Reine Geldmacherei. Inflation der Wettbewerbe. Die Kritik an der neuen Conference League war groß, als die UEFA die Wiedereinführung des dritten Fußball-Europacups vor drei Jahren beschloss.
Vor dem Start in die erste Gruppenphase sind die Stimmen nun differenzierter. Wer dabei sein darf, kann sich durchaus auf attraktive sportliche Duelle freuen. Der deutsche Vertreter 1. FC Union Berlin ist ein Musterbeispiel für die Clubs, die Freude an der Conference League haben.
Wieso gibt es den neuen Wettbewerb überhaupt?
Bis 1999 gab es mit dem Pokal der Pokalsieger neben der Champions League und dem damaligen UEFA-Pokal schon einen dritten Europacup. Im Streben nach mehr sportlichen Möglichkeiten für Mannschaften aus kleinen Fußball-Ländern schuf die UEFA Ende 2018 die Conference League. Über Qualifikationsrunden können es Vertreter aus allen 55 Mitgliedsländern bis in eine Endrunde schaffen.
Insgesamt spielen nun 96 Mannschaften und damit 16 mehr als bislang in den internationalen Gruppenphasen. Vor allem hilft der neue Wettbewerb der Fußball-Mittelklasse. Je zwei Teams in der Gruppenphase kommen zum Beispiel aus den Niederlanden und Tschechien. Kritiker werfen der UFEA vor, dass es (wie immer) nur ums Geld geht. Drei Wettbewerbe bieten mehr Vermarktungschancen als zwei.
Wie funktioniert die Conference League?
Das Prinzip ist das Gleiche wie in Champions League und Europa League. 32 Mannschaften spielen in acht Gruppen á vier Teams um den Einzug in die K.o.-Phase. Nach Hin- und Rückspielen sind die Gruppensieger direkt für das Achtelfinale qualifiziert. Die Gruppenzweiten spielen gegen die Gruppendritten der Europa League um den Einzug in die Runde der letzten 16. Über Viertel- und Halbfinale geht es bis zum Endspiel, in dem am 25. Mai 2022 in der albanischen Hauptstadt Tirana der Premierensieger ermittelt wird.
Warum ist Union Berlin dabei und wer sind die Gegner?
Aus der Bundesliga qualifiziert sich der Tabellen-Sechste oder, wenn der DFB-Pokalsieger wie aktuell Borussia Dortmund unter den Top sechs der Liga ist, der Tabellen-Siebte für die Conference League. Union Berlin landete in der Vorsaison überraschend auf Platz sieben. Wie alle Mannschaften musste man die Playoff-Runde überstehen. Gegen Kuopio PS (4:0/0:0) aus Finnland gelang das problemlos. Die Gruppe E hat es nun in sich. Slavia Prag, Feyenoord Rotterdam und Maccabi Haifa haben alle mehr internationale Erfahrung als die Eisernen.
Wer sind die Favoriten, wer die großen Außenseiter?
An Club-Prominenz mangelt es nicht. Manches Team mit Königsklassen-Ambitionen findet sich im kleinsten Europacup wieder. Das gilt für die AS Rom mit Kult-Trainer José Mourinho. Und auch für Tottenham Hotspur mit Star-Stürmer Harry Kane. Die Spurs wollten vor wenigen Monaten noch die umstrittene Super League mitgründen. Einen gewissen Fußball-Charme versprühen Namen wie Alashkert, das erste Team aus Armenien, das eine Europacup-Gruppenphase erreichte. Oder Licoln Red Imps, der Vizemeister aus Gibraltar.
Was gibt es für die Clubs zu verdienen?
So viel Geld wie in der Champions League gibt es im dritten Europacup nicht. Aber am vergangenen Freitag war schon der erste Zahltag. Union bekam wie jeder Teilnehmer 2,8 Millionen Euro und 667.500 Euro für Platz 17 der 32 Teilnehmer aus dem Koeffizienten-Pool. Für jeden Sieg in der Gruppenphase gibt es 500.000 Euro, für jedes Remis 166.000 Euro.
Dann wird pro Runde kassiert. Achtefinale 1,25 Millionen Euro als Gruppensieger, 325.000 als Gruppenzweiter plus 900.000 Euro beim Überstehen der Zwischenrunde, eine Million für’s Viertelfinale, zwei Millionen für’s Halbfinale, drei Millionen für den Finaleinzug und nochmal zwei Millionen für den Sieger.
Für Union Berlin wären also bis zu 15,71 Millionen Euro als Preisgeld drin, plus die noch nicht bezifferten Einnahmen aus dem Marketing Pool, die erst nach Ende des Wettbewerbs berechnet werden. Insgesamt schüttet die UEFA 235,28 Millionen Euro aus, abzüglich eines möglichen Puffers im Falle von möglichen Corona-Restriktionen.
Wieso spielt Union seine Heimspiele im Olympiastadion?
Die Eisernen erfüllen mit ihrem Stadion an der Alten Försterei nicht die UEFA-Kriterien von 8000 Sitzplätzen. Die Arena in Berlin Köpenick hat nur gut 3600 Sitzplätze auf der Haupttribüne. Also muss man in die ungeliebte Riesenarena im Westen der Stadt ziehen. Dort sind derzeit laut Corona-Reglement 25.000 Besucher erlaubt – mehr als das eigene Stadion an Fassungsvermögen (22 012) insgesamt hat. Auch auswärts dürfen Union-Fans wieder dabei sein. Für das Spiel in Prag gab es offiziell knapp 2000 Gäste-Tickets, es wird aber mit mehr Berliner Fans im Slavia-Stadion gerechnet.
Wo kann man die Spiele im TV sehen?
Die TV-Rechte liegen bei RTL. Zu sehen sind die Union-Spiele donnerstags mit Anstoß um 18.45 Uhr oder 21.00 Uhr bei RTL oder RTL Nitro oder dem kostenpflichtigen Videoportal des Senders TV Now.
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