«Stark, Trimmi!» Nach der ersten rauschenden Europa-Party im Olympiastadion von Helsinki hatte Max Kruse ein Sonderlob für Christopher Trimmel parat.
Bei Cola, Burger und Pommes hatte der Kapitän des 1. FC Union Berlin im fernen Finnland das ZDF-Programm im Hotel-Fernseher einstellen können. Gundula Gause verlas dort gerade die Nachricht vom 4:0-Sieg der Eisernen bei Kuopio PS im Playoff-Hinspiel der Conference League. Trimmel machte als Andenken schnell noch einen Handy-Schnappschuss vom TV-Bild.
Der Weg ist für die Eisernen nun praktisch frei in die Gruppenphase, in der der neue und oft belächelte Europacup-Wettbewerb mit durchaus klangvollen Namen wie Tottenham Hotspur, AS Rom, FC Basel und vielleicht auch noch den Glasgower Rangers einen besonderen Reiz entwickeln könnte. «Müde aber zufrieden gehts zurück nach Berlin», teilte ein erschöpft dreinblickender Kruse am Freitagmorgen mit einem Selfie aus dem Sonderflieger über seine Social-Media-Kanäle mit.
Vorsichtige Union-Statements
So euphorisch die Feierlichkeiten mit den mehreren hundert Fans in der Arena waren, so professionell und vorsichtig waren dann die Union-Statements. Vor möglichen Reisen in kontinentale Fußball-Metropolen geht es ohnehin erstmal nach Sinsheim. Bundesliga bei der TSG 1899 Hoffenheim steht am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) an. Die Berliner müssen erstmals beweisen, dass sie den Spagat der Wettbewerbe schadensfrei hinbekommen.
Der nächste Festtag ist aber schon gebucht. Ausgerechnet im Berliner Olympiastadion, der Heimat von Lokalrivale Hertha BSC, soll am kommenden Donnerstag (20.30 Uhr) der theoretische Restzweifel an der Fortsetzung des Europa-Engagements beseitigt werden. Das eigene Stadion An der Alten Försterei ist nicht UEFA-tauglich. Ironisch nennt man die zweite Playoff-Partie in der riesigen Arena im Westen der Hauptstadt bei Union das «Sch(l)üsselspiel».
Trainer Urs Fischer konnte in Helsinki bei aller Freude nicht raus aus seiner Haut. «Im Fußball kann vieles schnell schief gehen. Es ist ein tolles Resultat, es gibt aber noch ein Rückspiel», sagte der Schweizer. Fischer musste sich mit Trimmel abgesprochen haben. Denn auch der Österreicher fand noch vor dem Fast-Food-Schmaus mit den Kollegen im Hotel bemüht klingende Warnungen vor dem Rückspiel gegen den finnischen Pokalsieger. «Die werden alles nach vorne werfen, werden alles riskieren. Daher sind wir gewarnt und werden das Rückspiel hochkonzentriert angehen», sagte Trimmel.
Doppeltorschütze Awoniyi
Vorsicht und Understatement gehören schon lange zu den Grundtugenden der neuen deutschen Spaß-Fußball-Fraktion aus Berlin-Köpenick, die vor gut zwei Jahren noch in den Niederungen der zweiten Liga spielte. Weder Fischer noch Trimmel werden ihre Vorsicht-Formulierungen aber selbst so ganz geglaubt haben.
Gleiches gilt für Doppeltorschütze Taiwo Awoniyi. «Es ist noch nicht geschafft. Wir müssen es in Berlin zu Ende bringen», sagte er. Es müsste aber schon alles Erdenkliche schief laufen, damit die Gruppenphase des Europapokal-Wettbewerbs vom 16. September an ohne Union Berlin stattfindet. Fünf Gegentore? Eigentlich ausgeschlossen.
Die Bilder aus Helsinki demonstrierten auch, welche Möglichkeiten die von vielen skeptisch betrachtete Conference League für die Berliner bieten kann. Ein Stimmungsaufheller immer wieder donnerstags. Die mehreren hundert Fans, obwohl laut UEFA-Regeln gar nicht zugelassen, sorgten im Olympiastadion für eine große Party-Atmosphäre. «Danke, an die Fans. Das war ein gelungener Auftakt», sagte Trimmel.
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