Die Polizei in Bayern pflegt eine bislang kaum bekannte Datenbank mit Personalien von Fußballfans und wird deswegen von Datenschützern und Fan-Vertretern kritisiert.
Niemand wisse genau, wie er oder sie in dieser Datei lande. Unklar sei auch, was mit den Daten passiere, sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer in München. Zuerst hatte der «Kicker» (Donnerstag) darüber berichtet.
Deisenhofer und die Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze hatten entsprechende Anfragen zu dem Thema gestellt. Demnach sind Daten von 1644 Menschen in der Datenbank mit dem Namen «EASy Gewalt und Sport» gespeichert. Das seien deutlich mehr als in der bundesweiten «Datei Gewalttäter Sport», in der etwa 500 Menschen mit Wohnsitz im Freistaat geführt würden. Die Mehrzahl der in der bayerischen Datei erfassen Personen seien Fans des 1. FC Nürnberg, gefolgt von Anhängern des TSV 1860 München. Knapp 250 Fans des FC Bayern München seien gespeichert.
Deisenhofer kritisierte die Einrichtung der Datenbank als «unverständlich», da die Zahl der Delikte und Ordnungswidrigkeiten in Bayern seit Jahren kontinuierlich zurückgehe.
«Individualprognose» in der Kritik
Kritik gibt es demnach auch an den niederschwelligen Kriterien für die Aufnahme in die Datenbank. «Die Entscheidung zur Speicherung einer Person […] erfolgt nicht auf Basis eines einzelnen relevanten Sachverhalts, sondern auf Grundlage einer sogenannten Individualprognose», heißt es nach Angaben des «Kicker» in der Antwort auf die Anfrage. «Man kann also in der Datensammlung landen, wenn die Polizei meint, dass von einer Person die Gefahr des Anbringens von Aufklebern ausgeht», zitierte der «Kicker» den Strafverteidiger Marco Noli aus München, der Mitglied der AG Fananwälte ist.
Zum Nutzen der Datei antwortete das Innenministerium: «Die Datei «EASy GS» dient der Gewinnung von personenbezogenen Erkenntnissen über Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Angehörigen gewaltbereiter Szenen im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen.» Insbesondere organisierte Fußball-Fans wehren sich seit Jahren gegen eine pauschale Kriminalisierung.
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