Das Zimmermädchen muss noch kurz warten. «Zehn Minuten», ruft Volleyball-Bundestrainer Felix Koslowski auf Englisch in Richtung Tür.
Der 37-Jährige steckt vor dem EM-Achtelfinale in Plowdiw in einem Interview und beschreibt bei einer Videorunde im Hotelzimmer die Stimmung seiner Mannschaft.
Und die Prognose vor dem ewig brisanten Kräftemessen mit den Niederlanden am Samstag (16.30 Uhr/Sport1) in Bulgarien klingt richtig gut. «Sie sind echt heiß, sie haben Lust», sagte Koslowski über seine Spielerinnen und meinte über die morgendliche Einheit am Donnerstag: «Wir hatten fast Wettkampfcharakter im Kraftraum.»
Die Deutschen haben in Gruppe B nur ihre Auftaktpartie gegen den Medaillenkandidaten Polen (1:3) verloren. Danach folgten vier Siege, die auch einen Entwicklungsprozess der Mannschaft um Star-Angreiferin Louisa Lippmann nachzeichnen. Dennoch reichte es hinter Polen und Bulgarien nur zu Rang drei in der Vorrunde.
«Wettkampfhärte geholt»
«Wir hatten wahrscheinlich die stärkste Gruppe, wenn man die Ausgeglichenheit der Mannschaften sieht. Wir haben uns Wettkampfhärte geholt», erläuterte Koslowski. «Es ist ein Vorteil für uns, dass wir schon mehr Spiele auf hohem Niveau spielen mussten.» Und von Nachteil für die Psyche ist es sicher nicht, dass Deutschland die Niederlande sowohl während der Nationenliga in diesem Jahr als auch in der Olympia-Qualifikation im Januar 2020 bezwang.
Jener Vorrundenplatz drei bei der EM nun bescherte Lippmann & Co. aber eben einen harten Gegner wie Oranje, das in Gruppe D hinter der Türkei Zweiter wurde. «Lieber gleich mit einem guten Gegner weitermachen», meinte Koslowski selbstbewusst, der mit seiner Mannschaft das Halbfinale angepeilt hat. «Die Spannung ist hoch. Auch die Holländerinnen haben nicht in die Hände geklatscht.»
Das hat der Olympia-Vierte von 2016 um die Stützen Anne Buijs, Nika Daalderop und Elles Dambrink sicher nicht. Und gejubelt haben die Niederländerinnen sicher auch nicht, dass sie von ihrem bisherigen Spielort Cluj-Napoca in Rumänien nach Plowdiw weiterreisen mussten. «Wir haben diesen halben Tag mehr für uns», konstatierte Koslowski und gab seiner Mannschaft den Nachmittag frei.
Koslowski zufrieden
Der Vereinscoach des SSC Palmberg Schwerin ist mit seiner Mannschaft im bisherigen Turnierverlauf zufrieden. Die Steigerungsrate von Spiel zu Spiel ist da. «Die Mannschaft reift, die Mannschaft wächst», befand Koslowski, der nach eigener Einschätzung «wirklich positiv» gestimmt ist. «Die Gruppe wächst immer mehr zusammen.»
Im abschließenden Vorrundenspiel gegen Spanien am Mittwochabend (3:0) konnte Koslowski sogar Lippmann schonen. Auch Zuspielerin Denise Imoudu, die in Schwerin angestellt ist, durfte verschnaufen. «Wir konnten die Belastung gut verteilen, alle sind relativ frisch», meinte Koslowski vor dem Start in die K.o.-Runde. «Wir haben alles, um die Niederlande schlagen zu können.»
Und wie sehen das die Spielerinnen? Genauso wie der Trainer an der Seitenlinie. «Wir sind heiß, dieses Achtelfinale zu spielen», sagte Imoudu der Deutschen Presse-Agentur, ehe sie sich zum Mittagessen in die City von Plowdiw aufmachte. Gegen die Niederländerinnen sei man von Beginn an gefordert. «Man geht gleich mit einer ganz anderen Spannung ins Spiel», meinte Imoudu und betonte: «Wir müssen auf unserem höchsten Level spielen.»
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