Der 14-malige Tour-de-France-Etappensieger Marcel Kittel hat offen über mentale Probleme während seiner Radsport-Karriere gesprochen und auf die Bedeutung von psychologischer Hilfe hingewiesen.
«Es gab Augenblicke, in denen konnte ich mein Rennrad nicht anfassen. Das war vielleicht etwas, das man mit Burnout oder einer depressiven Phase beschreiben könnte. Ich habe mir damals, zunächst 2015 und dann wieder 2019, daher bewusst psychologische Hilfe genommen. Und ich habe gelernt, dass ich auf mich und mein Herz hören muss», sagte Kittel dem «Kölner Stadt-Anzeiger».
Kittel, dessen Buch «Das Gespür für den Augenblick» an diesem Mittwoch erscheint, habe auf diese Art seine Krisen gemeistert. «Das hat mir geholfen, meine Gedanken zu ordnen, sie zurechtzurücken und Dinge zu ändern.» Heute gehe es ihm sehr gut, so der 33-Jährige: «Ich bin immer aus den schweren Momenten, in denen ich einfach nicht mehr vorwärts kam, in denen ich gezweifelt habe, herausgekommen.»
Verständnis mit Biles
Kittel kann sich daher auch gut in Turn-Superstar Simone Biles hineinversetzen. «In der Leistungsport-Welt ist nicht alles toll und schön. Es gibt auch Momente, auf denen kein Instagram-Filter liegt. Man hat Kämpfe mit sich selbst auszutragen, die sehr emotional sind», sagte der frühere Weltklasse-Sprinter. Dass Biles über ihre mentalen Blockaden gesprochen habe, fand Kittel «unheimlich stark». Dadurch sei sie über den Sport hinaus ein Vorbild geworden.
Kittel erwähnt in seinem Buch auch das einst angespannte Verhältnis zu Erik Zabel, der beim Team Katusha sein Performance Manager war. Er habe nicht die Intention gehabt, in irgendeiner Form nachzutreten. «Ich habe 14 Tour-Etappen gewonnen – ohne Blutdoping und Epo. Das ist ein Fakt. Erik Zabel und ich kommen aus unterschiedlichen Ecken in Bezug auf unsere Sportansichten, es hat sich deshalb in dieser Zeit über die Monate eine emotional angespannte Situation aufgebaut», sagte Kittel, der im Oktober von der Schweiz nach Holland in die Heimat seiner Frau ziehen will.
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