24. November 2024

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Das große Kribbeln: Deutsche Clubs hoffen auf Losglück

Nach dem Scheitern der umstrittenen Super-League-Pläne hat die Champions League ihren Ruf als Königsklasse vorerst gefestigt. Die Auslosung der Gruppen beschert reichlich Rampenlicht.

Hammerlose oder Glücksgriffe? Vor der Auslosung der Champions-League-Gruppenphase am Donnerstag (18.00 Uhr) in Istanbul herrscht bei den vier deutschen Teilnehmern aus München, Dortmund, Leipzig und Wolfsburg das große Kribbeln.

Selbst den FC Bayern könnte es trotz der vermeintlich guten Ausgangslage im ersten Topf mit den Landesmeistern der Topligen und den beiden aktuellen europäischen Titelträgern hart treffen. Bei möglichen Gegnern wie der Weltauswahl aus Paris um Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar sowie dem FC Porto und AC Mailand wäre das Team von Trainer Julian Nagelsmann auf dem avisierten Weg Richtung Finale am 28. Mai 2022 in St. Petersburg bereits zum Start in den lukrativen Wettbewerb mächtig gefordert.

Doch der Respekt von Joshua Kimmich vor großen Namen hält sich in Grenzen. «Ich sehe sehr großes Potenzial in unserem Kader. Andere Vereine in Europa geben sehr viel Geld aus, trotzdem sehe ich es nicht, dass sie uns abhängen», sagte der Mittelfeldspieler voller Vorfreude auf den nächsten Versuch der Münchner, die begehrte Trophäe zu gewinnen.

Wolfsburg in Topf vier

Mehr noch als die Bayern müssen Borussia Dortmund (Lostopf 2), RB Leipzig (3) und der VfL Wolfsburg (4) mit namhaften Gruppengegnern rechnen. Vor allem für die Wölfe, die nach fünfeinhalbjähriger Königsklassen-Abstinenz im Vergleich zu den Ligakonkurrenten mit dem niedrigsten Koeffizienten an den Start gehen, sind anspruchsvolle Aufgaben wahrscheinlich. Bei möglichen Kontrahenten wie dem Titelverteidiger FC Chelsea, Real Madrid und Ajax Amsterdam könnte das Abenteuer von nur kurzer Dauer sein. Die Gruppenphase beginnt am 14./15. September und endet am 7./8. Dezember.

Mit ein wenig Losglück steigen die Chancen, dass die Bundesliga wie im Vorjahr mit allen vier Vertreten immerhin bis in die K.o.-Runde einzieht. Das könnte den Clubs helfen, die in Corona-Zeiten entstandenen finanziellen Verluste ein Stück weit auszugleichen. Mönchengladbach (Manchester City) und RB Leipzig (Liverpool) scheiterten im Achtelfinale, für die Bayern (Paris) und den BVB (Manchester City) war eine Runde später Endstation.

Zumindest die Bayern haben traditionell höhere Ansprüche. Zwei Jahre nach dem Champions-League-Triumph von Lissabon nehmen die Münchner das Endspiel in St. Petersburg ins Visier. Der zuvor titellose neue Trainer Julian Nagelmann machte bereits nach dem Gewinn des Supercups vor gut einer Woche in Dortmund aus seinen großen Ambitionen keinen Hehl: «Ich wünsche mir mehr Titel als nur einen. Ich würde gern ein Titel-Hamster sein.» Ähnlich ambitioniert klang Präsident Herbert Hainer vor Saisonbeginn im «Kicker»: «Wir wollen international ganz, ganz vorne dabei sein.»

Ziel: Überwintern

Auch in Leipzig und Dortmund ist das Überwintern im Wettbewerb ein erklärtes Ziel. Die Leipziger träumen von einem ähnlichen Coup wie 2019/2020, als er Einzug in die Runde der letzten vier Teams gelang. «Wir werden uns die Auslosung zusammen anschauen», kündigte Dani Olmo an. Dass der spanische Nationalspieler auf die Nennung von Wunschgegnern verzichtete, spricht für gewachsenes Selbstvertrauen. «Es ist mir egal. Aber natürlich, wenn es eine spanische Mannschaft würde, wäre mir das sehr willkommen.»

Wenige Monate nach dem vorerst gescheiterten Versuch von zwölf europäischen Topclubs, eine Super League zu gründen, will die Champions League in Istanbul ihren Ruf als Königsklasse festigen. Die Kür der besten Trainer und Spieler sorgt für zusätzliches Rampenlicht. Ein Jahr nach Hansi Flick könnte mit Champions-League-Sieger Thomas Tuchel (FC Chelsea) erneut ein deutscher Fußball-Lehrer die Wahl gewinnen. Der einstige BVB-Coach konkurriert mit dem Italiener Roberto Mancini, der die Azzurri zum EM-Titel führte, und Pep Guardiola, der mit Manchester City Meister wurde und das Finale der Champions League erreichte, um den Titel.

Beim Spieler des Jahres wird ein neuer Name in die Ehrenliste eingetragen. Dass sich die Seriensieger Lionel Messi noch Cristiano Ronaldo bereits zum zweiten Mal in Folge nicht unter den ersten drei platzieren konnten, dokumentiert das Ende einer Ära. Stattdessen gehen in Kevin De Bruyne (Manchester City), N’Golo Kanté und Jorginho (beide FC Chelsea) drei Mittelfeldspieler ins Rennen um die kontinentale Krone. Bei den Frauen stehen in Jennifer Hermoso, Alexia Putellas (beide Spanien) sowie der Niederländerin Lieke Martens gleich drei Spielerinnen des Champions-League-Siegers FC Barcelona zur Wahl.

Von Heinz Büse, dpa