürfte sich immer noch weiter entwickeln. «Er ist schon ein sehr kompletter Spieler», sagte Coach Rose. «Trotzdem ist er jung. Klar kann er sich noch verbessern.»

Jugendlicher Elan

Kurzfristig soll Bellingham mit seinem jugendlichen Elan erstmal helfen, den BVB auf Kurs zu halten. Während vor allem der 32 Jahre alte Routinier Mats Hummels bei seinem Startelf-Comeback nach vier Monaten abgekämpft nach 70 Minuten vom Platz musste und selbst Haaland mit seinen 21 Jahren über Müdigkeit klagte, dürfte die Regenerationszeit bei Bellingham deutlich kürzer sein. Am Sonntag geht es für die Dortmunder in der Liga gegen Union Berlin weiter.

«Es wäre gut und wichtig und konsequent, wenn wir diese Woche jetzt durchziehen», forderte Rose nach dem 4:3-Spektakel in Leverkusen und dem Arbeitssieg in Istanbul, «damit wir uns auch in der Bundesliga in eine gute Position bringen.» Als Dritter liegt der BVB mit neun Punkten nach vier Spielen noch drei Zähler hinter Spitzenreiter Wolfsburg.

Von Carsten Lappe, dpa