Marco Rose ging mit in die Kurve, begnügte sich aber mit einer Nebenrolle. Zuerst klatschte der Trainer von Borussia Dortmund im Takt hinter seinen hüpfenden Spielern, bei der La Ola hob er mit gebührendem Abstand zaghaft die Arme.
Dass Rose den 4:3 (1:2)-Sieg beim Fußball-Spektakel in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen geschäftig hinnahm, wäre aber eine Fehl-Einschätzung. Im Gegenteil: An seinem 45. Geburtstag hatte der BVB-Coach eine emotionale Achterbahnfahrt erlebt. Die er auch nach dem Schlusspfiff noch zu einzuordnen versuchte.
Groß war aber die Freude darüber, dass das Ergebnis ihm nicht den Abend verdorben hatte. «Der Sieg beschert uns allen ein angenehmes Wochenende», sagte Rose, «und wenn du an so einem Tag auch noch Geburtstag hast, und wenn du weißt, dass deine Familie zu Hause wartet, dann ist es noch schöner.» Rose Lebensgefährtin und die gemeinsame Tochter leben normalerweise in Leipzig. «Heute Abend treffe ich meine Tochter, wir werden essen gehen und ich werde sicher reichlich beschenkt», erzählte Rose, «das steigert meine Laune dann noch mehr.»
«Spektakel für alle, die den Fußball lieben»
Dabei musste der Dortmunder Trainer aber auch den einen oder anderen Gedanken an das Spiel beiseite schieben, um wirklich ausgelassen feiern zu können. Natürlich sei die Partie, die der BVB nach dreimaligem Rückstand gewann, «ein Spektakel für alle, die den Fußball lieben. Aber aus Trainer-Sicht wünscht man sich viele Dinge anders», gestand Rose. «Wir wissen, dass wir über ein paar Dinge zu reden haben. Natürlich machen dich die Gegentore als Trainer sauer.»
Zumal sie nicht aus heiterem Himmel kamen. Nach vier Spieltagen hat der BVB bereits deren neun kassiert. So viele waren es seit 30 Jahren nicht. Dafür gebe es aber nicht den einen Grund, sagte Rose. «Es ist ein Puzzle, eine Summe vieler Dinge», sagte der vor der Saison aus Mönchengladbach gekommene Coach, «da müssen wir besser werden. Das müssen wir aufarbeiten und haben viel zu besprechen, keine Frage.»
Rose: «Nochmal die Sinne schärfen»
In jedem Fall sei es kein Abwehrproblem, «sondern ein geschlossenes Mannschaftsthema. Dabei geht es um das Thema Haltung», sagte Rose: «Um die Frage: Wie sehr bin ich bereit? Wie sehr denke ich als Offensivspieler an den Ballverlust? Da müssen wir nochmal die Sinne schärfen.» Es könnte eine Mammut-Aufgabe werden für Rose. Und die entscheidende, wenn es am Ende darum geht, ob der BVB titelreif ist. Denn exakt diese Haltung ist seit Jahren das Problem des BVB und steht dem Sprung nach ganz oben im Weg.
Und auch am Samstag waren es letztlich wieder die Wucht und die Extra-Klasse von Erling Haaland, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage machten. Leverkusen führte durch Jung-Nationalspieler Florian Wirtz (9.), Patrik Schick (45.+1) und Moussa Diaby (55.) dreimal. Haaland köpfte den ersten Ausgleich (37.), bereitete den zweiten durch den Ex-Leverkusener Julian Brandt (49.) vor und erzielte per Foulelfmeter nach Videobeweis auch das Siegtor (77.).
Nur am 3:3, einem sehenswerten Freistoß von Raphael Guerreiro (71.) nach Foul an Donyell Malen, war er unbeteiligt. Nach neun Pflichtspielen für den BVB und Norwegen hat Haaland nun 13 Treffer erzielt. Und rettete so am Ende auch Roses Party.
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