24. November 2024

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Zverev gegen Djokovic im Halbfinale: Geht «auch um Nerven»

Auf dem Weg zur olympischen Goldmedaille hat Alexander Zverev die Nummer eins der Tenniswelt bereits aus dem Weg geräumt. Auf dem Weg zum ersten Sieg bei einem Grand Slam wartet nun wieder Novak Djokovic.

Schon bevor das Halbfinal-Duell mit Novak Djokovic feststand, wusste Olympiasieger Alexander Zverev ganz genau, was da auf ihn zukommt bei den US Open.

«Du musst perfekt sein, ansonsten wirst du nicht gewinnen», sagte der 24 Jahre alte Hamburger nach seinem souveränen 7:6 (8:6), 6:3, 6:4 gegen Lloyd Harris aus Südafrika. Gut neun Stunden später zog Djokovic in der Nacht zu Donnerstag mit einem beeindruckenden 5:7, 6:2, 6:2, 6:3 gegen Matteo Berrettini aus Italien nach – und schickte die ersten kleinen Nadelstiche in Richtung seines nächsten Gegners: «Ich kenne sein Spiel sehr gut, er spielt sehr gut. Aber noch mal: Halbfinale. Da geht es auch um Nerven. Schauen wir, was passiert.»

Wie bei den Olympischen Spielen vor sechs Wochen treffen sich Zverev und Djokovic am Freitag auf der großen Tennis-Bühne. Und wieder geht es für beide um enorm viel.

Djokovic mit Grand-Slam-Chance

Der eine – Zverev – will nach Olympia-Gold endlich den ersten Titel bei einem Grand Slam. Der andere – Djokovic – hat davon schon 20, wäre mit einem weiteren alleiniger Rekordhalter und, noch wichtiger, hätte mit einem Sieg in New York den Grand Slam. Das bedeutet: Alle vier Grand Slams eines Jahres. Melbourne, London, Paris und New York. Das gab es zuletzt 1969. «Ich will nicht darüber sprechen. Ich weiß, es ist da, aber ich will mich nur auf das nächste Spiel konzentrieren», wehrte Djokovic weit nach Mitternacht Ortszeit die Frage in diese Richtung ab und gestand sogar: «Wenn ich zu sehr darüber nachdenke, belastet mich das mental.»

In das Match können Zverev und Djokovic jeweils mit berechtigtem Selbstvertrauen gehen. Der Hamburger hat die vergangenen 16 Tennispartien alle gewonnen, nach Gold in Japan holte er auch den Titel beim Vorbereitungsturnier in Cincinnati. Er ist so gut wie wohl noch nie. Dass er Djokovic auf dem Weg zum Turniersieg aus dem Weg räumen muss, war bereits nach der Auslosung das wahrscheinlichste Szenario. Dass er es kann, weiß er seit Tokio, auch wenn es im direkten Duell noch immer 6:3 für den Serben steht. «Ich fühle mich als der erste Spieler, der ihn in diesem Jahr in einem sehr großen Match geschlagen hat», sagte Zverev nun. «Das gibt dir etwas.» Er hat zudem etwas länger Pause und deutlich kürzer auf dem Platz gestanden.

Aber Djokovic ist trotzdem der Favorit, daran ließ seine Leistung gegen Berrettini keinen Zweifel. Nach dem 5:7 im ersten Satz spielte der Serbe so, wie er in diesem Jahr eben spielt: Nahezu nicht bezwingbar. Der Italiener war gut, seine Aufschläge waren hart und präzise – dennoch brachte Djokovic sie wieder und wieder zurück ins Feld. «Ich habe mein Tennis auf ein anderes Level gehoben. Das waren die drei besten Sätze, die ich in einem Turnier gespielt habe, ganz sicher», sagte Djokovic.

Weiterer Rekord in Reichweite

Schon im Wimbledon-Finale hatte er Berrettini bezwungen, dazu auch die Pokale in Melbourne und Paris schon in die Höhe gereckt. Die Trophäen aller großen Turniere in einem Jahr holte sich zuletzt der legendäre Rod Laver 1969. Zudem hätte er bei einem Sieg in New York den Rekord für die meisten Grand-Slam-Siege für sich – noch muss Djokovic sich den Spitzenplatz in dieser Wertung mit Roger Federer und Rafael Nadal teilen, die ebenfalls auf 20 Triumphe kommen.

«Es spielt keine Rolle, wie gut ich spiele. Er spielt einfach besser», sagte Berrettini, der für seinen einzigen Satzgewinn zu Beginn bereits 1:17 Stunden kämpfen musste. «Er gibt mir keinen Punkt umsonst. Ich muss mir jeden einzelnen Punkt verdienen.»

Zverev weiß das. «Du bereitest dich darauf vor, das beste Match zu spielen, das du kannst», beschrieb er seine Situation. «Er ist der beste Spieler der Welt. Es ist sehr schwer, ihn zu schlagen.» Über zwei Gewinnsätze ist es ihm in Japan bereits gelungen, nun wartet die derzeit größte Herausforderung der Tenniswelt: Gegen Djokovic in einem Best-of-Five-Modus.

Von Maximilian Haupt und Florian Lütticke, dpa