1. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Gesichter und Momente der Leichtathletik-Saison

Das Berliner Istaf war für viele im Feld der Schlusspunkt unter die olympische Leichtathletik-Saison - einer Saison mit Weltkorden, großen Leistungen und Freude wie Enttäuschungen aus deutscher Sicht.

Olympia-Gold für Weitspringerin Malaika Mihambo, die große Enttäuschung für Speerwerfer Johannes Vetter in Tokio, der fantastische Weltrekord des Norwegers Karsten Warholm über 400 Meter Hürden:

Nicht nur in Tokio gab es in dieser Freiluft-Saison bewegende Leichtathletik-Momente. Nach dem Istaf am Sonntag in Berlin freuen sich die Stars auf ihren Urlaub, einige dachten noch einmal an ihre Saison zurück. Eine Auswahl an Gesichtern und Momenten:

Der Satz zu Gold

Mit dem nervenstarken Sieben-Meter-Sprung zu Gold holte die 27-jährige Malaika Mihambo nach dem EM- und dem WM-Titel auch den erhofften, größten Erfolg. Und das trotz der Schwierigkeiten beim Anlauf, die die deutsche Vorzeigeathletin während der Saison immer wieder bremsten. Körperlich und mental müde sei sie von dieser Saison, räumte Mihambo nach Platz zwei in Berlin ein. «Jetzt freue ich mich auf die ruhige Zeit, die kommt, Zeit mit Familie und Freunden abseits der Laufbahn», sagte sie.

Weicher Boden

Nur bei zwei seiner 17 Starts gewann der Offenburger nicht. Ausgerechnet bei Olympia bremsten ihn nicht einmal die Rivalen, sondern der für seinen Stemmschritt zu weiche Boden. Die Enttäuschung über Platz neun nimmt der 28-jährige Johannes Vetter mit in den Urlaub, doch in Berlin stimmte immer noch die Einstellung, bevor es am Donnerstag für zwei Wochen nach Kalabrien geht. Vetter wollte nach Olympia beweisen, dass er der Beste ist – und gewann wieder alles. «Das macht mich stolz», sagte er. Den rund 20.000 Zuschauern in Berlin wollte er etwas bieten, für die Jugendlichen seien die Top-Sportler die Vorbilder. «Von daher müssen wir da einfach was zeigen», sagte er. Bei der WM in Eugene und der EM in München kann er im kommenden Jahr wieder angreifen.

Überraschungen

Diskuswerferin Kristin Pudenz aus Potsdam überraschte mit Olympia-Silber und holte damit eine Medaille, die eigentlich auch Vetter oder Speerwurf-Kollegin Christin Hussong wollten. Platz zwei in Berlin war ein gelungener Saison-Abschluss. Auch mit Silber für Geher Jonathan Hilbert über 50 Kilometer war kaum zu rechnen.

Fabelzeit

Der Weltrekordlauf von Karsten Warholm über 400 Meter Hürden, bei dem er seine noch frische Bestmarke auf 45,94 Sekunden schraubte, gehörte in Tokio zu den herausragenden Momenten. In München würde er nach der EM 2022 am liebsten gleich zum Oktoberfest, erzählte der Norweger in Berlin – allerdings enden die Europameisterschaften schon am 21. August.

Fabelweite

Kugelstoßer Ryan Crouser löschte im Juni bei den US-Meisterschafen den 31 Jahre alten Weltrekord von Randy Barnes aus. Seine Marke steht nun bei 23,37 Metern, 25 Zentimeter weiter als jene von Barnes. Sein zweites Kugelstoß-Gold bei Olympia ließ sich Crouser danach nicht nehmen – mit 23,30 Metern.

Fast-Weltrekord

Nach dem Dreifach-Erfolg über 100 Meter in Tokio war bei Jamaikas Sprinterinnen nicht viel von gemeinsamer Freude zu sehen. Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah sprintete danach in Eugene in 10,54 Sekunden bis auf fünf Hundertstelsekunden an den 33 Jahre alten Weltrekord von Florence Griffith-Joyner heran, die sich zeit ihres Lebens Doping-Verdächtigungen ausgesetzt sah.

Mondo

Armand Duplantis, genannt Mondo, ist trotz seiner erst 21 Jahre der momentan wohl größte Star der Leichtathletik. Der Stabhochspringer aus Schweden scheiterte zuletzt mehrfach nur knapp daran, seinen Weltrekord auf 6,19 Meter zu schrauben. Ob Duplantis das Zeug dazu hat, zumindest annähernd das Aushängeschild seiner Sportart zu werden, wie es Sprinter Usain Bolt jahrelang war, muss sich erst noch zeigen.

Die Unverwüstliche

Bronze über 400 Meter in Tokio war die zehnte Olympia-Medaille für Allyson Felix, mit Gold in der Staffel und ihrem insgesamt siebten Olympiasieg seit 2004 setzte die 35-jährige Amerikanerin zum Abschluss noch einen drauf.

Von Robert Semmler, dpa